Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
nadelspitzer Dorn über seinen Rücken. Obwohl sein Lederwams das Schlimmste verhinderte, spürte er doch seine Haut aufreißen. Er biss die Zähne zusammen, trotzdem drang ein leiser Schmerzenslaut über seine Lippen.
Die Schädelreiter triumphierten erfreut, verschwendeten aber keinen Atem für lautes Geheul. Stattdessen wirbelten sie herum und bauten sich gleichzeitig, wie von einer übergeordneten Kraft geführt, vor dem Elf auf, fest entschlossen, den Spieß umzudrehen und dieses Mal ihn von den Füßen zu ziehen.
Statt sich dem harten Ruck an seinem Gewand entgegenzustemmen, nutzte Benir jedoch den Schwung, den ihm die beiden gaben, und verstärkte ihn noch, indem er aus der Hocke aufsprang und sich mit den Fußspitzen kräftig abdrückte.
Verglichen mit den Lichtbringern war er nur ein Stümper, wenn es um die Kunst der Levitation ging. Doch für niedere Schergen wie die Schädelreiter reichte es vollkommen aus.
Den Dolchgriff fest umklammert, schnellte er auf den größeren der beiden zu. Dank des weit vorgestreckten Arms drang die Doppelspitze schneller in den ungeschützten Hals, als das bloße Auge folgen konnte. Mochte die geschuppte Haut auch äußerst widerstandsfähig sein, den beidseitig geschliffenen Schneiden hatte sie nichts entgegenzusetzen.
Gleich vierfach drangen sie tief in die Kehle des Schädelreiters, bis das breite Heft an den durchtrennten Kehlkopf stieß.
Für immer verstummt, sank der Schlangenkrieger Blut spuckend hintenüber. Als er auf das Pflaster schlug, rutschte seine Kappe zur Seite. So wurde der Blick frei auf einen kahlen, von abwechselnd hellen und dunklen Flecken überzogenen Schädel, der an der Oberseite
leicht abgeflacht war und – wie bei diesen Reptilienwesen üblich – in hervorstehende Augenwülste überging.
Schlangengezücht , dachte Benir angewidert und wandte sich dem anderen zu.
Völlig überrascht stand der da. Wie aus Stein gemeißelt, die Arme mit den weit über die Fäuste hinausragenden Klingen halb erhoben. Schulter an Schulter waren die beiden Schädelreiter stark gewesen. Ihre aufeinander abgestimmten Attacken und ihr gleichzeitiges Handeln hatten sie gefährlich gemacht. Doch nun, da der ältere von ihnen tot am Boden lag, wirkte sein Waffenbruder hilflos.
Ein Zittern durchlief seine erhobenen Arme, und die blutleeren Mundränder des Schlangenmauls begannen zu zucken. Wer Scharmützel dieser Art kannte, wusste, dass der Kerl gleich lauthals nach Hilfe rufen würde.
Benir kam dem zuvor, indem er ihm die Doppelklinge mit einem harten Stich ins Herz trieb.
Ein Teil des weißen Umhangs zerriss, als der darin Verfangene einknickte und zu Boden fiel. Benir störte sich nicht daran. Er musste den mit Blut durchtränkten Stoff ohnehin so schnell wie möglich loswerden. Wo er sich nicht schnell genug abstreifen ließ, schnitt er ihn auf und drapierte das zerschlissene Gewand anschließend, so gut es ging, über die beiden Toten.
Die vage Hoffnung, sie dadurch aus der Höhe unkenntlich zu machen, erfüllte sich nicht. Rasch sog sich der leichte Stoff so stark mit Blut voll, dass er bald einem leuchtend roten Signaltuch ähnelte, wie eigens dazu gefärbt, die Lichtbringer anzulocken.
Ein verhaltener Schrei, der mehrfach von den Innenhofwänden widerhallte, erinnerte Benir daran, dass er sich nicht allein in der Wildnis befand, sondern in einer der größten Metropolen östlich des Frostwalls. Ein schneller Blick in die Runde offenbarte zwar keinen unliebsamen Zeugen, trotzdem stand fest, dass der Kampf und die beiden Toten nicht unbeobachtet geblieben waren. Von nun an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es hier vor Wachen und Lichtbringern nur so wimmelte.
Gehetzt wirbelte er herum und rannte auf das Vorderhaus zu. Ohne das wallend weiße Gewand fühlte er sich geradezu befreit. Weiches Leder und ein fester Umhang, so sah die Kleidung aus, die zu ihm passte. Leider hatte der Umhang keinen Platz unter dem Gewand des Lichtbringers gefunden, sodass er nun ohne Kapuze war. Benir spürte, wie ihm die Sonne in die empfindliche Haut biss, während er auf die Fassade zueilte. Er vermisste aber nicht nur den schützenden Schatten, der ihn vor den sengenden Strahlen bewahrte, sondern auch die Bedeckung, die sein Gesicht unkenntlich machte.
Ein Grund mehr, sich zu beeilen.
Ohne das Tempo zu verringern, lief er auf eine abfallende Tonröhre zu, die dazu diente, abfließendes Regenwasser in eine unterirdische Zisterne zu leiten – zumindest an den
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