Blutnebel
passiert ist.«
»Genau da, glaube ich, irren Sie sich.« Er leerte seine Flasche und stellte sie vor sich auf den Tisch. »Sie sind eben eine von denen, die nichts glauben, was sie nicht sehen, berühren und untersuchen können.«
»Ich glaube an Fakten«, warf sie ein.
»Fakten sind schön, wenn es welche gibt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich schon ein paar Dinge gesehen habe, die die Wissenschaft nicht erklären kann. Nicht oft, zugegeben. Ich sehe weitaus mehr, was sich hinterher als reiner Schwindel entpuppt. In meinen Büchern bemühe ich mich darum, so etwas zu entlarven. Aber ein paarmal war es eben doch anders …« Sein Gesichtsausdruck hätte Ramsey beinahe veranlasst, nach Einzelheiten zu fragen. Beinahe.
»Jedenfalls ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um der Legende von Buffalo Springs auf den Grund zu gehen.« Er stand auf und brachte seine leere Bierflasche in die Küche. »Mir ist aufgefallen, dass Mord die Leute ganz schön aufregt. Und wenn sie aufgeregt sind, reden sie. Nicht so sehr mit Fremden, aber mit mir. Das meiste, was sie reden, ist dummes Zeug, aber hin und wieder kommen doch Details heraus, die interessant sind. Ich hoffe, dass genug solcher Details bekannt werden, damit ich mir ein klareres Bild davon machen kann, was passiert ist, als der rote Nebel das letzte Mal gesichtet wurde.«
Es war eine etwas masochistische Art, an Informationen zu kommen, doch da sie jetzt verstand, was ihn antrieb, schwieg sie. Sie musste zugeben, dass dies ein mutigerer Weg war, mit seiner Vergangenheit umzugehen, als den Staat zu verlassen und nie mehr zurückzukehren, wie sie es getan hatte.
Nicht, dass sie diese Entscheidung revidieren würde.
»Tja.« Sie schob ihre halbleere Bierflasche weg und stand auf. »Dann will ich Sie mal nicht länger aufhalten.« Sie musterte die Ausrüstungsgegenstände im Nebenzimmer und dann ihn. »Ich meine … um Mitternacht wollen Sie wahrscheinlich auf dem Friedhof sein, oder?«
Sein Grinsen verriet ihr, dass sie etwas Idiotisches gesagt hatte, doch er nahm es sportlich. »Die Uhrzeit ist gar nicht so wichtig. Es reicht, wenn ich irgendwann vor Morgengrauen dort bin. Die Leute haben es nicht gern, wenn man an den Gräbern ihrer Lieben herumlungert, ganz egal mit welchen Absichten. Ich habe Marks Büro darüber informiert, dass ich auf den Friedhof gehe, falls jemand melden sollte, dass er dort Lichter gesehen hat oder so.«
Ramseys Meinung über seine Intelligenz hatte sich ein wenig verbessert, seit sie seine Einschätzung der übernatürlichen Phänomene vernommen hatte, die er erforschte. Doch es erschien ihr immer noch als ausgesprochen merkwürdiger Broterwerb.
Allerdings gab es auch Leute, darunter ihre eigene Familie, die nicht müde wurden, darauf hinzuweisen, dass ständig auf Achse zu sein, um die brutalsten Verbrechen aufzuklären, auch nicht unbedingt in die Kategorie »normal« fiel.
Mit Dev im Schlepptau durchschritt sie den Raum, indem sie vorsichtig um die aufgestapelten Gerätschaften herumging. Doch irgendetwas bremste sie, als sie bereits die Hand an der Tür hatte.
Sie wandte sich um und musterte ihn nüchtern. »Das mit Ihrem Vater tut mir leid, Stryker.« Und das tat es wirklich. Die Fehltritte der Eltern wirkten sich unweigerlich auf das Kind aus. Vielleicht hatte er ja seine scheinbar unerschöpfliche Freundlichkeit als Abwehrmechanismus gegen einige dieser Schläge entwickelt.
Er stand nun dicht vor ihr. »Ich gestehe, dass es mir ganz recht ist, wenn du die komplette Geschichte kennst. Ich hab mir selbst mehr oder weniger geschworen, dass du alles wissen musst, bevor ich das hier wage.«
Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um dem Leuchten in seinen Augen zu misstrauen, jedoch offenbar nicht gut genug, um zu erraten, was es bedeutete. Denn als er seinen Mund auf ihren presste, konnte sie nur völlig verblüfft stehen bleiben. Doch sie konnte fühlen. Oh Gott, und wie sie fühlte. Als seine Lippen die ihren umfingen, durchzuckte sie etwas, das ihren Puls zum Rasen brachte und kleine Raketen auf Körperregionen abfeuerte, die schon seit Ewigkeiten … Sie konnte nicht mehr klar denken. Oh Gott … Wahnsinn, machte er das gut.
Sie streckte eine Hand aus, klammerte sich an sein Hemd und kostete den harten, heißen Druck seiner Lippen noch ein wenig länger aus. Erwiderte ihn.
Er ließ seine Zunge über ihre Lippen spielen und versuchte, sie zu öffnen. Sie war außerstande, sich ihm zu verweigern. Stattdessen zog sie ihn enger
Weitere Kostenlose Bücher