Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

war viel zu erfahren, um sich so schnell aus der Ruhe bringen zu lassen. Das breite Grinsen in seinem Gesicht wirkte wie festgefroren, als er antwortete: »Weil uns die beiden noch äußerst nützlich sein werden.«
    Tabor nickte eilfertig, um allen zu zeigen, dass er genauso dachte. Elfenfressers vor Erstaunen geweiteten Augen richteten sich abwechselnd auf ihn und auf Grimpe. Unbewusst spannte er alle Muskeln an, bis die Sehnen an seinem Hals deutlich hervortraten.
    »Nützlich?«, ereiferte er sich. »Gefangene auf einem Raubzug? Hat man dir unterwegs ins Hirn gespuckt, oder hast du schon immer so wirres Zeug geredet? Aufgehalten haben sie dich, diese Gefangenen. Deshalb seid ihr so spät dran. Das ist die Wahrheit!«
    Tabors Unterlippe begann zu zucken, aber er hielt dem vernichtenden Blick des Elfenfressers stand, das musste man ihm lassen. Im Vergleich zu seinem Vaterbruder glich er allerdings einem zuckenden Bündel Zittergras.
    Grimpe ergötzte sich geradezu an Elfenfressers Aufregung und ließ das auch alle sehen. »Bava Feuerhand wird ihren Nutzen erkennen, wenn wir ihm Tabors Plan erklärt haben«, erwiderte er, beide Mundwinkel so hoch gezogen, dass sie beinahe die Ohrläppchen erreichten. »Zum Glück ist er schlauer als du. Darum ist er ja auch unser Streitfürst und du nur sein Rechter Arm. Obwohl du ihn an Wintern weit übertriffst.«
    Selbst der schlagfertige Grimpe schaffte es nur selten, Elfenfresser sprachlos zu machen. Für diesen Moment war es ihm gelungen. Während Elfenfresser um Worte rang, wies er die Raubschar an, weiterzumarschieren.
Selbst Tabor, der eigentlich der Erste Streiter war, kam dem Befehl sofort nach.
    Mit den Gefangenen in ihrer Mitte zogen sie weiter, dem Treffpunkt entgegen. Elfenfresser ließ die Schar mit unbewegter Miene passieren. Doch wer ihn lange genug kannte, sah das rachsüchtige Funkeln in seinen Augen.
    Urok atmete leise durch. Plötzlich war er ganz froh, dass die Idee, Gefangene zu machen, allein Tabor zugeschrieben wurde. Elfenfresser war dafür bekannt, dass er jeden gegen ihn geführten Streich doppelt und dreifach zurückgab. Meistens sofort, manchmal erst später. Aber die Vergeltung würde folgen, so viel stand fest.
    Rasch schloss sich Urok der abziehenden Schar an. Sein Versuch, dabei unauffällig in Ragmars Nähe zu gelangen, scheiterte an Grimpe, der ihn wieder nach vorn beorderte. Auch das kam Urok entgegen. Für den Fall, dass sich Bava Feuerhand ebenso ablehnend wie Elfenfresser zeigte, ließen sich die beiden Gefangenen vielleicht doch noch auslösen. Dann konnte er sie den Priestern am Heiligen Hort übergeben. Zumindest einen von ihnen. Der Magister sollte ruhig brennen. Dessen Schicksal war Urok völlig gleich.

9
    U roks Hoffnungen erstarben genauso schnell, wie sie aufgeflackert waren. Anstatt zu fluchen, musterte Bava Feuerhand die Gefangenen neugierig und ließ sich von der Schlacht am Wasserrad berichten. Anschließend lobte er Tabor und seine Raubschar für ihre Taten. Als er von der Idee erfuhr, den Clan der Madak mit Hilfe der gefangenen Menschen aus dem Dorf zu locken, hellte sich seine Miene noch weiter auf. Ganz im Gegensatz zu dem finsteren Gesicht, das sein Stellvertreter zog.
    »Wessen List ist das eigentlich?«, fragte Gabor Elfenfresser unvermittelt.

    Tabor richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Meine«, verkündete er laut und deutlich, damit ihn auch der letzte der umstehenden Orks verstand.
    Das Echo seiner vor Stolz triefenden Worte hatte das Laub der hohen, die gesamte Lichtung beschattenden Bäume noch nicht ganz passiert, als Gabor ein verächtliches Schnauben vernehmen ließ. »Solche Täuschung ist höchstens eines feigen Elfen würdig!«, schleuderte er dem Ersten Streiter missgelaunt entgegen. »Du scheust wohl den offenen Kampf? Warum sonst willst du dich auf heiligem Grund verkriechen?«
    Tabor keuchte vor Überraschung. Mit diesen Fragen hatte er nicht gerechnet. Als in seinem Rücken auch noch vereinzeltes Gelächter laut wurde, irrte sein Blick unruhig umher.
    »Ich und feige?«, stieß er verletzt hervor. »Das ist nicht wahr! Wenn es nach mir ginge, würden wir die Palisaden der Madak im offenen Sturmlauf erobern, wie es sich für Blutorks geziemt.« Dabei warf er den Kopf wütend herum und funkelte Urok böse an, weil er ihn für die gerade erlittene Schmach verantwortlich machte.
    Neben ihm unterdrückte Grimpe ein Seufzen und ließ für alle sichtbar das Kinn auf seinen Brustkorb sinken. Der arme