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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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tranken weiter.
    Als sie wieder zurückkam, fragte ich: »Ihr Name ist nicht zufällig Judy, oder?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte sie und lachte. »Die letzte Judy, die ich kannte, hatte fünf Kinder und eins war unterwegs.« Ihre Zähne hatten zwar die Farbe von dünnem Tee, aber ihre Lippen waren hübsch und ihre Haut war perfekt. Sie ging zu den Männern und stellte ein paar leere Gläser auf ihr Tablett, dann kam sie wieder zu mir zurück. »Kennen Sie eine Bardame namens Judy? Oder vielleicht Jubey?« fragte ich.
    »Wenn sie einen Job suchen, Kleine, ist das hier nicht der richtige Ort für Sie.«
    Dreimal an diesem Tag stellte ich die Frage, in drei verschiedenen Bars auf der Alamitos Street und der Anaheim Street. Ich sagte mir, daß es sinnlos war, aber ich konnte nicht aufhören. Ich sagte mir, daß man auch Informationen bekommt, wenn man herumstöbert. Als Polizist sieht man etwas, was einem komisch vorkommt, man hält an und stellt eine Frage und plötzlich muß man jemanden verhaften, oder man findet Menschen in Not. Aber es war sieben Jahre her, daß ich Polizistin war, und es meine Pflicht war, herumzustöbern. Vielleicht hatte ich nur zuviel Zeit. Nach der vierten Bar gab ich auf und fuhr auf den Freeway zurück, vorbei an den wenigen übriggebliebenen Bohrinseln, die einmal zu Tausenden am Pazifischen Ozean gestanden hatten.
    Als ich schon fast auf der Rampe war, stellte ich fest, daß mein Benzintank fast leer war. Ich fuhr meinen Tank eigentlich nie so leer. Auf dem College war ich immer mit einem kleinen Wagen zum Abendunterricht gefahren. Einmal las ich von einer Frau, die abends auf einmal ohne Sprit dastand und mit dem Kanister loszog, um Benzin zu besorgen. Auf dem Rückweg gossen zwei Männer das Benzin über ihr aus und zündeten sie an. Man erfuhr das nur weil diese Figur aus der schwarzen Lagune in einen Getränkeladen kam, zu dem Besitzer ging, es ihm erzählte und dann tot umfiel. Damals kaufte ich mir meine erste Waffe.
    Ich fuhr zu einer Tankstelle. Nachdem ich bezahlt hatte, fragte ich den Kassierer, ob ich noch immer in Long Beach war.
    »Signal Hill«, sagte er. Das Weiße in seinen Augen leuchtete hinter den dunklen Wimpern.
    »Signal Hill? Ich wußte nicht einmal, daß wir einen Signal Hill haben. Wissen Sie, ob dort Restaurants geöffnet haben?«
    »Probieren Sie es im Cherry«, sagte er und zeigte nach Osten.
    »Haben einige von ihnen Bars?«
    Seine Augen bewegten sich kurz nach links und er dachte wahrscheinlich >Mensch, diese amerikanischen Frauen sind doch etwas besonderes, glaube ich< und ich erzählte dem Typen eine dumme Geschichte von einem Onkel, der in einer Bar hier irgendwo arbeitet, die ich gerade suchte. Zu dem Zeitpunkt kam ich mir ziemlich dämlich und entmutigt vor und dachte, du weißt nicht, was du tust, Smokey, fahr’ verdammt nochmal nach Hause. Niemand außer dir und den armen Immigranten, die nicht wissen, wie sie aufhören sollen, arbeitet. Statt dessen fuhr ich wieder über die 405 nach Norden zu Cherry. Einen Versuch gab es noch.
    Ich kam zu einem niedrigen Gebäude, das man kaum als Restaurant identifizieren konnte und hielt an. Als ich ausstieg, wehte mir der scharfe Geruch von Eukalyptus entgegen. An diesen hohen Bäumen waren keine Käfer, die sie ka- puttfraßen. Trotz des grauen Himmels und einer kalten Feuchtigkeit in der Luft machte mich dieser Geruch ein wenig fröhlicher, und ich ging nach vorne zum Eingang.
    Drinnen gab es rechts einen Innenhof, der von türkisfarbenen Plastiksäulen umgeben war. Eine Frau mit pflaumenfarbener Uniform saß an einem der Tische und löste ein Kreuzworträtsel. Die Heizung war an und blies warme Luft in ihre Richtung. Ich fragte, ob ich mich setzen dürfte. Sie sagte: »Sicher, ich bringe ihnen Kaffee.«
    »Ich bin überrascht, daß heute überhaupt Restaurants geöffnet haben.«
    »Ja, die Leute von der Air Force kommen zu uns, wissen Sie.«
    Als ich meinen Kopf hob, während ich durch die Säulen schaute, so daß die Buchstaben auf einem entfernten Gebäude zusammen lesbar waren, dann erschien dort HOME OF USAF C-17 und darunter DOUGLAS AIRCRAFT COMP ... den Rest konnte man nicht lesen.
    Die Bedienung kam mit der Tasse und einer Kanne zurück und sagte: »Normalerweise machen sie zwischen Weihnachten und Neujahr Urlaub, aber einige arbeiten immer. Sie kommen schon um sechs, halb sieben. Ich täte das nicht, wenn ich frei hätte.« Ich las ihr Namensschild: FRIEDA.
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    »Das sind

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