Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
dem gleichen Weg zurückzuschleichen, der sie hergeführt hatte. Doch Uroks starker Arm hielt sie auf, ehe sie sich davonstehlen konnte.
Er war ein Ork. Und Orks rannten nicht davon, nur weil ein bisschen Gefahr drohte.
Mit einer abrupten Kopfbewegung bedeutete er Feene, dass sie den zuvor eingeschlagenen Weg fortsetzen sollte. Schulterzuckend gab sie nach.
Ihr stiller Disput dauerte nur wenige Herzschläge, doch das reichte ihrem unsichtbaren Gegner, um eine Entscheidung zu fällen. Urok hatte gerade erst zwei Schritte getan, als ein leises Knarren erklang. Zuerst erinnerte das Geräusch an zwei schleifende Mühlsteine, dann hörte es sich eher nach Ästen an, die im Wind aneinanderrieben.
Gleichzeitig schob sich etwas Dunkles, Unförmiges aus der vor ihnen liegenden Baumreihe. Eine große schwarze Gestalt, die beinahe vollständig mit der sie umgebenden Finsternis verschmolz.
Einen Schritt vor der lichtdurchfluteten Schneise blieb sie stehen, reglos und drohend, mit einem zur Mitte hin breit auslaufenden Helm auf den Schultern, der an zwei gegeneinandergepresste Suppenteller erinnerte.
Urok stieß einen verächtlichen Laut aus.
»Vorsicht«, warnte Feene, als er an ihr vorübereilte. »Sie sind zu zweit!«
Er lachte auf – brach aber abrupt ab, als neben ihm das Unterholz unter großem Getöse auseinanderplatzte. Abgebrochene Zweige flogen der massigen Gestalt voraus, die zwischen den Büschen hervorbrach und – mit der Schulter voran – gegen den Ork krachte.
Der Zusammenprall war so heftig, dass Urok von den Füßen gerissen und auf die Lichtung geschleudert wurde.
Trotz seiner Überraschung presste er das Kinn auf die Brust und wölbte den Rücken zu einem Buckel. Sein Kopf schien zu explodieren, als er auf die Erde prallte, doch er rollte instinktiv über beide Schultern ab, sprang sofort wieder auf, und obwohl gleißende Punkte
vor seinen Augen zerplatzten, schlug er aus dem Handgelenk zwei ineinander verschlungene Kreise, um sich Raum zu verschaffen.
Die Doppelaxt folgte der Bewegung, traf jedoch auf keinen Widerstand.
Nicht etwa, weil Uroks ungestümer Gegner selbst am Boden lag. Nein, im Gegenteil. Hoch aufragend stand er da, den ganzen Körper von einer massiven Rüstung umgeben, nur ein wenig kleiner als Urok, aber dafür breiter in den Schultern. Und er war gewieft, das musste man ihm lassen.
Seelenruhig wartete er außerhalb der Reichweite der Axt, bis Urok die Waffe mit beiden Händen packen musste, um nicht die Balance zu verlieren.
Im gleichen Moment fuhr das Schwert des Gepanzerten heran, eine lange, gebogene Klinge, wie sie der Ork noch nie zuvor gesehen hatte; während der Innenbogen vollkommen glatt verlief, wies die äußere Schneide spitz zulaufende Auswüchse auf, die wie natürlich gewachsen schienen.
Urok entging der anzischenden Attacke durch eine Körperdrehung, konnte aber nicht verhindern, dass im Rückschwung einer der vorspringenden Zacken über seinen Schulterpanzer schrammte. Das vermochte den Harnisch nicht zu spalten, doch der Schlag setzte sich als glühend heißer Stich von seiner Schulter bis in seine Fingerspitzen fort.
Vor Schmerz und Wut brüllend schlug Urok mit der Axt zurück.
Durch die allumfassende Rüstung stark eingeschränkt, war sein Gegner bei Weitem nicht so beweglich wie er, darum krachte die geschwungene Schneide zweimal mit großer Gewalt auf den vorgewölbten Brustpanzer. Statt den Kerl damit in Stücke zu schlagen, federte die Axt jedoch zurück, als hätte Urok auf einen Granitblock eingedroschen. Der massive Stiel vibrierte so stark in seinen Händen, dass ihre Innenflächen umgehend zu schmerzen begannen.
Urok keuchte vor Überraschung. Er konnte kaum glauben, was er da sah, doch seine Augen spielten ihm keinen Streich: Während er selbst verzweifelt um sein Gleichgewicht kämpfte, ragte der Gepanzerte
wie festgewurzelt vor ihm auf, als wäre nicht das Geringste passiert. Im Mondlicht war nicht einmal auszumachen, ob die Attacke ein paar Kerben auf der seltsamen Rüstung hinterlassen hatte. Tiefe Beulen, wie sie Urok zumindest erwartet hätte, waren jedenfalls nicht zu sehen.
Ein Knarren der aneinanderschabenden Armröhren warnte ihn vor einem neuerlichen Schwerthieb. Rasch wich er über die Lichtung nach hinten, obwohl dieser Rückzieher an seiner Ehre kratzte. Andererseits wäre es pure Dummheit gewesen, sich blind ins Verderben zu stürzen. Urok musste zuerst herausfinden, wie er diesen ebenbürtigen, wenn nicht sogar überlegenen
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