Blutorangen
zweieinhalb Drinks mich schon ganz schön beschwipst machten und auf einmal tanzte ich im dunklen Teil der Terrasse mit Billy K.
Es ist komisch, wieviel besser einige Leute aussehen, wenn man betrunken ist. Er roch gut und fühlte sich gut a n. Bei den schnellen Liedern fand er Gelegenheit, mich zu eng zu halten, und das hätte ich wissen müssen. Bei dem ersten langsamen Lied — ein altes Carly-Simon-Lied, ihre süße, traurige Stimme — zog er mich an sich, und ich war erstaunt und auch etwas erleichtert, wie gut es sich anfühlte, so Körper an Körper. Er hielt mich so, als ob er meine Gedanken lesen könnte, und wir beide freuten uns schon auf die nächste Bewegung, sahen sie fast als Herausforderung, wer sich am wenigsten bewegen konnte und es trotzdem wußte. Ich schloß meine Augen und genoß die Empfindung eines warmen und lebendigen Körpers neben meinem. Die Musik schnitt uns von der Welt ab. Vielleicht tat ich Billy Unrecht. Ich entschied zu seinen Gunsten.
Es kam ein weiteres schnelles Lied, und jetzt lachte ich Billy an. Ich hatte einfach Spaß, ohne Hintergedanken. Ich sah, wie Raymond und Patricia auch zusammen tanzten, wobei Patricia etwas komisch dabei aussah, da sie größer war als er, aber sie war glücklich. Als sich unsere Blicke trafen, lenkte sie Raymond in unsere Richtung.
Sie lehnte sich zu mir und sagte: »Hi, Smokey-y-y«, wobei sie den Namen ganz lange dehnte. »Du hast mir etwas vorenthalten, du Ziege.«
»Oh, bitte«, sagte ich.
Billy hörte sich das alles an und grinste mich auch an. Das Lächeln mochte ich nicht besonders. Aber dies war eine Party, und dies waren meine Freunde und Kollegen, und wozu braucht man denn schon Geheimnisse?
Ich lachte und sagte: »Verdammt nochmal, Raymond du hast es erzählt! «
Billy zog mich an sich, und ich fühlte die Wärme seines Körpers. Er schmiegte seine heiße Wange an meine und ließ sie dort. Er fragte: »Ich würde gerne wissen, wie du zu diesem Namen gekommen bist.«
»Mhh, vergiß es.«
»Du könntest es mir zeigen«, sagte er. Er schmiegte sich an mich, Hüfte an Hüfte, wie Magneten, und obgleich ich mich wegzog, fühlte ich mich etwas schwindelig. Sein Bein war, wo es nicht sein sollte, und mein Arm ging wie von selbst höher bis zu seinem Hals. Ich war betrunken und ich war müde. Ich wollte bei Joe sein. Schwach und einsam war ich. Und ich ging mit Billy Katchaturian nach Hause.
Ich war immer noch betrunken, als Ray und Patricia um zwei Uhr morgens bei Billy vorbeikamen, an der Tür klingelten und fragten, ob alles in Ordnung sei. Billy und ich hatten es noch nicht einmal bis zum Schlafzimmer geschafft. Wir hatten auf dem Wohnzimmerboden miteinander geschlafen und zwei große Kissen zu Hilfe genommen, wobei uns seine weiße, großäugige Katze die ganze Zeit vom Tischende aus beobachtet hatte. Ich hatte noch die meisten meiner Kleider an, als ich einschlief.
Als Raymond kam, um mich abzuholen, sagte ich: »Gott segne dich, Raymond und als ich ihm die Hand hinhielt, damit er mich hochziehen konnte, sagte ich: »Gott segne dich, und wie meine Großmutter aus Missouri sagen würde, dank deinem alten Kopf.« Dann sagte ich: »Ich bin betrunken, Raymond«, und fing an zu weinen.
»Das weiß ich, Smokey.«
Dann sah ich Patricia. Sie sah aus wie eine Barbiepuppe. Ich fühlte mich sehr traurig. Ich sagte: »Hallo, Patricia. Können wir nach Hause gehen?«
Billy wollte mit Ray diskutieren, gab dann auf und sagte etwas zu mir, daß wie durch Watte an mein Ohr drang. Ich sagte Patricia immer wieder, wie hübsch sie sei, und wie froh ich war, daß sie meine Freundin geworden war. Es war erste Mal, daß sie einen Satz nicht mit einem Kichern beendete.
Sie sagte: »Wir bringen dich jetzt nach Hause, Samantha«, und funkelte Billy K. an.
So viel zu Freitag. Am ganzen folgenden Wochenende hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, wie ich mit den Dingen im nachhinein fertig werden würde — Billy Katchaturian: Klatschkontrolle, Billy selbst und die ständige Angst vor einer Krankheit. Sich mit jemandem einfach so einzulassen, geht heute nicht mehr. Es war auf jeden Fall eine ganz große Dummheit gewesen.
Ich dachte darüber nach, wieder ins Bett zu gehen und mit einem neuen Alptraum wachzuwerden. Statt dessen duschte ich viel länger als es mein Gewissen wegen der allgemeinen Wasserknappheit zuließ. Durch den Dampf fühlte sich mein Gehirn an wie eine Rosine in einem Wackelpudding. Ich drehte das Wasser ab und zwang meine Beine
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