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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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und ich sie jeden Samstag anriefe. Sie war am Telefon viel freundlicher als sonst, fast glücklich. »Was ist los? Haben wir einen Notfall?«
    »Nein, nichts besonders. Es tut mir leid, daß ich dich zu Hause anrufe, aber ich habe gehört, daß du mir etwas sagen wolltest und ich habe dich gestern Abend nicht gesehen.«
    »Oh, ja. Ich habe es Billy erzählt. Hat er nichts gesagt?«
    »Nur, daß du mir etwas erzählen wolltest.« Wußte sie über Billy und mich Bescheid oder nicht? Gott, wie peinlich.
    »Oh. Es handelt sich um das Ding, das du in die Asservatenkammer gebracht hast. Ich habe gehört, daß dir viel daran liegt, diesen Fall gelöst zu sehen.
    »Ja. Hat jemand es identifiziert?«
    »Nicht ganz, aber fast. Julio Hernandez sagt, daß es eine Zwinge ist.«
    Ich wußte, was eine Zwinge war, aber es gehört zu den Worten, die man einmal hört und dann denkt, daß man sie nicht mehr braucht. »Es gehört ans Ende einer Bohrmaschine, um die Bohrerspitze zu halten, nicht?«
    »Ich denke, ja.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß es eine Zwinge sein könnte, weil es zu groß war. Ich habe schon kleinere an dem Bohrer meines Vaters gesehen, glaube ich. Denkst du, wir hätten hier etwas Interessantes, Trudy?«
    »Vielleicht. Weißt du, Julio kennt sich mit Schweißarbeiten aus. Er macht diese kleinen Flugzeuge aus Blattmetall und anderen Dingen und hängt sie als Mobile auf. Er verkauft sie sogar. Eins hängt auch über seinem Schreibtisch. Schau es dir mal an. Er sagt, er schweißt nicht, er lötet. Aus irgendeinem Grund ist das wichtig. Aber ich bin beeindruckt. Es sieht cool aus. Das Ding von dir ist geschmolzen, sagt er. Wahrscheinlich ist es zu heiß geworden oder so.«
    »Hat er einen Verdacht, wohin dieses Teil gehört?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Okay. Trotzdem danke, Trudy. Kennen wir irgendwelche Schweißer?«
    »Nein, aber die Werkzeugabteilung hat noch etwas darüber herausgefunden.«
    »Laß mich raten«, sagte ich. »Keine Fingerabdrücke.«
    »Korrekt. Es ist kreuzschraffiert, wie Gewehrhalterungen. Aber das ist nicht alles.«
    »Was noch?«
    »Die Jungs dort sind toll, weißt du?«
    »Trudy, um Himmels willen«, lachte ich, »ist das hier ein Quiz?«
    »Entschuldigung, aber es macht Spaß, nicht? Es ist wie ein großes Puzzle. Das mag ich ja so an dieser Arbeit. Sie ist auf jeden Fall intellektuell. Auf jeden Fall besser als Kreuzworträtsel. Okay«, sagte sie. »Hier ist die Neuigkeit. Ein anderer Typ aus der Werkzeugabteilung ist mit seiner Zunge darüber gefahren. Er macht das oft, sagte er. Riecht an Dingen, schmeckt sie. Er kann alles mögliche so identifizieren. Ich sagte ihm, er solle auf keinen Fall Zyankalikapseln so prüfen, und er sagte, nein, die nähme er zu Parties mit. Das ist der neue Typ aus Bosten. Hast du ihn schon kennengelernt?«
    »Was hat er denn herausgefunden?«
    »Daß dein Metallring im Salzwasser gelegen hat. Daß er vielleicht aus dem Meer kam.«
    »Okay ...«
    »Deshalb hat er gestern nachmittag rumtelefoniert und das Ding jemandem beschrieben. Sie sagen, daß es vielleicht zu einer Taucherausrüstung gehört, zu einer Unterwasserlampe. Hey, Smokey?«
    »Ja?«
    »Julio sagt, daß der Typ die eifrigste Perlenzunge hat, die er je gesehen hat, und hat gelacht. Weißt du, was das heißt?«
    »Ich glaube schon.« Ich mußte wegen ihrer Stimme lachen; ich fragte mich, ob ich es ihr erzählen sollte. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte meinen Kopf an die Wand. »Es bedeutet, daß er gut bei oralem Sex ist.«
    Am anderen Ende war es still.
    Ich sagte: »Trudy, hat Joe Sanders dir gesagt, daß ich an diesem Fall besonders interessiert bin?«
    »Er sagte mir, er sei besonders interessiert an diesem Fall. Er sagte mir, daß du vielleicht etwas wichtiges gefunden hast.«
    »Hat er sich nicht ... komisch benommen?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Was meinst du?«
    Also hatte Joe nicht weitererzählt, daß ich ziemlich inkompetent gehandelt hatte. Ich sagte: »Ich bin überrascht, daß er es erwähnt hat. Wir wissen noch nicht einmal, ob es im entferntesten mit diesem Fall etwas zu tun hat. Ich habe das Ding in einiger Entfernung im Gras am Rande der Einfahrt gefunden, weit weg von der Absperrung. Hat Joe Mr. Dwyer schon gefragt, ob er Arbeiter in der Nähe hatte, die Schweißarbeiten durchführten?«
    »Hier ist die gute Neuigkeit, Smokey.« Trudy muß froh gewesen sein, mit jemanden an einem Samstagmorgen reden zu können, sonst hätte sie es nicht so hinausgezögert. Dann ließ

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