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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Die anderen tun so, als ob sie dich nicht sehen würden, zumindest für einige Zeit.
    Ich ging zu einem leeren Teil der Bar und wartete darauf, daß der Barmann mich bediente, und als er nicht direkt kam, setzte ich mich auf einen Stuhl. Einer der Männer stand auf, ging zur Musikbox, um ein Lied auszuwählen und als ob es sich ein Choreograph ausgedacht hätte, auf mich zu und setzte sich einen Stuhl weiter. Erst dann kam der Barmann. Seine Augenlieder waren geschwollen und in einem Auge hatte er geplatzte Äderchen. Ich sagte: »Sind Sie Jubilee?«
    »Den ganzen Tag.«
    Ich bestellte ein Bier, um Jubilee Rousseau einen weiteren Grund dafür zu geben, am Heiligen Abend geöffnet zu haben.
    In dem Moment als er wegging drehte sich der Mann neben mir um, sah mich von oben bis unten an und sagte: »Hallo Süße.« Sein Gesicht war verkniffen, und er hatte Bartstoppeln im Gesicht.
    »Entschuldigung, ich habe etwas mit Jubilee zu besprechen.«
    Drei oder vier verschiedene Gesichtsausdrücke wechselte sich auf dem Gesicht des Mannes ab, als er die Möglichkeiten durchdachte. Dann stand er einfach auf und stolzierte zurück zu seinem Freund und seinem Platz, wie es einige Männer tun, die einem anderen die Meinung gesagt haben, und sein Freund schaute mich mit einem Grinsen an.
    Als Jubey mit dem Bier zurückkam, sagte ich ihm ziemlich direkt, daß ich mir wegen einer Freundin Sorgen machte und nach ihren Begleitern suchte.
    »Sind sie Polizistin?«
    Und natürlich sah ich ihn gerade an und sagte nein.
    Seine Schultern entspannten sich und er lehnte sich an die Bar, aber so, daß er die anderen Leute sehen konnte. Ich hatte das Gefühl, daß er nicht so dastand, weil ein Gast möglicherweise ein Getränk haben wollte. Seine Stimme wurde sanft und er fragte mich: »Wie kommt es, daß sie nicht bei einem Freund sind am Weihnachtstag?«
    »Dummheit, nehme ich an.«
    »Nee, das glaube ich nicht.« Er hatte nicht auf wollüstige Art und Weise gefragt, sondern eher wie ein Familienvater. Und dann sprachen wir über seine Kunden, wie gut er sie kannte und ob ihm neulich ein großes, hübsches rothaariges Mädchen aufgefallen war. Dann sprachen wir über den Golfkrieg, und daß jedem harte Zeiten bevorstünden, über das Wetter und die Wasserschutzpolizei.
    Aber nur, weil er mir nicht helfen konnte.
     

Die Woche nach Weihnachten war sehr turbulent und bestand fast nur aus Alkoholtests von Autofahrern, die ihre Rechtsanwälte vor ihren Visa-Rechnungen bezahlen würden. Ich war im Roboterzimmer mit Chris. Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht, Daten in den Computereinzugeben und sie auszudrucken, aber es gab immer wieder einen Papierstau, und ich verbrachte damit mehr Zeit als mit produktiver Arbeit. Ich ging zu meinem Schreibtisch zurück, um mir M&M’s und einen Teebeutel zu holen, als das Telefon klingelte.
    »Hier ist Rowena Dwyer.«
    »Oh, hallo.«
    »Ich wollte Sie gestern anrufen, sogar schon Weihnachten.« Sie klang komisch, aber ich wußte nicht, wieso. Ihre Stimme war hart und etwas atemlos, so, als ob sie an einer Zigarette zöge und den Rauch ausatmete. Sie sagte: »Ich habe Ihre Privatnummer nicht. «
    »Nein, ich stehe nicht im Telefonbuch.«
    »Das ist clever.«
    »Geht es Ihnen gut, Rowena?«
    »Was glauben Sie denn?«
    Chris Cummins schaute herein, so, als ob er mich suchte, und als er sah, daß ich telefonierte, ging er wieder.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte ich und dachte, wenn sie nur reden will, dann rede ich eben mit ihr.
    »So geht es nicht«, sagte sie und machte eine Redepause. »Ich weiß, es geht Sie nichts an.«
    »Haben Sie schon mit den Detectives gesprochen?«
    »Oh, ja.« Und dann glaubte ich, ein leises Schluchzen zu hören. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, deshalb wartete ich einen Moment und sie sagte: »Oh Gott, ich bin betrunken.« Dann weinte sie noch mehr und ihre Stimme brach, als sie wieder sprach. »Es tut mir leid. Ich wette, Sie waren noch niemals betrunken, oder? Ich hätte Sie nicht anrufen sollen. Es tut mir leid.«
    »Wollen Sie meine Privatnummer, Rowena? Haben Sie etwas zu schreiben? Ich kann hier schlecht reden.«
    »Ich schaue mal«, sagte sie. Ich hörte Geräusche und Schniefen und wie sie ihre Nase putzte. Vor meinem Büro unterhielten sich ein paar Leute laut. Ich hielt mir das andere Ohr zu. Rowena kam zum Telefon zurück und sagte, »Okay. Hier bin ich. Smokey? Ich weiß, daß Ihr Name Smokey ist, ich habe es gehört.«
    »Ja?« fragte ich und wollte ihr

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