Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
Vom Netzwerk:
beiden Händen und verdeckte sie vollständig.
    Capriano sagte, während er das Päckchen Süßstoff öffnete und dann in der Tasse mit einem Löffel rührte, den sie ihm gebracht hatte: »Vielleicht findet er etwas Öl hier, was meinen Sie? Meinen Sie, man könnte aus diesem Parkplatz Geld machen?«
    Sie lächelte und fühlte ihr Hemd nach Zigaretten ab. Dann stand sie auf und ging zur Spüle, wo das Päckchen zwischen zwei Wassergläsern lag. »Haben Sie Geld investiert?« fragte sie.
    »Na klar.« Er sah mich von der Seite an, und ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht wußte, was ich ihm glauben sollte und was nicht. Ich dachte aber, daß es wahrscheinlich stimmte.
    Ich berührte mit einem Finger den verblichenen türkisfarbenen Vorhang neben mir. Der Stoff war steif und ließ sich leicht nach vorne schieben. Weiter hinten sah ich einen grünen Pick-up Wagen mit zwei Ballen Klee darauf, einer liegend, einer hochkant. Ich starrte ihn an: So leicht konnte es doch nicht sein. Dort ist es, verdammt, dort ist es. Bei näherem Hinsehen, bei dem ich die Kurven des Kotflügels und des Dachs aufnahm, sah ich durch die schmutzigen Fenster eine rote Baseballkappe auf der Ablage. Eine rote Baseballkappe, die mir die Röte ins Gesicht trieb.
    Ich ließ den Vorhang los, als Annie sagte: »Hier draußen sind nicht viele Leute, und es wird ganz schön einsam manchmal.« Dabei schaute sie mich an und blies Rauch an die Decke.
    Cip sagte: »Sie sollten ab und zu in die Stadt fahren.«
    »Spielen reizt mich nicht. Ich gehe lieber auf Nummer sicher.«
    »Da tun sie gut dran«, sagte er und nahm den ersten Schluck Kaffee, bevor sie darüber nachdenken konnte. Dann sagte er: »Sie haben wahrscheinlich auch nicht in Ralph Polks Unternehmung investiert.«
    Ihre Augen, klein und leer, gingen von mir zu ihm. »Ich mag die Hektik in der Stadt nicht«, sagte sie. »Ich mag Ruhe und Frieden.« Als sie die Tasse hob, nahmen ihre Lippen ein Eigenleben an, wie ein Elephant, der eine Erdnuß sucht, aber sie schaute Cipriano weiter von oben bis unten an und übelegte wohl, ob er für ein gemeinsames Abendessen oder fürs Bett taugte, genau konnte ich das nicht sagen.
    »Vielleicht sollten wir uns auf die Socken machen«, sagte ich und sprach zum ersten Mal. Cipriano schaute mich an, sagte aber nichts.
    Ich hörte ein leises Schniefen, als Annie ihre Nase mit dem Finger berührte. Gib mir etwas zum Kiffen oder zum Spritzen, egal. Wenn meine Nasenscheidewand sich auflöst, dann stich mir zwischen den Zehen, in den Magen, in die Leisten; ich hab’ verdammt nochmal genug überflüssiges Fleisch.
    Ich sah sie an und sagte: »Einmal habe ich ein Mädchen im Gefängnis gesehen, die sich in eine Vene in ihrer Brust spritzte und die nicht aufhören wollte, bis vier Wächter sie festbanden.«
    Annies Blick hätte ein Wohnhaus umwerfen können. Sie sagte sehr treffend: »Sie suchen Roland.« Ihre kleinen Augen schätzten mich ab, und sie lächelte blöde. »Er ist hinterm Berg.«
    »Das sind viele von uns«, sagte Cipriano, der immer noch schnell genug reagierte, aber sich nicht sicher war, ob die Unterhaltung diese Wendung nehmen sollte.
    Annie legte beide Ellbogen auf den Tisch und hielt die Tasse oben.
    »Er legt die Rohre frei.« Sie trank an ihrem Kaffee und dann, ohne die Augen von Cipriano zu wenden, schrie sie mit dem Kopf zur Seite: »Kommst du mal raus und begrüßt unseren Besuch?« Sie sah jetzt mich an und ihr Mund entblößte rosa Gaumenfleisch.
    Eine Tür öffnete sich im Gang. Der Wagen bewegte sich, als jemand herauskam, jedoch versperrte mir die Tür den Blick. Erst dann merkte ich, daß es das Badezimmer war. Darin war jemand gewesen, der uns die ganze Zeit beobachtet hatte, während wir wie zwei Dummköpfe im Wagen gesessen hatten.
    »Wen haben wir denn da?« fragte Phillip und kam auf uns zu. Dieses Mal verdeckte ein hellgelbes Flanellhemd seine Tätowierungen, seine Jeans waren am Knie schmutzig. Er setzte sich auf den ledernen Direktorensessel uns gegenüber in der Nähe der Tür.
    Ich fühlte mich eingesperrt und wollte, daß Cipriano aufstand, aber er saß nur da mit seinen Händen auf der Tasse, allerdings bewegte sich sein Daumen auf und ab und sein Knie zuckte etwas.
    »Habe ich Ihnen gestern Abend nicht gesagt, daß Ihre Freundin meinen Bruder mag? Ich mische mich da nicht ein, und sie sollten es auch nicht.«
    »Ist sie hier?«
    »Wollen Sie sie sehen? Sie ist in dem Schuppen.« Er bewegte seinen Kopf in die Richtung der

Weitere Kostenlose Bücher