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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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»hocherhobener« Nase starten und dürfen die Maschinen nur minimal laufen lassen, so daß sie gerade noch fliegen, und dann müssen sie eine komplizierte Drehung machen, um über die Back Bay zu fliegen, damit sie die Reichen in Newport nicht wecken oder die Wildgänse stören. Eine Katastrophe ist absehbar, aber für mich sind diese unheimlichen, schwebenden Flugzeuge in diesem Vakuum fast wie schöne Vögel.
    Seit ich so nah an der Bucht wohne habe ich mehr über Vögel und Enten gelernt als ich je gedacht hätte. Wasserhühner werden auf ihren Flugwegen von dem Frischwasserlauf von Santiago Peak und Modjeska angezogen, die die 1800 Meter hohen Saddleback Mountains bilden. In diesem Gemisch von Salz- und Frischwasser versammeln sich Seevögel, Seetaucher und Möwen. Brillenenten, auch »Skunkköpfe« genannt, weil sie schwarz und weiß gestreift sind, ernähren sich von Schalentieren und grunzen, während sie fressen. Spießenten strecken ihr Hinterteil für mehr als dreißig Sekunden aus dem Wasser, während sie in dem Bodensatz herumwühlen. Ich habe Kanevasenten gesehen, Löffelhaie, Stockenten, Ruderenten, Krickenten, Pfeifenten und Büffelkopfenten, alle in derselben Bucht, und eine schwarz-weiße Ente mit einem roten Auge, die ich noch nicht identifiziert habe. Ich kann einen Silberreiher von anderen Arten an den gelben Füßen unterscheiden und eine Jungmöwe von einer alten, glaube ich. Vielleicht auch nicht. Und es gibt Pfuhlschnepfen und Entenschnepfen und wunderschöne weiße Säbelschnäbler mit schwarzen Rändern an den Flügeln und einem nach oben gebogenen Schnabel. Und unter dem Wasser gibt es Dutzende von Weichtieren und Kriechtieren in diesem wunderbaren lebendigen Labor.
    Am späten Nachmittag erscheint ein rosa und goldener Glanz über der Weide und über den hellorangen, faserigen Parasiten, Teufelszwirn genannt, der sich in Stücken über dem Unkraut am Rande des Wassers entlangzieht, ein kleines saftiges Ding, das Salz speichert und es dann abstreift, um es loszuwerden. Dort gibt es auch Meeresfeigen und Salzbüsche und Baumtabak und am Hang das ganze Jahr über gelbe Buschsonnenblumen. Oft sehe ich in dem glänzenden Schlamm oder in einem Stück Salzgras einen großen, blauen Reiher, bewegungslos wie ein Stück Treibholz, wartet er auf die kleinste Bewegung unter ihm, die eine Mahlzeit versprechen könnte. Von meinem Balkon zu blicken, stellt meinen Seelenfrieden wieder her.
    Ich muß etwa fünfzehn Minuten dort gestanden haben, als plötzlich aus unerklärlichem Grund Jerry Dwyer vor meinem inneren Auge erschien, wie er tot im hinteren Teil von Dwyer’s Kwik Stop dalag. Ich dachte, ich sollte vielleicht meine Sportsachen anziehen und in der Back Bay joggen gehen oder nach Balboa Island fahren, einige Kilometer geradeaus bis nach Jamboree an den Pazifik und ein Croissant und ein Spiegelei essen.
    Vielleicht sollte ich Trudy Kunitz fragen, ob sie mitkommen würde. Ich wühlte in den Papieren und Briefumschlägen auf dem Küchentisch unter dem Wandtelefon herum und fand das Büchlein mit den Telefonnummern des Personals der Gerichtsmedizin. Ich habe Trudy noch nie zu Hause angerufen. Wir sind bei der Arbeit freundlich zueinander, aber wir sind keine Freunde. Sie hat Schwierigkeiten, mir in die Augen zu schauen. Ich weiß nicht, ob sie mich nicht mag oder ob sie das immer so macht. Aber ich mochte Trudy von Anfang an. Ein vollkommen unkomplizierter Mensch. An einem ruhigen Nachmittag räumten wir beide den ganzen Lagerraum um; als ich es vorschlug, sah sie mich über ihre runde Metallbrille an und sagte: »Klar, mein Gehalt bekomme ich für jede Arbeit.« Sie hat dunkle Haare und blasse Haut mit einigen Pickeln am Kinn. Sie trägt immer gerade geschnittene Jeans und dunkle Farbtöne, um ihre vielleicht etwas zu dicken Beine zu verdecken. Ihr Job als Künstlerin ist es, die Leichen zu skizzieren, wenn sie für die Papiere identifiziert werden müssen oder sie verbessert die Tatortskizzen anderer für das Gericht.
    Es gab nur drei Namen zwischen Katchaturian und Kunitz. Ich wählte ihre Nummer und dachte, selbst wenn sie keine neuen Informationen über den Fall Dwyer hatte, dann konnte ich vielleicht herausfinden, ob sie schon wußte, was für ein Idiot ich letzte Nacht gewesen war und wie groß der Schaden war, den ich angerichtet hatte. Ich fragte mich, ob Joe es auch schon wußte.
    »Trudy, hier ist Smokey.«
    »Hallo, Smokey«, sagte sie, als ob sie schon seit Stunden auf den Beinen wäre

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