Blutnebel
züchten, oder? Viele Leute hatten heutzutage ein Gewächshaus. Einmal hatte sie am Stadtrand von Memphis einen Kerl hochgenommen, der seinen ganzen Keller zur Marihuana-Plantage umfunktioniert hatte. Mit dem richtigen Ansporn konnte jeder alles anpflanzen, was sein Herz begehrte.
Folglich brauchte sie hinsichtlich des Wurzelstücks im Magen des Opfers genauere Informationen von Jonesy und vom Rechtsmediziner. Wenn man abschätzen konnte, wie groß die Wurzel war, konnte sie vielleicht gleich einige der Pflanzen ausschließen, die ihr Raelynn Urdall lieferte.
Sie konnte nämlich garantiert nicht erwarten, dass Jonesy die Substanz aus dem Magen der Toten mit jeder bekannten Pflanzenwurzel aus der Gegend verglich.
»Hast du dir schon überlegt, was du zu unserem Date heute Abend anziehst?«
»Was?« Ihr Kopf wandte sich ruckartig in seine Richtung. »Warum sollte ich?«
»Weil du mein Auge betören und meine Sinne verwirren willst?«
Sie lehnte sich zurück und grinste. »Irgendetwas sagt mir, dass du leicht zu betören bist, und Verwirrung lässt sich zu leicht erzielen, um eine Herausforderung zu bedeuten.«
»Ich bin verwirrt, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, das kann ich nicht leugnen.« Er bog auf die Straße ein, die sie in die Stadt zurückführen würde. »Und ich hab mehr Zeit, als mir lieb ist, damit zugebracht, mir alle möglichen Sachen über dich zu überlegen.«
Ihre Abwehrmauer fuhr nach oben und rastete krachend ein. »Was zum Beispiel?«
»Ach, Kleinigkeiten. Wichtige Kleinigkeiten.« Er winkte einem Paar, das auf dem Gehweg vorbeiging. »Wie zum Beispiel, ob du lieber die Munsters oder die Addams Family magst. Ich persönlich finde ja die Munsters unterhaltsamer, aber die Addams Family hatte ihr eiskaltes Händchen, und das finde ich ganz schön gruselig.«
Ramsey spürte, wie die Spannung nach und nach aus ihrem Körper wich. »Ja, diese alten Wiederholungen auf Nick at Nite sind ziemlich cool.«
Im Radio ertönte jetzt der Boss und sang von den Vorzügen, in den USA geboren zu sein. »Ich denke auch noch über andere Dinge nach. Was für Musik du magst. Wie du es schaffst, diesen Südstaatenakzent ganz nach Bedarf ein- und auszuschalten. Wie viele von diesen Hosenanzügen du hast. Und was für Dessous du darunter trägst.«
»Springsteen ist immer ein guter …« Erst mit Verspätung registrierte sie seine letzte Aussage und versetzte ihm einen Knuff gegen die Schulter. Zufrieden bemerkte sie, wie er zusammenzuckte. »So wie du es anstellst, wirst du das nie erfahren.«
»Man soll niemals nie sagen, Ms Clark.« Auf seiner Miene zeichnete sich klassisch männliche Erheiterung ab. »Gib’s zu. Vor ein paar Tagen hättest du nicht einmal erwogen, mit mir durch die Gegend zu kurven und ein gemeinsames Abendessen ins Auge zu fassen.«
Da er damit völlig recht hatte, sagte sie nichts und versuchte, nicht groß darüber nachzudenken, was das bedeutete. Vielleicht hatte sie ja mehr mit den meisten Frauen von Buffalo Springs gemeinsam, als sie zugeben wollte. Selbst wenn sie sich innerlich noch so unter dieser Erkenntnis wand, konnte sie nicht leugnen, dass er auf sie wirkte, was sie normalerweise heftig abgestritten hätte.
Und jetzt wusste sie nicht einmal mehr, ob sie es überhaupt abstreiten wollte .
Seit sie Cripolo verlassen hatte – beziehungsweise von dort geflüchtet war –, hatte sie eine kurze, katastrophale Ehe hinter sich gebracht, bevor ihr das Offensichtliche klar wurde: Sie war nicht für Herzchen und Blümchen geschaffen. Hätte gar nicht gewusst, was sie mit einer solchen Beziehung anfangen sollte, falls sie sich plötzlich geboten hätte. Sie hatte ihre Abgänge ohne ewiges Festhalten oder nostalgisches Nachtrauern perfektioniert und neigte nicht zu den endlosen Verwicklungen, die andere Frauen so zu genießen schienen.
Sie hatte noch nie einen Mann kennengelernt, der diese Art der Beziehung nicht zu schätzen gewusst hätte. Während sie den letzten drohenden Zweifel beiseiteschob, lehnte sie sich bequem auf ihrem Sitz zurück. Falls sie beschließen sollte, sich vorübergehend auf diesen Mann einzulassen, so gab es keinen Grund zu der Annahme, dass Devlin Stryker anders ticken sollte.
Als Ramsey zu dem Bungalow zurückkehrte, den sie als Büro nutzten, war Powell so aufgedreht, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Einen Moment lang glaubte sie schon, der Mann habe aufgegeben und seine fade Diät abgebrochen. Vielleicht hatte er ja ein paar gut gewürzte
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