Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
den Waffenrock sinken, damit der Ledereinband völlig darunter verschwand. Grimpes Mundwinkel zuckten in die Höhe. Nur ganz kurz, aber deutlich sichtbar.
Danach verfolgte er mit unbewegter Miene, wie Tabor die dargebotene Schriftrolle an sich riss und dabei knurrte: »Dieser Mist wird dem Blut der Erde übergeben. So wie die beiden da!« Er deutete mit einer kurzen Geste auf die Gefangenen, bevor er die übrigen Schriftrollen aufzuklauben begann.
Garske begann lauthals loszujammern, und Ragmar riss die Augen auf und wurde noch bleicher. Er begriff erst jetzt, wie schlecht es um ihn stand.
Urok bedauerte, dass er den Hellhäuter nicht mehr würde befragen können. Fieberhaft überlegte er, wie sich das Unvermeidliche hinauszögern ließ. Tabor wandte sich bereits zum Gehen, als ihm Urok nachrief: »Ist es wirklich klug, die beiden jetzt schon zu opfern?«
Der Erste Streiter erstarrte mitten in der Bewegung. Beide Hände zu Fäusten geballt, drehte er sich langsam um. Der Blick unter seinen zusammengezogenen Augenbrauen kündete, wie bei ihm üblich, von Tod und Vernichtung.
Grimpe schaute genauso unfreundlich aus dem Harnisch und signalisierte mit einem Stirnrunzeln, dass Urok gerade den Bogen überspannte.
»Du zweifelst erneut meine Entscheidungen an?«, grollte Tabor. »Du verdammter …«
»Bava Feuerhand überlegt seit einiger Zeit, wie er die Madak aus ihren Hütten locken kann«, unterbrach Urok ungerührt. »Unser Streitfürst wird ausgesprochen dankbar sein, wenn du ihm die beiden Gefangenen dafür zur Verfügung stellst.«
Der Erste Streiter schnaubte verächtlich, doch die Miene seines Vaterbruders hellte sich schlagartig auf.
»Du meinst …«, dachte Grimpe laut nach, »… wir opfern die Hellhäuter in Hörweite der Madak?«
»… und verwandeln so den Boden unter unseren Füßen in Heiligen Grund«, malte Urok seine Idee genauer aus. »Während die Hauptstreitmacht …«
»O ja.« Grimpes Augen begannen zu glänzen, denn er setzte den Plan bereits in Gedanken fort. »Das hat vor uns noch kein Clan gewagt.
Das ist eine wirklich bodenlose Frechheit, die du dir da ausgedacht hast. Der Plan gefällt mir! Und Bava sicher auch.«
Tabor sah den Vaterbruder verblüfft an.
»Das ist doch …«, schnaubte er.
»… ein ausgezeichneter Vorschlag, mit dem Urok dein Wohlwollen zurückerobern möchte«, führte Grimpe den Satz in seinem Sinne zu Ende. »Für den Streitfürsten wird es nämlich so aussehen, als ob der Vorschlag von dir stammt. Richtig?«
»Selbstverständlich«, bestätigte Urok. »Mir genügt es, dass der Glanz unseres Ersten Streiters auf die ganze Schar abstrahlt.« In Wirklichkeit ging ihm Tabors Ansehen am behaarten Arsch vorbei, aber wo eine scharfe Klinge versagte, behalf sich ein listiger Ork mit Lügen. Das galt schon seit Vurans Zeiten.
Tabor trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen. Entweder misstraute er dem Plan, oder er verstand ihn nicht ganz. Was im Endeffekt auf dasselbe hinauslief.
Dafür war Grimpe Feuer und Flamme. »Geh sofort zu den anderen und verkünde, was du dir ausgedacht hast«, befahl er dem Ersten Streiter. »Sollst sehen, dieser Beutezug wird der wichtigste deines Lebens.« Aufmunternd schlug er dem Brudersohn auf die Schulter.
Tabor hörte auf den Rat des Vaterbruders. Mit breit nach vorn gewölbter Brust kehrte er zum Scheiterhaufen zurück.
Grimpe blieb noch bei Urok stehen. Sein Grinsen fiel so breit aus, dass es zwei gelbe, schon ein wenig schadhafte Zahnreihen freigab.
»Du kämpfst beinahe so gut mit Worten wie mit der Streitaxt«, lobte er in anerkennendem Tonfall. »Es war klug, dir einen Platz in unserer Schar zu geben. Jetzt musst du nur noch lernen, Tabors Stellung zu respektieren. Dazu gehört nicht viel. Es ist überhaupt nicht nötig, ihn für klug zu halten oder stets seiner Meinung zu sein. Du darfst ihn nur nicht vor den anderen bloßstellen. Kein Ork folgt einem Ersten Streiter, den alle für unfähig halten. Nicht mal die Dümmsten unter uns.«
Grimpes Worte klangen einleuchtend.
»Warum führst du uns nicht an?«, fragte Urok. »Du wärst ein guter Erster Streiter.«
»Ich und eine eigene Schar?« Grimpe lachte. »Das ist nichts für mich, Sohn des Ramok. Ein Erster Streiter muss ständig Kriegsrat mit dem Streitfürsten halten und Taktiken besprechen, die am Ende ohnehin keiner befolgt.«
Dass die beiden Gefangenen jedes Wort mit anhörten, störte ihn nicht. Warum auch? Sie hatten ohnehin nicht mehr lange zu
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