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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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meine Telefonnummer geben.
    »Einen Moment, ich muß Ihnen etwas sagen.«
    »Was denn, Rowena?«
    Es gab eine lange Pause. Dann sagte sie: »Was?«
    »Sie wollten mir etwas sagen.«
    »Ja ... Haben Sie Ihre Mutter noch?«
    »Meine Eltern leben in Florida.«
    »Oh. Ich bin wieder zu Hause. Sagte ich das schon?«
    »Sie sind also in Wichita?«
    »Ja.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mrs. Dwyer?«
    Sie sagte leise: »Oh, nennen Sie mich doch weiter Rowena.«
    »Verzeihung Rowena, ich muß wieder an die Arbeit.«
    »Warten Sie«, sagte sie. Ich konnte durch den Hörer ein kratzendes Geräusch hören und dann sagte sie, »Ich liebte diesen Jungen so ... sehr.« Ihre Stimme war so leise, daß ich sie kaum hören konnte.
    »Ich weiß. Ich weiß das, Rowena.« Sie war immer noch am Hörer, aber sie reagierte nicht. »Rowena, wo ist Ihr Mann? Wo ist Mr. Dwyer?«
    »Wer weiß? Es ist mir egal. Dieses Schwein! Ich wollte, daß er einen Privatdetektiv engagiert. Ich wollte, daß er etwas tut, aber er macht nichts. Er sagt, ich solle mich nicht darum kümmern. Er sagt, es bringt Jerry nicht zurück. Ich stelle selber diesen gottverdammten Privatdetektiv an. Deshalb rufe ich sie eigentlich an. Ich möchte, daß Sie mir einen guten Privatdetektiv nennen. Können Sie das für mich tun? Ich habe Geld. Ich wollte es Jerry für ein Auto geben. Zu Weihnachten.«
    Jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, um mit ihr zu diskutieren. Ich wußte das aus eigener Elternerfahrung.
    Ich schrieb ihre Nummer in Wichita auf und sagte ihr, daß wir bald reden würden. Auf diese Art und Weise gab ich ihr meine Nummer nicht und später dachte ich, daß es so auch besser war. Ich bin kein guter Abladeplatz für emotionalen Müll. Die Sorgen anderer Menschen gehen mir zu nahe.
    Chris kämpfte noch mit dem Drucker als ich zurückkam. Er sagte: »Dieses Ding übt Blutrache an mir. Wann besorgt Stu die neuen Geräte?«
    »Frag mich nicht. Ich arbeite hier nur«, sagte ich.
    Wir zogen das Papier heraus und sahen uns die dutzenden Muster an, die auf dem Tisch lagen. Chris fütterte Robert und ich erstellte Tabellen, während er mir die Informationen vorlas. Irgendwann drehte ich mich auf meinem Stuhl um und sagte: »Immer wieder bringen sich irgendwelche Leute um, nicht wahr?« und Chris sagte: »Dann sind mir auch weniger Leute im Meadow im Weg«, womit er ein Konzertstadion südlich des Labors in Irvine meinte.
    »Du bist so ein lieber Kerl, Chris. Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte.«
    »Das sagt mir meine Frau auch jeden Tag.«
    Und ich hatte recht. Menschen bringen sich auf dem Freeway um, in Seitenstraßen, auf abgelegenen Wegen, und wir sitzen hier und untersuchen ihr Blut, als ob es aus der Apotheke käme.
    Die Woche würde schrecklich werden. Um das zu bestätigen, stand Billy K auf dem Gang und sagte dem neuen Mädchen, daß bis zwölf Uhr am Weihnachtstag der Gerichtsmediziner sechs weitere Leichen im Kühlfach hätte.
    Als ich mir das anhörte, nahm ich mir den Freitag frei, obwohl Chris mich am Spektrometer dringend gebraucht hätte. Der Grund dafür war eine Postkarte in meinem Briefkasten am Donnerstagabend.
    Ich hatte die ganze Post auf den Küchentisch gelegt und dann, während ich Einkäufe wegräumte, schaute ich sie durch, stellte wieder etwas weg und blickte wieder auf einen Brief, um die Anschrift besser lesen zu können. Ich räumte noch etwas ein und stieß dann auf die Karte. Vorne war ein Kaktus zu sehen — opuntia basilaris. Seine graugrünen Ableger sehen aus wie Paddel oder wie Biberschwänze. Ich drehte die Karte um und es stand nichts darauf. Ich drehte sie wieder um.
    Sie machte Werbung für das »Beaver Tail Inn« in Nord Las Vegas, Nevada. Der Kaktus lachte und hatte eine pinkfarbene Blume am »Ohr« und ein kleiner Arm zeigte auf das Motel im Hintergrund des Bildes.
    Ich schaute wieder auf die andere Seite. Es gab keine Nachricht, es sei denn, sie wäre in Geheimtinte geschrieben. Trotzdem war die Karte an mich adressiert, mit schwarzem Kuli. Ich erkannte die Handschrift nicht. Die Ecken der Karte waren gelblich. Beaver Tail Inn, Lake Mead Blvd. and Comstock stand in der linken Ecke und es gab eine Telefonnummer mit der Vorwahl 702.
    Ich nahm sie mit ins Wohnzimmer, um sie mir noch genauer anzusehen. Wann hatte ich mal Patricias Schrift gesehen? Im August hatte sie mir eine Geburtstagskarte geschickt. Ich hebe solche Karten aber nicht auf. Wann denn noch?
    Ich wählte die Nummer. »Kein Anschluß unter dieser

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