Blutnebel
vornehmen.
Auch bei seinem Vater.
Viele Einwohner von Buffalo Springs hätten Lucas Rollins nicht zu den Opfern gezählt, doch ehe Dev mit seinen eigenen Ermittlungen nicht fertig war, behielt er sich ein Urteil darüber vor. Egal was andere von ihm oder von seinem Beruf halten mochten, er war in erster Linie Wissenschaftler und interessierte sich für Beweise. Was ein Beweis war, unterschied sich lediglich geringfügig von dem, was das Gesetz zufriedenstellte.
Mit sicherem Schritt stapfte er um die überwachsenen Gräber mit ihren verwitterten Grabsteinen herum. Der Friedhof befand sich am Ortsrand, wobei sein neuester Teil mit den frisch geschliffenen und polierten Grabsteinen auf der anderen Seite lag. Doch Dev hatte diesen Teil schon immer lieber gemocht, mit seinen riesigen alten Bäumen, die ihre Zweige schützend über die Toten zu breiten schienen.
Hier hatte er als Kind gespielt, mit Freunden aus der Stadt. Hier hatten sie Indianerkämpfe ausgefochten und zahlreiche intergalaktische Schlachten durchgestanden, ehe sie unweigerlich vom Friedhofsaufseher verjagt worden waren.
Die Erinnerung ließ ihn schmunzeln. Eddie Hammonds hatte damals als Aufseher fungiert und immer ein paar Stunden lang so getan, als bemerke er ihre Anwesenheit nicht, ehe er sie verjagte. Der neue Mann, den er diesen Nachmittag kennengelernt hatte, hatte sofort missbilligend das Gesicht verzogen, als ihm Dev das auf Briefpapier der Sheriffbehörde getippte Schreiben von Mark gezeigt hatte, in dem er bat, Dev heute Nacht Zugang zu dem Friedhofsgelände zu gewähren. Doch er hatte nichts dagegen tun können, außer in bärbeißigem Ton zu verlangen, dass Dev die alten Eisentore hinter sich abschloss, wenn er den Friedhof verließ.
Man konnte ziemlich sicher sein, dass Kinder heutzutage nicht mehr hier spielen durften.
Lora Kuemper war nicht auf dem Lageplan aufgeführt, den er am Nachmittag konsultiert hatte. Doch vor neunzig Jahren begruben die Leute ihre Toten ebenso oft auf ihrem eigenen Grundstück wie auf einem Friedhof, vor allem Farmbewohner. Cal Hopkins’ Namen hatte er allerdings gefunden, und zu dessen Grab war er nun unterwegs.
Er hatte im Lauf der Jahre schon etliche Nächte auf Friedhöfen zugebracht, doch dies war das erste Mal, dass er keine Geräte mitschleppen musste, die verborgene Lautsprecher oder andere technische Anlagen ausfindig machten. Diesmal brauchte er sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er angebliche Spukerscheinungen als Humbug entlarven konnte.
Beim Gehen ließ er den Laserpointer seines digitalen Infrarot-Thermometers immer wieder ungezielt durch die Gegend wandern. Der Temperatursensor zeigte sofort einen Messwert und registrierte mehr als einmal eine relativ kalte Stelle, was in den Augen mancher auf eine spirituelle Präsenz hinwies. Dev hätte die Stellen gern genauer untersucht, doch er zwang sich, bei der Sache zu bleiben. Es war wirklich nicht wichtig, ob frühere Einwohner von Buffalo Springs in Frieden ruhten. Was eine Rolle spielte, war, ob diejenigen, die mit dem roten Nebel in Verbindung gebracht wurden, immer noch das Bedürfnis hatten, ihre Anwesenheit kundzutun.
Am Ende fand er keine Anzeichen dafür, dass Cal Hopkins’ Geist in paranormalen Gefilden wütete. Und Lucien Tarvester lag nicht hier begraben, daher bahnte er sich den Weg über den Friedhof zu einem etwas neueren Bereich.
In den Bereich, wo sich das Grab seines Vaters befand.
Zuerst machte er an den Gräbern von Jessalyn und Sally Ann Porter halt. Er stand lange davor und musterte aufmerksam das beleuchtete Display des Elektrofeldmeters. Interessanterweise gab es eine gewisse Aktivität, und die Nadel schwang langsam vor und zurück, ehe sie sich wieder auf Normalstellung einpendelte, sodass er sich fragte, ob das wohl …
»Was treibst du denn hier?« Eine harte, kalte Hand legte sich auf seine Schulter.
»Guter Gott!« Dev machte einen Satz wie ein Floh auf einem nassen Hund. Selbstverständlich wusste er, dass es nicht Jessalyn Porter war, die von ihm Rechenschaft forderte. Doch er war so überrascht, dass er nach hinten stolperte und gegen einen ausgesprochen massiven Körper stieß.
Sobald er sich umdrehte, erkannte er sein Gegenüber. Der Betreffende war ihm nur geringfügig willkommener, als wenn sich ihm einer der Dauerbewohner des Friedhofs als Auferstandener genähert hätte. »Ah … guten Abend, Reverend.«
Reverend Jay Biggers funkelte ihn an, während er sich gegen den Strahl der
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