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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Ding auf sich hatte. Doch als er es in die Hand nahm, klappte es von ganz allein in der Mitte auf und gab den Blick auf kleine, rechteckig geschnittene Pergamente frei, die an den Längsseiten aneinanderklebten.
    »Das ist ein Buch«, versuchte sich Garske abermals einzuschmeicheln. »Es enthält einzelne Seiten statt eines langen Lesestreifens.«
    »Maul halten«, befahl Urok, ohne den Blick zu heben. »Sonst reiß ich dir die Zunge raus, damit endlich Ruhe ist.«
    Ein leises Plätschern erklang. Dort, wo Garske saß, lief plötzlich ein Rinnsal durchs Gras. Nun ja, Orks zogen es vor, die Hose zu öffnen, bevor sie ihr Wasser ließen, aber solange der Gefangene schwieg und sich nicht von der Stelle rührte, durfte er machen, was er wollte.
    Urok strich mit dem Zeigefinger über die Blätter und drehte sie lustlos von einer Seite auf die andere. Die hier verwendeten Symbole waren für ihn genauso unverständlich wie die auf den anderen Schriftstücken. Er wollte das Buch schon achtlos fallen lassen, als er eine Seite aufschlug, die ganz anders aussah als die vorherigen. Statt Wörter und Sätze war darauf etwas zu sehen, dessen Bedeutung er auf den ersten Blick erfassen konnte.
    Eine Zeichnung.
    Ein von Menschenhand gemaltes Bild, aber mit so feinen und dünnen Strichen ausgeführt, dass es wie der Blick auf eine echte Landschaft wirkte. Niemand in Arakia war in der Lage, etwas Vergleichbares zu erschaffen.
    Natürlich konnten auch Orks einen verkohlten Holzstab schwingen und die Umrisse eines Baumes, Hauses oder Tieres nachzeichnen. Doch dieses Bild, diese mit Rot, Blau und Schwarz ausgeführte Malerei, wirkte so echt wie das wahre Leben. Wie eine wundersame Wirklichkeit, die zum Betreten einlud.
    Urok konnte sich gar nicht satt daran sehen. Und er jauchzte vor Freude laut auf, als er entdeckte, dass sich auf den nachfolgenden Seiten noch weitere, weitaus schönere und unglaublichere Abbildungen befanden.

    Stellenweise konnte Urok bestenfalls erahnen, was die Bilder darstellen sollten, aber das machte ihr Studium nur umso aufregender. Bei einem ausufernden Werk, das sich über zwei Seiten erstreckte, erkannte er lediglich an den Fenster- und Türöffnungen, dass es sich um eine riesige Hütte handelte, die unendlich viele Clans zugleich beherbergen konnte. Das Bollwerk musste komplett aus einem riesigen Fels geschlagen sein, anders konnte er sich die Bauweise nicht erklären. Winzig kleine Menschen im Vordergrund bewiesen, dass die Dächer bis in den Himmel ragten.
    Andere Blätter zeigten dicht bevölkerte Straßenzüge, in denen Händler die Waren feilboten. Auch ihre Hütten schienen aus einem Stück zu bestehen, doch dann folgten Zeichnungen von halbierten Gebäuden, deren Mauern aus übereinandergestapelten und mit Lehm verputzten Steinschichten bestanden.
    Diese verblüffende Darstellung stellte Urok vor neue Rätsel.
    Wo gab es nur solche Mengen ebenmäßig geformten Gesteins, mit geraden Kanten an allen Seiten? Hatten sie die Menschen etwa alle einzeln mit Hammer und Meißel gefertigt? An dieser imposanten Aufgabe würden selbst die vereinten Orks von Arakia scheitern.
    Fasziniert suchte er nach weiteren Bildern, die seinen Herzschlag beschleunigten. Eine andere Seite zeigte eine endlose Wasserfläche, auf der mit Leinen bespannte Boote fuhren. Das musste das Meer sein. Urok hatte davon gehört, sich aber nie recht vorstellen können, wie das aussehen mochte: eine endlose Wasserfläche, so weit das Auge reicht.
    Nun konnte er es.
    Das war ein erhebendes Gefühl.
    So hatte er sich zuletzt als Kind gefühlt, an langen Winterabenden, wenn an den Herdfeuern Geschichten erzählt wurden. Alte Legenden über die Liebe, die Jagd und den Tod oder über Vuran, den Feuerriesen, dem sie alles verdankten. Manchmal, nach einigen Bechern heißen Weins, ging es auch um zurückliegende Beutezüge in die heimischen Gründe der Hellhäuter, in denen es so unglaublich viel zu sehen, zu plündern und zu zerschlagen gab.

    Damals, als Kind, war es Urok noch leichtgefallen, in ferne Welten zu schauen. Er brauchte dafür nur seine Augenlider zu senken. Verglichen mit dem, was in diesem Buch stand, waren seiner Vorstellungskraft aber enge Grenzen gesetzt gewesen. Die Bilder, die er auf diesen Seiten zu sehen bekam, inspirierten ihn zu neuen, weitaus gewaltigeren Träumen. Den Träumen eines Erwachsenen.
    Das Wasserrad und die Gesteinsmühle waren längst vergessen. Urok versank so tief in Gedanken, dass er nicht mal registrierte,

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