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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Hütte draußen und stand auf.
    Cip stand ebenfalls auf, und ich folgte ihm.
    »Sie bleiben hier«, sagte Annie. Sie war auch aufgestanden und hielt Cipriano am Arm fest.
    Ich fühlte meinen Adrenalinstoß. »Sie haben ihm gar nichts zu sagen.«
    »Er kann mitkommen, Ma« sagte Phillip ruhig, ging auch nach draußen und hoffte, Cip würde folgen.
    Annie hievte sich aus dem Wohnmobil, wobei sie die Treppe völlig außer Acht ließ und einen für eine Frau riesigen Schritt nach vorne tat. »Verpiß dich«, sagte sie.
    Ich blickte zurück und sah Capriano im Türrahmen stehen. Er sagte: »Ich bleibe hier«, und winkte mir zu.
    Jetzt hörte ich einen Fernseher aus dem Schuppen und sah zum ersten Mal eine kleine weiße Antenne auf der Neigung des Dachs. Annie stand da mit beiden Armen wie ein Cowboy, der bereit ist zu schießen oder wie ein Mann, dessen Hosen zu weit sind.
    »Verpiß du dich«, sagte Phillip.
    Er sagte so etwas zu seiner Mutter aber es klang mehr wie ein Ritual zwischen den beiden als alles andere, bis Annie auf ihn zuging und ihm auf den Oberarm schlug.
    »Blödmann,« sagte sie.
    Phillip nahm beide Hände hoch, als ob er sagen wollte, okay, hör’ auf. Aber sie kam trotzdem auf ihn zu, nahm ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. Er tat dasselbe bei ihr und die beiden kämpften miteinander. Skorpione vermehren sich so. Das Männchen nimmt das Weibchen am Kiefer und schüttelt es hin und her, bis es seine Eier in den Sand legt, die er dann durch mehrmaliges Hinübergehen befruchtet.
    Phillip fing an zu lachen, und sagte: »Ma, verdammt, hör’ auf damit.«
    Sie ließ ihre Arme fallen und sagte: »Ach, du kleiner Scheißer.«
    Cip stand in der Tür, sah sich diese spezielle Dugdale-Züchtung an und schüttelte den Kopf, als ob er sagen wolle, mein lieber Gott, und verschränkte dann die Arme.
     

Annie blieb zurück als Phillip und ich zum Schuppen gingen. Jetzt hörte ich den Fernseher ganz genau, was in dieser Einöde sehr befremdlich klang. Die Tür befand sich in der Mitte dieses grauen, verwitterten und gesprungenen Flolzschuppens. Uber dem Metallgriff war ein Haken und ein Schild an der Tür befestigt, und ein Vorhängeschloß baumelte herab.
    Ich fragte: »Warum kommt Patricia nicht einfach heraus?«
    »Klar. Rufen Sie sie.« Phillip öffnete die Tür und rief. »Wir haben Besuch.« Ein penetranter Geruch von schalem Bier, Haarspray und schmutzigem Hund oder schlechtem Atem drang zu mir. Er ging hinein, sagte: »Hier«, und bedeutete mir, ich solle folgen. Mir gegenüber war ein Fenster mit sonnenverblichenen Gardinen, die ausgefranst waren.
    »Jemand will dich sehen, Patty«, sagte er und ging zurück. Ich warf einen Blick hinein.
    Rechts lag eine Matratze mit zwei zusammengeknäulten Decken darauf und einem schmutzigen Bettuch. Drei Kissen lagen in einer Ecke, das mittlere stand aufrecht, wie eine Puppe.
    Ich schaute nach links und sah am Ende der Hütte zwei Frauen. Eine saß auf dem Boden zwischen einem verzierten Couchtisch und einer Couch, die mit einem Stoff aus braunen Rosen auf weißem Hintergrund bezogen war. Die Frau auf dem Boden war Constance, die Blonde mit dem schwarzen Pulli, die ich mit Phillip zusammen gesehen hatte. Sie trug jetzt andere Sachen — einen rosafarbenen Pulli und Jeans. Sie lächelte, als sie mich sah. Sie rauchte und fummelte an ihren Nägeln herum. Neben ihr auf dem Tisch stand eine silberne Bierdose. Gegenüber an der Wand stand der Fernseher, in dem man jetzt einen Cary-Grant- und Audry-Hepburn-Film in schwarzweiß sehen konnte. Hepburn hatte gerade die Gelegenheit auszuprobieren, wie schnell sie sprechen konnte und Grant stand da im Anzug und mit Hut und sah wichtig aus.
    Die andere Frau lag unter einer dunkelgrünen Decke auf der Couch mit hochgezogenen Knien. Ich sah sie an und schaute dann nach rechts, um zu sehen, wo Patricia war.
    »Smokey-y-y.«
    »Patricia?« Ich starrte sie an und ging ein paar Schritte vor und sah Phillip an, der sich nicht rührte.
    »Was machtst du denn hier?« fragte sie. Ihre Haare waren jetzt braun, nicht mehr rot. Sie hingen in ihr Gesicht, das man wegen der Decke und irgendetwas um ihren Hals, das wie eine Halskrause aussah, nicht klar sehen konnte, bis sie sich bewegte, damit sie mich besser sah und die Decke zurückwarf. Sie trug ein graues Sweatshirt und schwarze Shorts. Sie hatte überall rote Punkte im Gesicht. Und sie trug eine Brille. Ich hatte Patricia noch nie mit einer Brille gesehen. Niemals hätte ich geglaubt,

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