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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ermittler abklappere, die laut den ViCAP-Treffern an ähnlichen Mordfällen gearbeitet haben.«
    Powell hob eine Schulter und legte die Blätter mit den Verbindungsdaten in einen Aktendeckel. »Ich bin mit Rollins im Sheriffbüro verabredet, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Wenn Sie aus Memphis zurückkommen, sollten Sie mal eingehend mit ihm über die Spur sprechen, die Sie da mit der Wurzel verfolgen. Man muss immer darauf achten, die beruflichen Höflichkeitsregeln zu befolgen, wenn man zu einem Fall hinzugeholt wird. Umso mehr, wenn man es mit einer Kleinstadtbehörde zu tun hat.«
    Sie nickte, obwohl sie die Ermahnung nicht gebraucht hätte. Hoffentlich konnte sie dem Sheriff mehr sagen, wenn sie mit ihm darüber sprach. Vielleicht hatte sie ja auch Glück mit einem der Anrufe, die sie bei – sie zählte in Gedanken – sechs kreuz und quer übers ganze Land verstreuten Ermittlern machen wollte, die Mordfälle bearbeitet hatten, welche dem hier ähnelten.
    Ramsey suchte auf dem Tisch nach den ViCAP-Treffern und verabschiedete sich von Powell, in Gedanken bereits bei den bevorstehenden Anrufen. Eingedenk der Zeitunterschiede würde sie mit den Detectives an der Ostküste beginnen. Sie könnte ohnehin von Glück sagen, wenn sie einen von ihnen an seinem Schreibtisch erwischte.
    Nach einem raschen Blick auf die Uhr wählte sie die erste Nummer. Vermutlich bliebe vor dem Abendessen auch noch genug Zeit, um Jonesy zu nerven. Je nachdem, wie die Anrufe verliefen, könnte sich das als das Highlight des Nachmittags erweisen.
    »Vickers, du verdammter Dieb! Nimm deine Gichtgriffel aus meiner Bonbonschublade!«
    Dev blieb vor Benjamin Gorders betreuter Wohneinheit stehen und drehte sich zu dem Mann um, den sein Großvater gerade anbrüllte. Der Beschuldigte, ein gebeugter, glatzköpfiger Mann um die neunzig, hielt sich begriffsstutzig eine Hand ans Ohr, während er die Einfahrt entlang davoneilte.
    Wobei »eilte« vielleicht nicht das geeignete Wort für jemanden war, der ein Gehwägelchen benutzte und mit der Geschwindigkeit einer Schnecke dahinwackelte.
    Dev wartete, bis sein Großvater ihn bemerkt hatte, ehe er sprach. »Das ist ja ein ganz schöner Desperado. Steht er schon beim FBI auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher?«
    Benjamin starrte ihn finster an. »Red nicht so schlau daher, Devlin. Vickers sieht bloß harmlos aus. Er schleicht sich einfach in unsere Zimmer, wenn wir mal einen Moment lang weg sind. Wegen ihm kann ich nicht mal Zitronenbonbons hier aufbewahren. Ich schwöre dir, er ist schlimmer als eine Ameisenarmee.«
    »Manche würden in einem solchen Fall vielleicht ihre Türen absperren.« Dev reichte seinem Großvater einen Beutel mit mehreren Tüten seiner Lieblingsbonbons. Auch in der Geschmacksrichtung Zitrone.
    Der Ältere sah in den Beutel, und seine Miene hellte sich auf. »Du hast recht. Ich weiß ja, dass du recht hast. Aber er muss wirklich mit dem Fernglas dasitzen und den Moment abpassen, wenn ich hinausgehe, um die Blumen zu gießen oder mit dem Nachbarn zu plaudern. Lass dich von dem Gehwägelchen nicht täuschen. Er ist schnell wie eine Schlange, wenn er will.«
    Dev warf dem Dieb, der es in der Zwischenzeit nicht mal die ganze Einfahrt hinunter geschafft hatte, einen zweiten Blick zu. »Wenn du meinst«, sagte er zweifelnd, folgte seinem Großvater in die kleine Wohnung und setzte sich aufs Sofa. Von dort aus studierte er den Mann, der ihn weitgehend aufgezogen hatte, versuchte jedoch, sich das nicht anmerken zu lassen.
    Sein Großvater wirkte fit, höchstens ein bisschen müde, wie Dev erleichtert feststellte. Infolge des Schlaganfalls war die eine Seite seines Gesichts teilweise gelähmt geblieben, doch davon und von seinem längst weiß gewordenen Haarschopf abgesehen, sah er noch ziemlich genauso aus wie früher. Nach wie vor eins achtzig groß und mit drahtigem Körperbau, wirkte er vielleicht nur ein wenig knochiger. Dev nahm sich vor, mit dem Küchenchef der Einrichtung zu sprechen, um sicherzustellen, dass der alte Herr mehr aß als nur seine Lieblingsbonbons.
    »Wo bist du denn gewesen?« Benjamin ließ sich in seinem Sessel nieder und blickte Dev an. »Ich hab dich ein paar Tage nicht gesehen.«
    »Da und dort. Hatte einiges zu erledigen.«
    Der Ältere musterte Dev scharf. »Unter anderem, dir Kopien von alten Polizeiberichten zu besorgen, hab ich gehört.«
    »Die Gerüchteküche in Buffalo Springs funktioniert ja offenbar noch bestens.«
    Benjamin schnaubte.

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