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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Ist schon immer wie geschmiert gelaufen. Was ist eigentlich los mit dir, Dev? Warum kommst du nicht zu mir, wenn du Fragen hast?«
    »Ich weiß noch gar nicht, was für Fragen ich habe«, gestand er. Er wusste ja nicht einmal, ob noch Fragen unbeantwortet geblieben waren. »Ich versuche nur, mir von den Ereignissen in der fraglichen Nacht ein Bild zu machen.«
    Diese Erklärung konnte die Besorgnis des Älteren nicht lindern. »Kann ich gut verstehen, dass du mehr wissen willst. Ich war nie einer von denen, die dir die Fakten vorenthalten haben. Hast du mal deiner Mutter die Fragen gestellt, die keine sind?«
    »Ja.« Die Erinnerung an dieses Gespräch ging ihm immer noch nach. »Sie wollte nicht darüber reden.«
    Also, Devlin! Celia Ann Stryker sprach mit dem missbilligenden Unterton, den sie ihm gegenüber allzu oft an den Tag legte. Was soll das denn bringen, diese ganzen hässlichen Sachen jetzt wieder aufzuwärmen? Das ist das Problem mit dir, du hast nie gelernt, dich mit etwas abzufinden und einfach Ruhe zu geben.
    Diese Behauptung hatte ihn getroffen. Ihm kam es eher so vor, als hätte er sich den größten Teil seines Lebens mit allem abgefunden, doch er ließ das Thema fallen. Schon lange hatte er akzeptiert, mit welchen Methoden seine Mutter sich durchschlug. Sie alle trafen ihre eigenen Entscheidungen im Leben; allerdings war er dankbar, dass er nicht mehr mit den ihren leben musste.
    Benjamin seufzte. »Tja, das wundert mich nicht. Celia Ann hat die ganze Sache komplett aus der Bahn geworfen. Sie konnte noch nie gut mit Unannehmlichkeiten umgehen.« Er musterte seinen Enkel unschlüssig. »Dass sie ihr Leben so weitergelebt hat, wie sie es getan hat, heißt nicht, dass sie ein schlechter Mensch wäre, Junge. Nur vielleicht ein schwacher. Allerdings waren die meisten Leute der Meinung, sie hätte mehr tun können, um zu Lucas zu stehen. Was auch immer in der besagten Nacht passiert ist, dein Daddy war jedenfalls nicht recht bei Sinnen. Du hast deinen Charakter von ihm geerbt. Es hat viel gebraucht, um ihn auf die Palme zu bringen, genau wie bei dir.«
    »Also was könnte Jessalyn Porter gesagt oder getan haben, um ihn derart auf die Palme zu bringen, dass er ihr die Hände um die Kehle gelegt und ihr das Leben herausgepresst hat?«
    Als Benjamin zusammenzuckte, bedauerte er seine unverblümten Worte. »Wenn ein Körper mit mehr Alkohol als Verstand angefüllt ist, können alle möglichen Dramen passieren. Dein Daddy war kein großer Trinker – das hätte deine Mutter niemals zugelassen –, aber es war durchaus bekannt, dass er hin und wieder mit seinen Kumpeln einen gekippt hat. Mit einem von ihnen war er aus, ehe er zu Jessalyn gegangen ist.«
    Nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte, stellte Dev die Frage, die ihn am stärksten beschäftigte, seit er Ramsey den Bericht gezeigt hatte. »Im Polizeibericht steht, dass er zwei Bier getrunken hatte, ehe er Jessalyn zum ersten Mal besucht hat. Aber als man ihn am Morgen neben ihrer Leiche gefunden hat, war sein Alkoholpegel ins Unermessliche gestiegen. Wo hat er in der Zwischenzeit getrunken?«
    Devs Großvater machte den Mund auf. Schloss ihn wieder. Kratzte sich schließlich am Ohr. »Also, genau erinnere ich mich nicht. Der Typ, mit dem er zuvor getrunken hat, hat den Rest des Abends bei seiner Familie verbracht, das weiß ich noch. Das Einzige, was absolut feststeht, ist, dass dein Daddy nicht nach Hause gegangen ist. Celia Ann hat ihn die ganze Nacht nicht zu Gesicht bekommen. Sie ist mit dir zu mir gekommen und hat bei mir übernachtet. Sie hat es noch nie leiden können, in einem leeren Haus zu schlafen. Und sie war außer sich vor Sorge.«
    »Und du hast nie irgendwelche Gerüchte darüber gehört, wo er in der Zwischenzeit gewesen sein könnte? Und mit wem er getrunken haben könnte?«
    Benjamin wirkte plötzlich erschöpft, als hätte ihn das Gespräch altern lassen. »Junge, es gibt doch immer Gerede, das weißt du. Es gab Leute, die behauptet haben, er sei nie von Jessalyn weggegangen und zwischen ihnen hätte es eine Liebelei gegeben. Ich will ja nicht schlecht von den Toten sprechen, aber wenn man Jessalyn kannte, ist das kaum wahrscheinlich. Sie muss gut zwanzig Jahre älter gewesen sein als dein Daddy. Auf jeden Fall hat sich niemand gemeldet, um zu sagen, dass er an dem Abend mit Lucas getrunken hat. Das heißt jedoch nicht, dass es den Kerl nicht gibt, sondern nur, dass er sich nicht in diesen Schlamassel mit hineinziehen lassen

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