Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
leben.
    Grimpe machte schon Anstalten davonzugehen, beugte sich dann aber überraschend zu Urok herab und raunte ihm vertrauensvoll zu: »Außerdem macht es viel mehr Spaß, aus dem Hintergrund zu wirken, kleiner Jungork. Hoffentlich wirst du alt genug, um das einmal zu verstehen.«
    Bei diesen Worten zog er das Buch unter Uroks Oberschenkel hervor.
    »Hier«, fuhr er fort, ehe der Bestohlene protestieren konnte. »Das gehört zu meinem Anteil der Beute. Ich schenke es dir, weil du den Ersten Streiter in Zukunft mit voller Kraft unterstützen wirst. Richtig?«
    Das Buch wanderte zurück in Uroks Hände.
    Grimpe richtete sich auf und sah zu dem Scheiterhaufen, vor dem Tabor gerade eine lebhafte Diskussion mit der übrigen Schar führte. Wie schwer kann es wohl sein, einen drei Sätze umfassenden Plan zu erklären? Diese oder eine ähnliche Frage mochte ihm durch den Kopf gehen, denn er biss sich verärgert auf die wulstige Unterlippe.
    »Pass gut auf die Gefangenen auf«, mahnte er, bereits zum Gehen gewandt. »Sonst nehme ich dir die lederne Schrift wieder ab.«
    Urok sah dem Alten, der es nie zum Streitfürsten gebracht hatte – oder nie hatte bringen wollen -, eine Weile nach. Dann konzentrierte er sich wieder auf das Buch in seinen Händen.
    Die erste Aufregung war verflogen, trotzdem hatten die Bilder nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Den verschiedenen Ansichten einer Stadt (um eine solche musste es sich ganz einfach handeln)
folgte ein Palast, der in den Wolken schwebte, sowie die Zeichnungen von einigen Kriegern in geflügelten Rüstungen.
    Er musste das Buch unbedingt Ursa zeigen. Sicher würde es sie noch mehr als ihn begeistern. Seine Schwester war so wissbegierig wie er, aber sie durchschaute die Dinge besser und schneller als jeder andere des Clans. Das musste sie auch, schließlich war sie eine Hüterin des Blutes.
    Ragmars Bilder würden sie bestimmt inspirieren. Besonders die exakte Darstellung von Lastkarren und Rädern und die Zeichnungen von Menschen, Elfen und anderen Völkern. Ursa hatte noch nie einen Menschen mit eigenen Augen gesehen, deshalb bat sie Urok manchmal, ihr einen vorzustellen (und nicht zu schenken, wie Tabor behauptet hatte), doch Hellhäutern war der Zutritt zum Heiligen Hort verboten. Urok freute sich deshalb über die Möglichkeit, ihre Neugier auf andere Weise stillen zu können.
    In dem Buch wurden die mit Zeichnungen versehenen Seiten wieder spärlicher. Immer öfter folgten lange Abschnitte mit unverständlichen Symbolen. Urok dachte bereits, er hätte schon das Beste gesehen, als er auf die Darstellung eines unbekannten Horts stieß, in dem das Blut der Erde offen pulsierte.
    Seine Finger begannen zu zittern vor so viel Blasphemie, doch er unterdrückte die Überraschung und tat so, als ob er nichts Besonderes sähe. In Wirklichkeit wuchs seine innere Aufregung weiter an, als er wenige Seiten später seltsam bekannte Landschaften sah. Und dann, kurz bevor die ersten leeren Seiten kamen, glitt ihm das Buch beinahe aus den Händen.
    Ungläubig starrte er auf die Schlucht, auf deren Grund er gerade saß. Natürlich war auf dieser Zeichnung kein Schlachtfeld zu sehen, es gab auch keine enthaupteten Leichen, die auf einem Scheiterhaufen brannten. Aber der Bachlauf, der sich durch das Bild schlängelte, war unverkennbar, ebenso die Anordnung des Wasserrads, der Gesteinsmühle und der Minenschächte.
    Diese Zeichnung war erst vor kurzem fertiggestellt worden. Darum also klebte noch Holzkreide an Ragmars Fingern.

    »Ich wurde nicht nur als Chronist verpflichtet, sondern auch, um unsere Reise in Bildern festzuhalten.« Die belegte Stimme gehörte dem jungen Zeichner, der sich aus irgendeinem Grund entschlossen hatte, doch noch mit ihm zu reden. Als ihn Urok ansah, fuhr Ragmar fort: »Mir ist nicht klar, worüber ihr vorhin gestritten habt, aber eins habe ich verstanden: Du hast uns davor bewahrt, lebendig verbrannt zu werden.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er noch Worte des Dankes anfügen, doch die Erinnerung an seinen toten Oheim kehrte rechtzeitig zurück, um das zu verhindern. Stattdessen sah Ragmar schweigend zu dem prasselnden Scheiterhaufen, auf dem bereits die Flammen nach den Toten leckten. Der Gestank von brennendem Fleisch wehte zu ihnen herüber.
    Urok machte das nichts weiter aus, aber die beiden Gefangenen wirkten, als müssten sie sich gleich übergeben.
    Tabor und seine Schar hatten bereits Abschied von dem gefallenen Ork genommen und gingen

Weitere Kostenlose Bücher