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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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sagte Billy. »Dieser hier ist weg«, sagte er und zeigte auf einen nackten Mittelfinger. »Habt Ihr einen pinkfarbenen Plastiknagel gefunden?«
    Der Hilfssheriff sagte eine Zeitlang nichts und schrieb in sein kleines Buch. »Das finde ich schon heraus«, sagte er Sie konnten den falschen Nagel im Wagen eines Verdächtigen finden oder in einer Hemdtasche. Oder in einem Schuh oder auf dem Kühlschrank.
    Ich winkte und sagte zu Billy: »Ich komme später wieder.« Am Ende des Flurs holte ich mir eine Tasse Kaffee. Als ich zurückkam, war er alleine. Ich hatte mir zurechtgelegt, was ich sagen wollte. Ich hatte die Akte über die Schießerei bei mir, mit Trudys Zeichnungen des Hauses und des Lastwagens, der daneben geparkt war. Sie wollte Billys Aufnahmen, damit sie die Winkel von der Straße zum Wagen überprüfen konnte.
    Billy lächelte mich diesmal an, und seine Augen wanderten auf mir auf und ab, als er mir sagte, wie hübsch ich aussah. Ich hatte ein klassisch geschnittenes, schwarzes Kunstseidenkleid an mit schwarzen blickdichten Strümpfen und einer hellgrünen Jacke. Heute war ich eleganter als sonst. Vielleicht brauchte ich das, damit ich ihm gegenübertreten konnte. Er trug marineblaue Hosen und ein weinrotes Hemd mit einer weinroten Krawatte, etwas, das ich an ihm vorher auch noch nicht gesehen hatte. Seine Gürtelschnalle zeigte den Rücken einer Spinne mit einer roten Sanduhr, die aus zwei rosafarbenen Korallen bestand. Ich sagte: »Billy, wenn diese Spinne eine schwarze Witwe sein soll, dann gehört die Sanduhr auf den Bauch.«
    Er lachte leise und sagte: »Mußt du meine Hundert-Dollarschnalle kritisieren? Ich habe sie von einem Indianer aus San Francisco.«
    »Sie ist häßlich«, sagte ich. »Sie erinnert mich an den Lastwagen mit einer großen Spinne drauf, weißt du, die Schädlingsbekämpfungsfirma. Als ob ich einen Typ mit einer riesen Spinne, die halb so groß ist wie ich, anriefe.«
    Billy schnurrte förmlich. »Mmmmmm«, sagte er.
    »Hey, ich will es nicht kompliziert machen. Wir müssen zusammen arbeiten. Wir sollten das nicht schwierig machen.«
    »Wer ist hier kompliziert? Ich habe dir gerade ein Kompliment gemacht.« Er legte einen Arm auf den Tisch und legte den anderen darüber, während er mich ständig anschaute.
    »Wir müssen zusammen arbeiten«, sagte ich, »aber ich möchte unsere Beziehung dienstlich halten.«
    »Kein Problem. Überhaupt kein Problem. Aber was machen wir denn heute Abend, hmm? Er legte zwei Finger auf meinen Oberarm, der, wie ich erst jetzt feststellte, auch auf dem Tisch lag.
    Ich sagte: »Was mich angeht, ist letzte Nacht nichts passiert.«
    »Wow. Das ist eine Frechheit. Ich wußte nicht, daß du so gemein sein kannst, Smokey. Mitten ins Herz.« Er stand auf mit einem verletzten Gesichtsausdruck. Ganz im Innern wußte ich, daß er das erwartet hatte, und daß es zum Spiel gehörte.
    »Schreib’ es dir hinter die Ohren. Wir werden ganz bestimmt keine Art von Affäre weiterführen. Also lenke deine Aufmerksamkeit auf jemand anderen. Zum Beispiel auf die Neue in der Toxikologie, okay?«
    »Welche Neue?« Seine Augen leuchteten auf.
    Ich mußte unwillkürlich lachen. Ich haßte ihn nicht. Ich erinnerte mich daran, wie gut sich der Mann beim Tanzen angefühlt hat. Menschlich könnte man sagen. Gefühlvoll- Gefühlvoll? »Ich habe dafür keine Zeit, Billy.«
    »Ich bin nicht dein Typ, willst du sagen.«
    »Ich denke, das ist es. Nichts persönliches. Ich will deine Gefühle nicht verletzen.«
    »Du weißt, was du sagen würdest, wenn die Lage anders wäre — wenn ich dich nach einer Nacht im Heu fallenlas se n würde? Du würdest sagen, >Oh, diese Männer. Die wollen alle nur das eine.<«
    »Hör’ auf damit, Billy. Ich war betrunken, das weißt du ganz genau.«
    »Du warst nicht betrunken, als wir anfingen. Du hast im Auto unaufhörlich geredet. Erinnerst du dich nicht daran, daß du unbedingt meine Wohnung sehen wolltest?«
    »Das ist totaler Quatsch, Billy und du erzählst so etwas besser nicht weiter. Paß mal auf — « Meine Ohren fingen langsam an zu glühen. Ich glaube, ich fing auch an zu zittern, ich hasse es nämlich, die Kontrolle zu verlieren und tue es auch selten, denn wenn ich es tue, dann verliere ich sie total; dann sage und tue ich Dinge, die mich noch Stunden danach zittern lassen. »Mach’ keinen Mist, Billy. Ich glaube nicht, daß du das tun willst.«
    Sein Gesichtsausdruck nahm so etwas wie menschliche Züge an. Ich holte Luft. »Ich habe kein

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