Blutorangen
gemieteten Bungalow hatte ich überall Zimtsüßigkeiten versteckt. Zimt muß in diesem Jahr »in « gewesen sein. Als ich es roch, wußte ich nicht, wer dieses Mädchen war, das einmal malen wollte und sich für die Natur interessierte und sich jetzt mit toten Körpern befaßte.
Ich sagte: »Erzähl’ mir mal, was du über Ralph Polk weißt.«
»Ralph ist schon seit langer Zeit hier, lange vor dieser Ölgeschichte. Ich glaube, er arbeitet ein wenig am Gesetz vorbei.«
»Ist er vorbestraft?«
»Ralphie? Neee.«
»Übrigens, wie bis du aus dem Heim gekommen?«
»Ich bin zur Tür hinaus. Ich hatte keine Lust mehr, auszuruhen. Hey ...«
»Was?«
»Wie kommt es, daß du nicht mehr lachst?«
»Wem machtst du das Leben schwer, wenn ich nicht da bin?« sagte ich.
Wir waren jetzt in den Bergen. Es gab einige Joshuabäume und Kreosotbüsche, und die Erde war rost- und goldfarben mit wenig grün dazwischen.
»Wer denkt schon, daß man in dieses Land einen See setzten kann, der dann auch noch bleibt?« sagte ich.
»Weißt du, wo wir jetzt sind? Wir sind südwestlich des Mica Peaks. Wenn du über diese Hügel gehst, siehst du die Erde vor Kali glimmern, so als ob Kinder Flaschen zerbrochen hätten.«
Wir versanken in seichtem Gewässer, fuhren um den Hügel herum und kamen dann zu einem sichelförmigen Einschnitt im Felsen. Darin stand ein weißbrauner Wohnwagen. Auf der einen Seite hinter einem Zaun waren zwei Ziegen, die Klee fraßen. Das Motorengeräusch störte sie nicht beim Kauen, obwohl sie hochschauten und uns anstarrten.
Auf der anderen Seite gab es eine Flachdachhütte aus Funierholz. Den Bronco sah ich nicht. Ich sah überhaupt kein Fahrzeug. Ich stellte den Motor ab, und wir saßen beide da und starrten vor uns hin.
»Cip, ich muß dir noch etwas über meine Freundin Patricia erzählen. Sie war schon einmal mit einem Typen befreundet, der wegen Raub im Gefängnis gewesen war.«
»Wenn du einen Stab in eine Kirchengemeinde wirfst, wirst du immer welche treffen, die eine solche Vergangenheit haben«, sagte er. »Was sollen junge Frauen denn heute machen?«
»Das ist für mich keine Erklärung.«
»Du hattest immer schon deinen eigenen Kopf«, sagte er.
»Wie kannst du so etwas sagen!«
»Die anderen Mädchen kümmerten sich um nichts.«
»Was ist mir Frazier? Sie wohl.«
»Ja, sie wohl. Sie war anders, genau wie du.«
»Hör’ zu, Cip — ich bin mir ziemlich sicher, daß einer der Typen, die Ralph helfen, ihr Typ ist. Und sein Bruder Phillip ist auch kein guter Umgang. Die haben nichts Gutes im Sinn.«
»Es hört sich so an, als ob du nicht genau wüßtest, ob die Leute die Richtigen sind.«
»Du hast recht, das weiß ich nicht. Was würdest du tun, wenn du dächtest, daß deine Freundin dir diese Postkarte geschickt hat und diese Karte hierhin führt? Was würdest du tun?«
»Ich würde auf eine weitere Postkarte warten.«
»Okay. So bin ich aber nicht.«
Er klopfte mir auf die Hand und lächelte.
Ich seufzte und sagte: »Was machen wir also jetzt? Gehen wir dorthin und klingeln wie die Avontante?«
Er dachte eine Weile darüber nach und sah aus dem Fenster die Ziegen, und sagte: »Ralph Polk hat noch nie einen gesunden Menschenverstand gehabt.«
»Ich habe Phillip gestern Abend in einer Bar gesehen. Bei ihm war ein hübsches Mädchen aus Phoenix namens Constance, und alles sah ganz gut aus. Ich sage damit nicht, daß ich schon etwas herausgefunden habe. Ich könnte von hier bis Minnesota falsch liegen. Verstehst du?«
Er nickte gedankenverloren.
Ich sagte: »Es sieht nicht so aus, als ob jemand da wäre.«
»Die alte Dame ist da.«
Die Mutter hatte ich total vergessen. »Woher weißt du das?«
»Ralph hat es mir gesagt. Er sagte, sie macht den ganzen Tag nichts außer herumzuschnüffeln. Er ist darüber nicht sehr glücklich.«
»Sie können doch nicht alle da wohnen.« Ich schätzte die Länge des Wohnmobils auf circa neun Meter und dachte dann, daß in der Hütte auch jemand wohnte.
Ich sah viele Leute in Wohnmobilen wohnen als ich in Oakland war. Hütten mit abfallendem Dach waren an Zäunen befestigt, die nicht höher als ein Dobermann waren, und doch kam ein Typ heraus. Drei von uns schrien und hielten den Revolver auf ihn gerichtet. Sie versteckten sich in so engen Hütten. Einmal verfolgte ich einen Idioten und sah seine Hose aus dem Schlafzimmerfenster verschwinden. Mein Partner scheuchte ihn wieder ins Haus. Eine Stunde lang durchsuchten wir das ganze Haus. Der Rest
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