Blutnebel
angeschaut, und dort gibt es so viele Hinweise darauf, dass ich mir ziemlich sicher bin.«
Er wirkte einigermaßen interessiert. »Ich wusste gar nicht, dass es im Museum Aufzeichnungen aus Ashtons Zeit gibt. Hmm.« Mark starrte in seinen Kaffee. »Ich will nicht lügen, aber es fällt mir wirklich schwer, mich mit der Vorstellung anzufreunden.« Er hielt die freie Hand in die Höhe, um mögliche Einwände ihrerseits abzuwehren. »Ich will auf keinen Fall deine Leistung schmälern. Aber du liebe Zeit, Ramsey. Es war schon hart genug zu akzeptieren, dass wir einen Mörder in unserer Mitte haben. Und dann noch die Möglichkeit, dass der Täter ein regelrechter Serienkiller sein könnte.«
»Wir sind noch weit davon entfernt, das zu beweisen.«
Er sprach weiter, als hätte sie nichts gesagt. »Und jetzt soll ich auch noch in Betracht ziehen, dass der Gründervater unserer Stadt eine Art Geisteskranker war, der im Namen Jesu gemordet hat, und jemand mit Verbindungen zu unserer Gegend das gleiche kranke Hirn hat?«
»Es ist schwer zu begreifen«, räumte sie ein, wobei sie sich fragte, was er sagen würde, wenn sie Devs Mutmaßung wiederholte, die Ruth Ashton mit dem roten Nebel in Verbindung brachte. »Es sind eine Menge offene Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt.« Sie lehnte sich vor, beide Hände um ihren Kaffeebecher gelegt. »Aber du weißt ebenso gut wie ich, dass sich oft alles auf einmal erklärt. Und ich habe das Gefühl, dass wir schon nah dran sind, Mark. Wir kommen immer näher.«
»Ich hoffe bei Gott, dass du recht hast. Die letzten Reporter sind erst vor zwei Tagen verschwunden, und zwar hoffentlich für immer. Die Menschen haben ein Recht darauf, sich in ihrem Heim sicher zu fühlen. Wir müssen die Sache zu einem Ende bringen, damit die Leute wieder zu ihrem normalen Leben zurückkehren können.«
»Und das möglichst bald.«
Mark trank noch einen Schluck Kaffee und schloss dabei kurz die Augen. »Powell hat auch gesagt, dass er morgen wieder hierherkommt. Und dass du ein Profil erstellt hast, das ihr zwei noch mal zusammen durchgehen wollt.«
»Zumindest werde ich bis dahin ein Profil haben.« Bei dem Gedanken stand sie auf. »Ich bin noch nicht ganz fertig, aber wenn ich es habe, bekommst du ein Exemplar.«
Er nickte. »Dafür wäre ich dir dankbar.«
Sie verließ sein Büro, nicht ohne im Hinausgehen noch ein paar Worte mit dem schweigsamen Deputy Stratton zu wechseln. Dann lief sie zu ihrem Auto. Sie wollte ihr Werk noch einmal durchgehen, ehe sie es Powell zeigte, und die Erwähnung seines Namens hatte sie daran erinnert, wie dringend die Sache war.
Auf der Fahrt zum Motel fiel ihr ein, dass sie normalerweise die ganze Nacht aufgeblieben wäre, um das Profil noch in allen Einzelheiten auszufeilen.
Doch die letzte Nacht war alles andere als normal gewesen. Und sie hatte nicht die leiseste Absicht, das zu bereuen.
23. Kapitel
Celia Ann kam aus dem Haus geeilt, als Dev am Straßenrand davor hielt. Jeder andere hätte geglaubt, seine Mutter könne es kaum erwarten, ihn zu sehen. Doch Dev wusste genau, dass er keine herzliche Begrüßung erwarten durfte.
Er stieg aus und schlenderte die hübsche gepflasterte Einfahrt hinauf. Seine Mutter hatte es wirklich zu etwas gebracht. Das neue Haus, das sie mit seinem Stiefvater bewohnte, stand zwar nicht in einer bewachten Wohnsiedlung, aber es war doch ein ganz ähnliches Viertel, mit Steinpfosten und imposanten Schildern aus dunklem Metall an der Einfahrt, die Fremde darüber informierten, dass sie jetzt nach Wedgewood Estates kamen. Dev war noch nie in dieses Haus eingeladen worden, obwohl seine Mutter und sein Stiefvater seines Wissens schon vor fast einem Jahr hier eingezogen waren.
Aber das hatte ihn nicht überrascht.
»Mama.« Er beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die kühle Wange, die sie ihm hinhielt. »Du bist bildschön wie immer.«
Das stimmte tatsächlich. In ihrem schwarz-weißen Sommerkleid und den hochhackigen Schuhen wirkte sie schlank und attraktiv. Das blonde Haar hatte sie sorgfältig im gleichen Ton gefärbt wie seines. Und falls das Alter die Frechheit besitzen sollte, sich in ihrem Gesicht zu zeigen, so verfügte sie über die nötigen diskreten Tricks, um es zu vertreiben.
»Devlin.« Ihr Lächeln war verkrampft. »Ich habe dich schon vor Stunden erwartet.«
»Großvater hatte einen Anfall. Ich musste ihn beim Arzt abholen.«
Ihr Blick huschte in Richtung Haus. »Sehr bedauerlich. Der Punkt ist
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