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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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junge Frau«, sagte er und führte mich die lange, hölzerne Rampe entlang von der Einfahrt in den tieferliegenden Lagerraum, der sich in einer Ecke des Lagerhauses befand. »Bis vor einem Jahr hieß die Firma Davis-Hannifin, eben bis ich verkaufte. Dies hier« — er zeigte auf ein kleines Fahrzeug, das futuristisch aussah, in klarem, hellen blau und auf der Seite lag — »ist ein motorisierter Schiffskörperreiniger. Es hat Bürsten am Boden. Ein Mann kann damit wie auf einem Motorrad gerade über den Schiffskörper fahren und so allen Dreck abschrubben. Haben sie so was schon mal gesehen?«
    »Nein, Sir«, sagte ich, »bestimmt nicht.« Überall hingen Motoren im Dunkeln oder waren sorgfältig oder weniger sorgfältig auf Metallregalen oder auf dem Boden untergebracht. Klippenschwalben hatten Lehmnester entlang der Querbalken verteilt. Orangefarbene Taucheranzüge ohne Kopfteil, die Arme und Beine steif abstehend, mit Rissen und gesprenkelten Schalen darin hingen an Haken, die in die Balken gebohrt worden waren. Sie waren für Riesen und nicht für normale Menschen gemacht.
    Mr. Davis sagte: »Wir gehen ins Büro«, und ich folgte ihm in ein Zimmer, das aussah wie die Rekonstruktion eines Schiffsquartiers — oder eine Bar in San Diego, die so aussehen möchte. Der kleine Raum hatte eine niedrige Decke und wurde von herausstehenden Balken durchkreuzt, Kreosotstreifen glänzten dort, wo die Balken aufgesprungen waren. Zwei getrocknete Kugelfische hingen an Angelschnüren an jeder Seite des Raumes. In einem hing eine schwache Glühbirne. Eine grüne Bänkerlampe und ein Computer standen auf dem Tisch hinter dem ein festes Schlagnetz war mit bunten Muscheln und einem einsamen Seestern. Das Ganze war gemütlich. Man brauchte mir jetzt nur noch einen Whiskey zu geben. Mir war kalt und beinahe hätte ich nach einem gefragt.
    Mr. Davis stand vor einem Stuhl mit einem ledernen Unterteil. Ich dachte mir, daß dort die Taucher säßen; der war unverwüstlich. Er bot mir einen Stuhl an, dessen Bezug einmal roter Samt gewesen war, dessen Mitte aber jetzt ein gewebtes Strohkissen offenbarte. »Sie haben also einige Werkzeuge, die ich identifizieren soll?« sagte er.
    Ich schaute mir sein faltiges, gebräuntes Gesicht an, die Geheimratsecken über den Stirnfalten, seine ruhigen, braunen Augen und dachte, das ist ein Mann, der gearbeitet hat, der ein Geschäft aufgebaut hat und damit glücklich ist. Der es für genug Geld verkauft hat, daß er in seiner Freizeit hier hinkommen kann und hier rumläuft, als ob er nie weg war; dessen Ex-Partner ihn immer noch kommen ließen.
    »Also, alles, was ich habe, sind Skizzen. Mein Vater würde wütend werden, wenn ich die Gegenstände entfernen würde. Er wollte an einen Journalisten schreiben, um es herauszufinden, aber ich dachte, daß Sie ja hier sind, und Sie waren freundlich genug, mir — «
    Er machte eine Handbewegung, um mich zu unterbrechen. Ich nahm das gefaltete Millimeterpapier, das Trudy mir gegeben hatte, aus meiner Tasche und lehnte mich zu ihm hin. »Das hier«, sagte ich und zeigte auf die Zwinge. Ein Lächeln überzog sein Gesicht.
    Süße, salzige Luft strömte herein. Der Kugelfisch in der Nähe der Tür schwankte und drehte sich, sein offener Mund war jetzt vor mir und seine leeren Augen nahmen alles auf.
    »Das ist eine Zwinge von einer Unterwasserfackel«, sagte Mr. Davis und lehnte sich so nah zu mir, daß sein Hemd meinen Arm berührte.
    In dem Augenblick erschien ein junger Mann mit einer gelben Krawatte in der Tür. Er blickte zu mir herüber, blinzelte dann auf den Computerbildschirm, der bernsteinfarben auf schwarz und halb in seine Richtung gedreht war. Mr. Davis schaute hoch. Er sagte: »Komm rein, Ross.«
    »Nein, ich wollte nur wissen ... ist der Barranca-Auftrag schon reingekommen?« Er sprach mit einer weichen Stimme und schien nett zu sein.
    »Noch nicht«, sagte Mr. Davis. Frag’ Harry, wenn er zurückkommt. Er ist zur Post gegangen.«
    »Ich muß noch telefonieren, aber ich habe noch zwei Taucher und einen Fahrer engagiert.«
    »Prima«, sagte Mr. Davis und der junge Mann ging weg. »Wir haben manchmal Schwierigkeiten, Leute zu bekommen, wenn wir sie brauchen«, sagte er zu mir. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder den Skizzen zu. »Das hier ist eine Zwinge, und das ist ein T-Schraubenschlüssel.«
    »Welchem Zwecke dient ein T-Schraubenschlüssel?« fragte ich.
    »Wir ziehen damit Flügelschrauben an den Geitauen fest.«
    »Bitte

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