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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Polizeibericht über die Sache eingesehen, doch sie musste zugeben, dass dies mehr ihrer eigenen Neugier geschuldet war. Es wäre doch reichlich weit hergeholt zu behaupten, dass die Sache mit dem Fall zusammenhing, der sie hierhergeführt hatte.
    »Ich habe gehört, man kam letztlich zu dem Schluss, sie sei wahrscheinlich in den Teich gefallen und ertrunken.«
    Er seufzte, als wäre die Erinnerung eine traurige. »Das war die naheliegendste Erklärung. Es war eine bedrückende Zeit für alle hier, das kann ich Ihnen sagen. Ihre Mutter ist im selben Jahr umgekommen. Die Leute haben darüber geredet, und das erfüllt selten einen sinnvollen Zweck.«
    Sie war voll und ganz seiner Meinung. »Was ich Sie eigentlich fragen wollte, war, was Sie über Heilkundige hier in der Gegend wissen. Leute, die Kräuter und Wurzeln und dergleichen gegen verschiedenste Leiden verabreichen.« Sie bemerkte, wie er rasch auf die Uhr sah. »Aber wenn Sie zu beschäftigt sind, kann ich auch ein andermal wiederkommen«, warf sie ein. »Oder Sie rufen mich später an. Ich weiß ja, dass noch Patienten auf Sie warten.«
    Er zwinkerte. »Keine Sorge. Im Moment sitzt nur Connie Streich mit ihrem Sohn Bobby draußen. Sie ist ein bisschen überfürsorglich und bringt ihn fast jede Woche wegen irgendeiner eingebildeten Krankheit hierher. Es tut ihnen beiden gut, wenn sie ein bisschen länger sitzen. Dem Jungen fehlt nichts, was eine knackige Weidenrute nicht beheben könnte.«
    Auch hierin musste sie ihm eigentlich zustimmen. »Ich bin beim Warten in den Genuss seines … äh … netten Wesens gekommen.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Er schlang sich beide Hände um die Knie und lehnte den Kopf zurück, als dächte er nach. »Mal sehen. Heilkundige. Als ich als Arzt hier angefangen habe, waren die Hügel voll von ihnen. In den ersten zwei Jahren, die ich die Praxis hatte, habe ich schätzungsweise nur ungefähr hundert Leute behandelt. Es war auch für die Stadtbewohner ganz normal, mit allen möglichen Gebrechen zu einem Heiler zu gehen. Die Zeiten ändern sich hier in der Gegend nur langsam und die Ansichten noch langsamer.«
    »Aber Sie konnten sie nach und nach für sich gewinnen.«
    Er warf ihr einen zufriedenen Blick zu. »Ja. Durch jahrelange harte Bemühungen. Und reichlich Aufklärungsarbeit. Aber ich habe mir eine ordentliche Praxis aufgebaut, obwohl es immer noch welche gibt, die an den alten Gebräuchen festhalten.«
    »Wissen Sie noch irgendwelche Namen?«
    »Oje.« Er schüttelte den Kopf. »Die meisten müssen inzwischen längst tot sein. Rose Thornton hat sich mal als Heilerin betätigt, aber sie kommt auch ganz schön in die Jahre, genau wie wir alle. Jedenfalls ist sie eine derart streitsüchtige Xanthippe, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie die Leute es aushalten, wenn sie an ihnen rummurkst.« Seine Augen zwinkerten hinter den Brillengläsern. »Ganz egal, was Dev auch sagt, mein Benehmen an der Bettkante ist gar nicht so übel.«
    Sie lächelte, genau wie er es beabsichtigt hatte. »Dann fällt Ihnen also sonst niemand ein, der nach wie vor auf dem Gebiet tätig ist?«
    Anscheinend tief in Gedanken sog er die Unterlippe ein. »Es gab mal Selma Pritchard. Hat ungefähr fünf Meilen außerhalb der Stadt in den Hügeln gelebt. Ich habe keine Ahnung, ob sie noch lebt oder nicht. Hab sie jahrelang nicht gesehen, aber das hat nichts zu sagen.«
    Ramsey unterdrückte ihre Enttäuschung und stand auf. Wenigstens hatte sie zwei Namen erfahren, und wenn sie denen nachging, erfuhr sie vielleicht weitere. Es konnte auch nicht schaden, sich bei Letty im Sheriffbüro zu erkundigen. Ramsey hätte wetten können, dass sie fast so alt war wie der Doc und sich womöglich noch an mehr Namen erinnerte.
    »Ich will Sie nicht länger aufhalten. Aber ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
    Er stand auf und begleitete sie galant zur Tür. »Ich mag ja schon alt sein, aber die Gelegenheit, ein bisschen Zeit mit einer hübschen Frau zu verbringen, lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Richten Sie Devlin aus, dass ich ihn ausgestochen habe. Ein wenig Konkurrenz tut dem Jungen ganz gut.«
    Da es ihr unhöflich erschienen wäre, darauf hinzuweisen, dass Stryker für eine etwaige Konkurrenz gar nicht zur Debatte stand, lächelte sie nur und dankte ihm erneut, ehe sie durch die Tür ging, die er ihr aufhielt.
    Die Arzthelferin musste bereits auf ihren Abgang gewartet haben, denn noch ehe Ramsey den Flur

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