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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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alle verrückt. Ich habe dem Typ am Telefon erzählt, daß mein Großvater dieses Werkzeug in einer Kiste hinterlassen hat. Der Typ hat das geglaubt.«
    »Ich glaube, daß Felton schon einige Anrufe getätigt hat. Das mußte er. Er mußte mit Hannifin schon gesprochen haben. Es steht wahrscheinlich alles im Bericht. Ich hatte bloß nicht ...«
    »Gary? Nimm eine Valium und ruf’ mich morgen früh an, okay?«
    »Himmel«, sagte er, und ich hörte, wie er nachgab. Er sagte: »Du hast Mut, das muß man dir lassen.«
    »Man muß lernen zu improvisieren, Svoboda. Schau, ich trage keine Uniform, das ist mein Vorteil.«
    »Wenn ich das versuchte, dann hätte ich kein Glück damit.«
    »Dein Problem ist, daß du zu ehrlich bist, das ist alles. Sie können alles in deinem Gesicht lesen. Paß auf, sonst wirst du eines Tages noch befördert.«
    Er grummelte, aber ich wußte, daß ihm diese Vorstellung gefiel.
    Ich vermutete, daß jemand Roland Genes Alibi überprüft hatte; sonst hätten sie Roland und seinen Bruder Phillip am Freitagabend nicht einfach gehen lassen. Aber wenn sie es nicht getan hatten, wenn jemand am Wochenende zu beschäftigt gewesen war; wenn Reddecker wirklich ein Taugenichts war und mein Freund Gary sich um den Fall nicht so kümmerte, wie er es könnte ... Dann wiederum, konnten sie die Dugdales nicht zu sehr in die Mangel nehmen, es sei denn sie verhafteten sie auf Verdacht, und ob es mir nun gefiel oder nicht, dafür hatten sie zu wenig Beweismaterial.
    Ich rief Gary wieder an.
    »Gary«, sagte ich. »Hier ist Smokey.«
    »Hast du schon Probleme?«
    »Du enthältst mir etwas vor. Du hast auch noch andere Verdächtige, nicht wahr?«
    Am anderen Ende war einen Moment lang Pause. Armer, ehrlicher Mensch. So wütend er auch über die Dugdales war, ich konnte mir nicht vorstellen, daß er so schnell einlenkte. Er mußte andere Verdächtige haben.
    »Du kommst zurück und wir gehen zusammen was trinken, okay?« sagte er.
    Okay. Das reichte. Als ich auflegte, dachte ich, daß ich Harry Felten selbst anrufen könnte. Aber dann wären zwei Leute auf mich sauer, und es bestanden größere Chancen, daß mein Chef es erfuhr. Es war auch schon zwei Uhr. Ich hatte für halb drei eine Verabredung und hatte noch keine Ahnung, wo der Laden war.
    Ich drückte mich an einem langsam fahrenden Lastwagen vorbei, an dessen beiden Seiten Zweige hinaushingen, die auch nach hinten herausragten. Da ich durch den Lastwagen die Schilder nicht gut lesen konnte, verpaßte ich meine erste Abfahrt. Als ich dann zurückfuhr, sah ich, wie mir ein grüner Pickup sehr schnell entgegenkam. Das verwirrte mich. Ich dachte an Emilio, den Jungen bei El Cochino, der einen großen, grünen Pickup erwähnt hatte. Meine erste Reaktion war, wieder zu wenden und die Typen zu verfolgen. Aber dies war ein neueres Modell und ich dachte, daß ich schon sehr leicht reizbar sei.
     
    Ich fuhr an Dutzenden von riesigen Wassertanks vorbei auf eine der Landzungen, die die Kanäle voneinander trennten. Bahngleise verliefen die Landzunge entlang. Ich fuhr langsam, knapp dreißig, und schaute an den großen, weißen Tanks hoch, die um mich herum drohend aufragten. Durch Lücken zwischen den Gebäuden konnte ich das grau-grüne Wasser des Kanals sehen.
    Geradeaus, auf einem Gebäude, war ein kleiner Tank, der armselig aussah und der anscheinend alle, die vorbeifuhren, beobachtete. Einzelne rote Eisenbahnwagen standen mit der Nase in Warenhaustoren wie riesige Geschützgruppen, die in Riesenfabriken plaziert wurden. Männer auf der Plattform schwenkten ihre Arme und hoben Dinge hoch und nahmen kaum Notiz von einem kleinen, weißen Auto, das vorbeikroch.
     
    Mr. Davis war ein kleiner Mann. Er trug braune Hosen und ein grün-blau kariertes Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war und von einer Krawatte geziert wurde. Die Krawattennadel zeigte eine kleine Taucherbrille aus Messing, die auf alt getrimmt war, damit sie besser aussah. Ein grünes Glas, welches das Sichtglas des Tauchers darstellen sollte, zeigte in der Form einer Schweineschnauze nach außen. Es sah unheimlicherweise so aus wie eine kleine Kamera oder wie ein Fenster zum Innern von Mr. Davis, das ich nicht sehen wollte. Aber Mr. Davis war sehr nett, und er schüttelte mir die Hand mit Kraft und Zuneigung. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ja unter Vorwänden dort war. Ich würde niemals Privatdetektiv sein wollen. Man muß in dem Beruf sehr viel lügen.
    »Sie können gleich hereinkommen,

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