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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Taschenlampe hantieren sollte, fand Dev abwegig. Er erinnerte sich noch daran, dass die alte Bruchbude, in der sie lebte, erst in seiner Kindheit mit Strom und fließend Wasser ausgestattet worden war. Das Haus lag isoliert und wurde im Norden von einer Schotterstraße flankiert, während im Westen der Friedhof und auf den beiden anderen Seiten die Wälder lagen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er zweifelnd. »Ich hab sie seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen, daher weiß ich nicht, wie es ihr zurzeit geht. Aber sie muss inzwischen beinahe neunzig sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nachts im Wald herumgeistert, ob mit oder ohne Taschenlampe.«
    »Also, irgendjemand war dort.« Ramsey ließ den Rand ihrer Pizza in die Schachtel fallen und wischte sich auffallend säuberlich die Finger. »Vielleicht war es ja dieser Ezra T., von dem du mir erzählt hast. Er streunt doch durch die Wälder, hast du gesagt.«
    »Es ist genauso unwahrscheinlich, dass er eine Taschenlampe hat, wie Rose …« Dev fuhr schlagartig in die Höhe, als ihm ein Gedanke kam. »Wie haben diese Lichter denn genau ausgesehen?«
    Sie blickte ihn mit demonstrativer Nachsicht an. »Wie wenn sich jemand am Waldrand bewegt und mit einem Licht in die Gegend leuchtet.«
    »Hast du nur ein Licht gesehen? Oder mehrere?«
    Seine Frage überraschte sie. »Es könnten auch mehrere gewesen sein, glaube ich«, sagte sie langsam. »Ich dachte, es sei ein Licht, das umherzuckt, aber es hätten auch drei sein können oder so. Es hat sich ziemlich schnell bewegt, deshalb hab ich mich gefragt, ob eventuell jemand etwas gesucht hat.«
    Tanzende Lichter. So hatte Becky das beschrieben, was sie im Wald gesehen hatte. Dev starrte Ramsey unverwandt an, während er angestrengt nachdachte. Ihre Worte ließen ihn an Geisterlichter denken, eine Manifestation paranormaler Energie. Genau das, was er auf dem Friedhof gesucht hatte. Das, wonach er an den ehemaligen Häusern der Beans und von Lora Kuemper Ausschau halten wollte, die er anhand der amtlichen Unterlagen ausfindig gemacht hatte.
    »Starr mich nicht so an, Stryker. Du machst mir ja Angst.«
    Er zog geistesabwesend die Mundwinkel hoch, doch seine Gedanken überschlugen sich. »Ehe wir morgen mit den Heilern sprechen …«
    »Ich habe nie gesagt, dass du mich begleiten darfst.«
    Er ignorierte ihren Einwurf. »… will ich noch am Gericht vorbeifahren und mir Klarheit über die Besitzverhältnisse von Roses Haus verschaffen.«
    Ramsey runzelte die Stirn. »Was hat das mit …« Als sie begriff, verdrehte sie die Augen. »Mal im Ernst, Stryker. Ich habe keinen Geist herumhüpfen sehen, sondern Lichter. Mach aus der Sache keine Stephen-King-Geschichte.«
    »Schwer zu sagen, was es gewesen sein könnte«, sagte er gelassen. Er erwartete nicht, dass sie sein Interesse an paranormalen Erscheinungen teilte, doch es störte ihn allmählich ein bisschen, dass sie sein Fachwissen auf dem Gebiet einfach abtat. »Aber es lohnt sich sicher, der Sache nachzugehen. Ich will dich unbedingt zu Rose begleiten.« Sie gab ihm keine Antwort. »Sieh es doch mal so«, fuhr er fort. »Ich gebe eine größere Zielscheibe ab als du. Wenn sie anfängt, uns mit Schrot zu beschießen, verspreche ich, deinen süßen Hintern zu decken.«
    Sie sah ihn mit schmalen Augen an. »Ich passe selbst auf meinen Hintern auf, vielen Dank.«
    »Ich wette, das machst du schon eine ganze Weile.« Er brauchte ihr postwendendes »Allerdings!« gar nicht, um zu wissen, dass er recht hatte. Ramsey hatte Abwehrmechanismen um sich herum aufgebaut, die schwer zu überwinden waren. Und er hätte zu gern gewusst, was sie dazu veranlasst hatte.
    Sie erhob sich und begann aufzuräumen, während er sich zufrieden zurücklehnte und ihr zusah, obwohl er durchaus begriff, dass sie ihm damit nahelegte, bald zu verschwinden. Witzig, wie durchschaubar sie allmählich für ihn wurde. Und auch ein bisschen beunruhigend. Er legte zwar Wert darauf, mit den meisten Leuten gut auszukommen, doch er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so spontane Nähe zu jemandem verspürt zu haben.
    Eine Nähe, die sie selbstverständlich kategorisch leugnen würde.
    Nachdem sie den Pizzakarton zusammengefaltet und in den Abfalleimer gestopft hatte, kehrte sie an den Tisch zurück und griff nach den übrig gebliebenen Servietten. Dev nutzte die Gelegenheit, indem er ihre ausgestreckte Hand nahm und daran zog, sodass sie mithilfe eines gekonnten kleinen Manövers auf seinem Schoß zu

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