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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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lächelnd, was ich nicht hätte sagen sollen: »Auf einem Kissen liebt es sich besser.«
    »Aber Smokey, was sagst du da ...«, sagte er und ich schwöre, am liebsten hätte er mich sofort vernascht.
    »Es gab diese berühmte Schauspielerin in den vierziger Jahren — oh, ich kann mich nicht mehr an ihren Namen erinnern.«
    »Ja?« fragte er, während er mit einem Finger über meine Wangen und über meine Unterlippe strich als ich sprach.
    »Ich weiß nicht, ich wünschte, ich könnte mich erinnern. Sie war sehr bekannt und sah sehr gesund aus. Sie hatte runde Wagen und dicke Lippen, könnte man sagen. Nicht jemand, bei dem man denken könnte, daß ein Reporter sie dabei erwischte, wie sie ihren Begleiter unter dem Tisch eine Fellatio machte.«
    Joe sah durch den Raum und grinste bei dem Gedanken daran. »Glaubst du, daß hier Reporter sind?« Er hob die Tischdecke hoch und schaute darunter. Er wollte gerade etwas Ernstes und Geistreiches zu mir sagen, auf das ich ebenso geantwortet hätte, als die Muscheln und der Hummer gebracht wurden, und das ließ uns darüber grübeln, woher einige Meerestiere genau kamen, wo sie leben, in welchen Gewässern, und ich begann vom Tauchen zu reden und was Taucher so tun und so führte eins zum anderen.
    Ich sagte: »Erinnere dich daran, daß du gesagt hast, daß Kriminelle dumm sind. So dumm, daß Roland Gene Dugdale ohne weiteres eine Taucherzwinge zu einem Mord mitnimmt und sie dort liegen läßt. Nett von ihm, würde ich sagen. Ich fahre dorthin, am Samstag.« Damit hatte ich das Abendessen verdorben.
    Wir waren mit zwei Wagen gekommen. Wir standen vor meinem und wußten beide, daß die Nacht vorbei war.
    Er fragte: »Was machen wir beide jetzt, Smokey?«
    »Was denkst du, sollten wir tun, Joe?«
    Er nickte langsam, so als ob ich eine Antwort gegeben statt einer Frage gestellt hätte und sagte: »Wir geben uns noch ein wenig Zeit.«
    »Du weißt das besser«, sagte ich wie zu einem Vorgesetzten oder wie ein Schüler zu seinem Lehrer, aber wahrscheinlich hörte es sich nicht so an, und ich fühlte mich auch nicht so: Ich schrieb die Szene; ich wußte, daß wir etwas Abstand halten mußten. Ich kam näher, küßte ihn noch einmal, diesmal zärtlich und sagte traurig: »Es tut mir leid. «
    »Mir auch.«
     

Am Sonntag war Patricia immer noch nicht wieder da. Zwei Tage vor Weihnachten ging ich los und kaufte Geschenke. Eins war ein Telefon in Form eines schwarzen Mustangs für meinen Freund Raymond. Ich nahm es aus der Tasche und stellte es auf den Kaffeetisch. Brumm, brumm. Das Ding hatte sogar Räder. Ich zog die Antenne heraus.
    Der Rest — eine witzige Anstecknadel für Patricia und Kram, den meine Eltern gar nicht brauchten — blieb in der Einkaufstasche. Ich hatte schon wieder vergessen, was ich für meinen Vater gekauft hatte und mein Kopf schmerzte. Für Joe natürlich nichts.
    Auf dem Weg nach Hause hatte ich mir ein Hähnchensandwich gekauft. Ich wußte, was ich am nächsten Tag anziehen wollte, die Wohnung war sauber, was sollte ich also den ganzen Abend machen? Ich hatte keine Lust, mir einen rotgesichtigen Armeegeneral in der Sendung 60 Minutes anzuhören, der über neue Entwicklungen in der Kriegsführung mit Panzern sprach, oder wie ein schlecht bezahlter, aber talentierter Lehrer Probleme bewältigte. Deshalb duschte ich, zog mein rubinrotes T-Shirt an, das ich am liebsten als Nachthemd anziehe, und kämmte mir die nassen Haare zurück. Ich hatte sie mir vor zwei Monaten schneiden lassen und sie sahen jetzt nicht mehr so kurz aus. Vielleicht auch nicht ganz wie bei Sheena Easton, wenn ich mich je mit ihr vergleichen konnte, aber wenn ich nur ein wenig hübscher wäre, dann könnte ich eine Theresa Rüssel sein und einen mörderisch kurzen schwarzen Lederrock tragen. Rebecca de Mornay- die gefällt mir. Ihre schmutzigen, abgebrochen Fingernägel in dem Film im Zug mit Jon Voight... die hat Mut. Ich erinnerte mich an sie in Lockere Geschäfte, wie sie Tom Cruise umgarnte, den Jungen in dem teuren Anzug und den weißen Socken, der jetzt zwar erwachsen war, aber immer noch genauso dumm. Vor langer Zeit habe ich entschieden, daß es das beste ist, Durchschnitt zu sein. Halte dich im Hintergrund und überrasche Leute dann zu besonderen Gelegenheiten. Ich war mal hübsch oder nicht? Es ist heute schwer zu sagen, wer hübsch ist. Oder was zählt. Denn wenn du tot bist, dann zählt nichts mehr und du denkst, warum schert man sich darum, wie jemand aussieht?
    Ich kämmte

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