Blutorangen
um genauer in Patricias hübsches Gesicht mit den Grübchen zu schauen. Ich ließ Patricia in guten Händen zurück und erkämpfte mir den Weg in die Küche, wo ich sah, wie Dolly Anderson ein Tablett mit Partyhäppchen gefährlich schief hielt und mit jemandem ganz ernsthaft sprach. Im Verlauf des Abends sah ich Bob oder Dollie und ich erinnerte mich daran, daß sie mit Joe S. ganz eng befreundet gewesen waren, bis sie sich überworfen hatten. Das tat mir auf ganz egoistische Weise leid, da ich Joe vermißte. Ich wollte, daß er da wäre. Manchmal muß man sich jemanden ganz stark herbeiwünschen und dann kommt er tatsächlich. Aber heute Abend hat es nicht funktioniert. Joe kam nicht. Nicht zu Bobs Party. Bob arbeitete früher in der Gerichtsmedizin. Wir haben früher alle in seinem Haus mit dem großen Schwimmbad, dem Whirlpool und der großen Terrasse viele Parties zusammen gefeiert. Jetzt ist er Privatdetektiv und hat, trotz der großen Konkurrenz in Orange County, viel zu tun. Dollie arbeitet in der juristischen Bibliothek von Orange County — einem wunderschönen Ort, wie sie sagt, da es von jedem, mit den Gerichtskosten finanziell unterstützt wird und auf diese Weise sozusagen jedem gehört. Sie konnte politische Reden darüber halten. Joe sagte wenigstens, daß er sie vermißte- Er hatte mir nie gesagt, wo das Problem lag, aber ich hörte von anderen, daß er Bob verdächtigte, einen Alkoholtest für ein hohes Tier im Büro des Staatsanwaltes manipuliert zu haben, der einen Todesfall verursacht hatte. Ein schrecklicher Vertrauensbruch. Ich wünschte, e s könnte nicht wahr sein, aber das ist es leider nicht. Alle Menschen, wie Joe sagen würde, haben ihre Fehler, und manche haben mehr Fehler als andere. Aber heute nacht wußte ich nicht, was an der Geschichte wahr ist, und entschied zu Andersons Gunsten, etwas, was Joe eigentlich bei den meisten Menschen tat. Manchmal war er schwer zu verstehen.
Ich schaute in das Eßzimmer. Trudy war nicht da. Dann ging ich ins Wohnzimmer. Billy war dort, trank Wein und starrte ein Bild mit blauen Walen an.
»Hallo, Billy. Ich habe gehört, daß Trudy hier ist, hast du sie gesehen?«
»Ich bin alles, was du brauchst, Puppe.« Er stand so dicht bei mir, wie er konnte, ohne daß ich mich deswegen wegbewegen mußte. Ich mußte einfach lachen.
Ich mußte mich dazu zwingen, es zu sagen, aber ich tat es: »Billy, werde doch mal erwachsen.«
»Oh.«
»Nein, wirklich«, sagte ich und lachte.
Ich wollte gerade gehen, als er mich wieder zu sich rief. »Trudy sagt, daß Joe ihr etwas gesagt hat. Willst du wissen, was?«
»Ich frage Trudy, danke.«
Er kam herangeschlendert. Ich ging.
Ich konnte sie nicht finden. Ich ging zu Patricia und Ray zurück. Ich stellte auf dem Weg mein Margaritaglas ab und nahm ein halb gefülltes Weinglas, das jemand achtlos irgendwo stehengelassen hatte. In meiner Nase kitzelte es noch nicht.
Von der Veranda hörte man jetzt Musik. Ich erkannte ein Lied von Don Henley mit seiner sexy Stimme. Raymond bewegte seine Schultern im Takt. Ich wußte, er würde Patricia gleich zum Tanzen auffordern. Statt dessen fragte er mich. Vielleicht war er schüchtern. Ausgerechnet er. »Noch nicht, Raymond«, sagte ich.
»Bist du nicht ein wenig betrunken, Smokey, meine Liebe?«
Patricia sah mich an und sagte: »Smokey? Wo kommt der Name denn her?«
Das war etwas für Raymond. »Du willst sagen, du weißt nichts davon? Also, laß mich es dir erzählen ... nein, Smokey, sag es ihr selbst. Du enthältst deiner Freundin etwas vor. «
»Was? Sag es mir«, sagte Patricia.
»Oh, es ist gar nichts. Raymond hat einen komischen Humor.« Zu Raymond sagte ich. »Tanz mit ihr, dann machst du keinen Ärger.«
Es zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Als sie zur Tanzfläche gingen, Ray in seinem roten Strickhemd, das seine Muskeln gut zur Geltung brachte, die Hose, die sich schön der Form seines perfekten Hinterns anpaßte, dachte ich, daß ich wirklich glücklich sein konnte, solche Freunde zu haben. Ich stellte fest, daß ich nichts mehr zu trinken hatte.
Sich zu betrinken, macht Spaß. Das darf man eigentlich gar nicht sagen und eigentlich darf man auch gar keinen Alkohol mögen. Ich wünschte, ich würde ihn auch nicht mögen; ... Aber auf der Party von Bob und Dollie hatten sie gute Drinks und einen neuen CD Player, und bei mir war eine Party lange überfällig. Sogar Raymond hatte gesagt, daß ich eine Party brauchte. Die Sache war, daß diese
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