Blutnebel
sitzen kam.
Und dann gönnte er sich einen Moment lang den herrlichen Anblick, wie der Zorn in ihre grüngoldenen Augen stieg.
»Komme ich dir wie ein Schoßhündchen vor, Stryker?«
»Nein, wirklich nicht«, musste er ehrlichkeitshalber zugeben. »Aber ich habe festgestellt, dass das die absolut beste Stellung für ein bisschen Bezirzen ist.«
Es war ein Hochgenuss, die verschiedenen Empfindungen über ihre Miene fliegen zu sehen, ehe sprachlose Verblüffung die Oberhand gewann und sich dort festsetzte.
»Bezirzen?«
»Flirten«, erklärte er, während er ihre Hand, die er nicht losgelassen hatte, an die Lippen führte und ihr einen Kuss auf die Handfläche drückte. »Ich habe den Eindruck, dass das ein Gebiet ist, das in deinem Leben durch traurige Abwesenheit glänzt. Ich würde die Lücke gern füllen.«
»Du willst dir wohl«, sagte sie drohend, »eine gebrochene Nase holen.«
»Zu spät. Dafür hat schon mein Stiefvater gesorgt, als ich vierzehn war.« Und ihm dabei eine wertvolle Lehre erteilt. Wenn du mit jemand Größerem in den Ring steigst, brauchst du dringend ein paar Fertigkeiten, um den Größenunterschied wettzumachen. Er hatte die Fertigkeiten gelernt, und sie hatten ihm im Lauf der Jahre gute Dienste geleistet. Aber er würde den Teufel tun und dem Mann jemals dafür dankbar sein.
Ramsey stutzte. »Dein Stiefvater hat dir das angetan?«
Er hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte ihr einen Kuss auf die weiche Haut am Handgelenk. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie zartknochig sie war, weil er sich viel zu sehr auf ihre langen Beine konzentriert und sich in Fantasien über die Kurven unter ihrem Blazer ergangen hatte, falls er ihr diesen jemals auszuziehen vermochte.
»Mm-hmm.« Er spürte ihren Puls, der ein bisschen zu hektisch schlug, um völliges Desinteresse zu simulieren. Aus reiner Lust senkte er den Kopf, um ihren Hals zu liebkosen.
»Ich hoffe, jemand hat ihn dafür in den Knast geschickt.«
Er brauchte einen Moment, um ihre Bemerkung zu verarbeiten. »Nein. Es war ein ›Unfall‹. Ich war ein frecher Zwölfjähriger, als er mir Boxen beigebracht hat. Es gab eine Menge ›Unfälle‹ bei diesen Stunden.« Er fuhr mit der Zunge die Sehne an ihrem Hals entlang, ehe er sachte die Zähne darum schloss und zufrieden registrierte, dass sie erschauerte. »Ich war sechzehn, als er zum ersten Mal selbst einen ›Unfall‹ hatte. Danach musste ich zu meinem Großvater umziehen.« Da das genau das gewesen war, was er wollte, war es keine schlimme Erinnerung – abgesehen davon, dass der Vorfall sein Verhältnis zu seiner Mutter für immer verändert hatte.
Unter ihrer Kehle lag eine verführerische Kuhle, die er mit seinen Lippen erforschte, ehe er die Zungenspitze über die umliegenden Knochen spielen ließ. Sie war ein Sinnbild an Gegensätzen, kalter Logik und warmer Haut. Eckige Kanten und sanfte Kurven. Am liebsten hätte er jeden einzelnen dieser Gegensätze selbst entdeckt und einen nach dem anderen bewundert, bis er herausgefunden hätte, was echt war. Und was aufgesetzt.
»Bei unserem Date musst du ein Kleid tragen. Etwas Enges und Feminines.« Riemchensandalen mit meterhohen Absätzen wären auch schön gewesen, doch er wollte es nicht übertreiben.
Allmählich kam ihr Ellbogen in bedrohliche Nähe seines Bauchs. »Kommt nicht infrage. Du bist ein bisschen spät dran, wenn du jetzt noch Bedingungen stellen willst. Außerdem hab ich sowieso kein Kleid dabei.«
»Okay.« Er war ja schließlich vernünftig. »Aber du musst wenigstens die Pistole ablegen. Und das Jackett.«
»Hör mal, Stryker …« Ihre Versuche aufzustehen brachten ihre Hüfte in gefährliche Nähe zu seinem wachsenden Interesse. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass das nicht läuft.«
Er zog erst an ihrer einen und dann an der anderen Hand und legte sich beide um den Hals. »Was läuft nicht?« Er drückte ihr einen Kuss neben den Mund, ehe er mehrere Küsse um ihr Kinn herum platzierte. »Das?« Er hielt an der babyweichen Haut unter dem Ohrläppchen inne. »Oder das?« Als sich ihre Hände unwillkürlich um seine Schultern schlossen, freute er sich diebisch über ihre Reaktion.
»Ja, beides. Nichts, meine ich.« Die letzten Worte klangen dumpf, da er gleichzeitig an ihrer vollen Unterlippe knabberte – und registrierte, wie sie den Atem anhielt, ehe sie ihn in einem einzigen langen Stoß ausstieß. »Verdammt, Dev.«
Da er ein gewisses Maß an Kapitulation aus ihren Worten herauszuhören glaubte,
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