Blutnebel
besten Seite zeige.«
»Ihm zeigen, was ihm entgeht.«
Leanne nickte. »Genau. Ich will etwas tragen, das ihn bluten lässt.«
Die Worte ließen Ramsey auflachen. »Das Kleid könnte die ideale Waffe abgeben.«
»Glauben Sie?« Leanne wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Dann nehme ich es. Denn der Typ hat es weiß Gott verdient, dass man ihn ein bisschen bluten lässt. Nur ein kleines bisschen.« Sie wirbelte herum und klatschte begeistert in die Hände. »Dann können wir uns ja jetzt um Sie kümmern.«
Die Worte ließen Ramsey vor Schreck zusammenzucken. »Ich bin nicht … ich brauche kein …«
»Unsinn.« Leanne trat entschlossen an einen Ständer mit legereren Stücken und schaute ihn durch. »Suchen Sie etwas für Ihr Abendessen mit Dev?«
»Absolut nicht.«
Leanne lachte fröhlich und zog ein ärmelloses kirschrotes Top mit Knopfleiste hervor. »Zu gesetzt«, erklärte sie und schob es wieder hinein. Nahtlos knüpfte sie an ihr vorheriges Gespräch an. »Zu meiner Mutter hat er beim Mittagessen gesagt, dass Sie dringend wegmussten. So wie ich ihn kenne, hat er stattdessen eine Verabredung zum Abendessen rausgeschunden.«
»Sie kennen ihn ja ziemlich gut.«
»Besser als die meisten hier.« Mit abwehrender Geste winkte Leanne die Verkäuferin davon, die sich ihnen nähern wollte, und sprach weiter, während sie ein Kleidungsstück nach dem anderen herauszog und vor sich hinhielt, ehe sie es kopfschüttelnd wieder weghängte. »Die meisten sehen nur, was Dev nach außen zeigt, wissen Sie? Er ist so nett und – geben wir’s doch zu – sieht so verdammt gut aus, dass nicht jeder auf die Idee kommt, hinter die Fassade zu schauen.«
Ihre Worte bestätigten einen Verdacht, den Ramsey schon die ganze Zeit in Bezug auf den Mann hegte. Jeder errichtete seine eigenen Abwehrmechanismen. Und es konnte nicht einfach gewesen sein, mit der Vergangenheit seines Vaters in Buffalo Springs zu leben.
Leanne schnatterte unverdrossen weiter. »Aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, wann er wirklich verliebt ist. Er steht total auf Sie, das ist sonnenklar. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass Sie sein gewohnter Typ wären. Probieren Sie das mal an.« Dank ihrer schnellen Reflexe konnte Ramsey das jadegrüne, seidige Top auffangen, das Leanne ihr mitsamt dem Kleiderbügel zuwarf. »Darin werden Ihre Augen eher grün als braun wirken.«
Ramsey vermochte nicht zu sagen, was sie mehr verblüffte – Leannes Modetipps oder ihr lockeres Geplauder über Devs Gefühle für sie. »Ich bin nicht … keiner von uns ist momentan auf der Suche nach etwas Ernstem.«
Leanne sah sie befremdet an, ehe sie an den nächsten Kleiderständer trat. »Herzchen, kein Mann ist je auf der Suche danach. Das ›Ernste‹ muss sie praktisch hinterrücks überfallen. Ihnen eins über den Schädel ziehen, ehe sie begreifen, wie ihnen geschieht.«
»Also, das Gefühl hatte ich in Strykers Gegenwart schon oft.«
»Und genau deshalb tun Sie ihm gut.« Leannes Stimme klang dumpf, da sie sich gerade in einen Ständer mit langen und kurzen Hosen vertieft hatte. »Sie wollen ihn nicht in Ketten legen und zum Traualtar schleppen. Allein dieses ungewohnte Verhalten musste ihn schon neugierig machen. Haben Sie mit Ihrer Knarre eigentlich schon mal jemanden erschossen?«
Von den unvermittelten Wendungen, die Leanne ihrem Gespräch gab, wurde ihr langsam schwindlig. Doch sie antwortete ehrlich. »Ja.«
Statt sie zu schockieren, schien die Antwort Leanne eher zufriedenzustellen. »Ich wusste es. Ich hab Dev schon erzählt, dass ich letztes Jahr im Fernsehen einen Film über die Mindhunters gesehen habe. Wie ist denn Adam Raiker so als Arbeitgeber?«
»Beeindruckend. Anspruchsvoll. Brillant.« Und von einer brutalen Ehrlichkeit, die Ramsey regelrecht beängstigend fand, wenn sie sich gegen sie selbst richtete. Ein Versagen war noch schwerer in Betracht zu ziehen, wenn man wusste, dass man es hinterher Raiker erklären musste. Es stand schlicht und einfach nicht zur Debatte.
»Er hat mir schon beinahe Todesangst eingejagt, als ich nur das Interview angeschaut habe. Er ist so …« Die Frau neigte den Kopf zur Seite und suchte nach dem richtigen Wort. »… eindringlich.«
»Das ist er allerdings.« Ramsey versuchte verstohlen, das Top in ihrer Hand auf den Ständer vor ihr zu hängen, doch im selben Moment drehte Leanne sich um und hielt ihr schmal geschnittene schwarze Bermudas hin. »Probieren Sie die mal zu dem Top. Wenn Sie bei Schwarz
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