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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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hätten sie nicht Lust, heute Abend wiederzukommen? Haven House in Brentwood hat uns eingeladen. Es wird bestimmt sehr nett. Zwei Truthähne, 25 Pfund das Stück, und ein Schinken, glaube ich. Sie sind herzlich eingeladen.«
    Ich sagte, nein danke, ich müsse gehen. Sie sah traurig aus, und ich dankte ihr für ihre Zeit und Freundlichkeit.
    Als ich zu meinem Auto zurückging, schaute ich mir die Lampenkonstruktion an, die über die Straße gespannt war, die roten und silbernen Schnüre, die sich im Wind bewegten und die niemand außer mir und einem Mann, der versunken hinter dem Steuer eines alten Rolls-Royce saß und ebenso an der Ampel hielt, bemerkte.
    Erst als ich auf der 405 an Wilshire vorbeigefahren war, dachte ich wieder an Phillip Dugdale, wie er mit seinen, zurückgekämmten Haar in dem Verhör gesessen hatte und den Detective angeschaut hatte und ihm nur das allernotwendigste geben wollte.
    Ich legte wieder das Band mit den Vogelstimmen auf. Ich mußte es immer wieder zurückspulen, weil ich vergessen hatte, welches Lied zu wem gehörte. Ich dachte an den gesichtslosen Mann, der die zwitschernden und trällernden Geräusche mit monotoner Stimme erklärte. Wer geht denn schon ins Watt, schiebt die Äste zur Seite, und nimmt mit dem Mikrofon dieses Naturgeplapper auf?
    Gary hatte erwähnt, daß Phillip in Carson wohnte. Carson lag direkt bei Long Beach und fast neben San Pedro, wo Roland arbeitete. Ich fuhr bei Wilmington heraus, in der Nähe von Spiere’s. Draußen gab es Telefonzellen und ich ging hinein, um Patricia anzurufen, weil es billiger war als von meinem Autotelefon aus, und außerdem konnte ich mir noch einen Kaffee holen. Ich wählte, hatte aber kein Glück.
    Ich lieh mir ein Telefonbuch und setzte mich an die Theke. Ich schaute unter »Tavernen« nach. Ich bestellte einen Kaffee und bat um Wechselgeld für drei Dollar. Ich dachte: das ist doch alles umsonst.
     

Das Luftkissenboot von Goodyear schwebte in der Ferne wie ein Wal, der sich in warmen Gewässern wohl fühlt. Ein Mann in dem Restaurant sagte mir, daß ich den Wilmington Boulevard Richtung Süden nach Sepulveda Ost, der nach Long Beach führt, nehmen konnte, wenn ich nicht wieder auf den Freeway wollte. Eine halbe Stunde lang hatte ich die Nummern von Bars im Bereich Carson, Long Beach und Wilmington gewählt, einige waren geöffnet. Ich fragte, ob einer von ihnen Judy oder Jubey hieße. Ich konnte nicht alle anrufen, weil meine Münzen immer durchfielen, und ich es drei- oder viermal versuchen mußte, bevor ich durchkam. »Die Telefone draußen sind noch schlimmer«, sagte eine Bedienung, als sie auf dem Weg zur Toilette an mir vorbeirauschte. Deshalb fuhr ich weiter.
    Ich befand mich jetzt in der Industriegegend, war umgeben von stummen riesigen Konstruktionen. Sie waren von Menschen entworfen worden, wurden von ihnen erbaut, gepflegt, aber nicht bewohnt.
    Verrostete Lastwagen waren in Kiesgruben geparkt, aber nichts bewegte sich. Hier konnte ich den Schwarzen Mann suchen, der verstümmelt und auf der Flucht in Kanälen und Wegen vor diesen verlassenen Riesen war, und sehen, wie er unter die farbigen Rohre kriecht: die blauen waren für das Wasser, die orangefarbenen für das Abwasser und in den weißen waren die elektrischen Kabel, die sich mit anderen Rohrleitungen verbanden, um andere geometrische Formen zu bilden, und ich würde sagen, hallo Kumpel, was halst du von einer Runde Poker und einem Bier? Wir könnten dort im Schatten gegenüber zusammensitzen, und er würde das gut finden, weil ich Respekt zeigen würde und sein Gesicht nicht sehen wollte.
    Ich fuhr Wilmington entlang, wie der Mann gesagt hatte, dann auf den Sepulveda Boulevard, auf dem mein Auto daherratterte, weil der Asphalt vom Gewicht von Hunderten von Tankwagen kaputt gemacht worden war. Einer kam mir entgegen. Er wackelte trotz des Gewichts, und ich fragte mich, ob er wie ich an dem Stopschild anhalten würde. Der Fahrer hatte einen Bart, und ich konnte sehen, wie sich sein Kinn und seine Zähne bewegten, während er Kaugummi kaute. Seine Augen konnte ich nicht sehen, weil er eine dunkle Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich kurbelte mein Fenster herunter und fuhr an der Kreuzung geradeaus, wo er rechts abbog. Ich hörte den lauten Rhythmus von klassischer Musik.
    Ein langer Kettendrahtzaun umgab die Tanklager. Metallene Windschutzleisten waren darin verwebt und oben gab es Stacheldraht, damit jeder von der Idee abgehalten wurde,

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