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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte. Aber so sind die Menschen eben, daran ist nichts erstaunlich.«
    »Nein, daran ist tatsächlich nichts erstaunlich …« Die Polizei hatte eine Leiche und einen Betrunkenen gefunden, der neben der erwürgten Frau lag. Was spielte es da schon für eine Rolle, dass niemand gesehen hatte, wie sich der Tatverdächtige einen Vollrausch antrank? Einige Antworten waren eben mit Jessalyn Porter und Lucas Rollins ins Grab gesunken.
    Allmählich glaubte Dev, dass das hier eine davon sein könnte.
    Angesichts der betroffenen Miene seines Großvaters sprach er mit heitererem Tonfall weiter. »Was muss man eigentlich tun, damit man was von dem Bonbonvorrat angeboten bekommt, den du da hortest?«
    Benjamin musterte ihn noch einen Moment lang mit scharfem Blick. Er hatte das Ablenkungsmanöver sofort als solches erkannt. Doch der Mann war schon immer ein Meister darin gewesen, wann er drängen und wann er lockerlassen musste. »Man muss nur fragen. Das ist genau das, was der blöde Vickers nicht in seinen Schädel reinkriegt.« Er kramte in dem Beutel herum, den er nach wie vor in der Hand hielt, und zog eine Tüte rotes Lakritz heraus, das schon immer Devs Lieblingsleckerei gewesen war. »Wenn der Betreffende auch noch in Stimmung wäre, über die Frau zu sprechen, mit der man ihn in der Stadt gesehen hat, dann könnte er sogar ersten Zugriff auf das Lakritz bekommen.«
    »Ich konnte noch nie einem Bestechungsversuch widerstehen.« Dev streckte die Beine aus und legte die Füße übereinander, ehe er die Hände ausstreckte, um die Lakritzfäden aufzufangen, die ihm sein Großvater zuwarf. Doch er wusste gar nicht, wo er beginnen sollte. Ramsey Clark war ihm ein noch größeres Rätsel als die Ereignisse, die die Verhaftung seines Vaters umgaben.
    »So was Dämliches«, knurrte Ramsey leise. Was in aller Welt hatte sie veranlasst, einen Laden mit dem albernen Namen Sumpin’ Special zu betreten?
    Es war dieses verdammte Abendessen mit Stryker, dachte sie genervt, während sie sich in dem überfüllten Laden umsah. Nicht dass sie die leiseste Absicht hatte, sich für ihn aufzustylen. Gott bewahre! Doch das Gepäck, das Abbie und Ryne für sie vorbeigebracht hatten, enthielt wenig mehr als Hosenanzüge und Blusen, über die Dev ja bereits seine Kommentare abgegeben hatte. Sie hatte bisher noch nichts gewaschen – wann hätte sie auch dazu kommen sollen? Auch das musste sie dringend in absehbarer Zeit erledigen.
    Doch sie hatte immer noch ein paar frische Sachen. Während sie in Gedanken den Inhalt ihres Kleiderschranks im Motel durchging, schlich sie langsam in Richtung Ausgang. Sich Strykers giftige Bemerkungen anzuhören, wenn sie wieder einen Hosenanzug trug, war um Klassen besser, als sich das stressige Verfahren anzutun, zusammenpassende Kleidungsstücke auszusuchen, die sie dann auch noch anprobieren musste.
    Mittlerweile war sie fast an der Tür angelangt. Erleichtert fasste sie nach dem Türgriff und wollte hinausgehen.
    Sie zuckte zusammen, als eine bekannte Stimme ihren Namen rief. »Hey, Ramsey Clark. Mit Ihnen hätte ich hier ja niemals gerechnet.«
    Ihre Manieren kämpften mit ihrem Selbsterhaltungstrieb und errangen nur knapp die Oberhand. Ramsey straffte die Schultern, wandte sich um und erwiderte den Gruß. »Hi, Leanne.«
    Die andere Frau stand in einem kurzen schwarzen Cocktailkleid mit tiefem Dekolleté vor einem dreiteiligen Spiegel und lächelte sie freundlich an. »Ich habe mich schon gefragt, wann ich Sie wiedersehe. Hier hätte ich Sie nie vermutet.«
    »Ich wollte auch gerade wieder gehen …«
    »Ach, Unsinn, Sie sind doch gerade erst gekommen. Was halten Sie von dem Kleid?« Leanne neigte den Kopf zur Seite und musterte kritisch ihr Spiegelbild.
    Ramsey fühlte sich in die Enge gedrängt. »Es … passt, glaube ich.« Obwohl irgendwie nicht genug Stoff für Leannes Oberkörper da zu sein schien. Aber das lag wahrscheinlich am Schnitt, oder?
    »Ich habe am Wochenende ein Date mit jemand Neuem, und wir gehen zusammen auf eine Party nach Knoxville. Mein Exfreund wird auch da sein – nicht, dass mich das auch nur die Bohne interessieren würde. Der Zug ist schon lange abgefahren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Obwohl Ramsey sich nicht sicher war, ob sie das wusste, nickte sie höflich.
    Leanne plapperte weiter, während sie an einen Kleiderständer trat und beiläufig die Bügel durchsah. »Aber wenn sich die Gelegenheit schon bietet, dachte ich mir, es kann nicht schaden, wenn ich mich von meiner

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