Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
gleich darauf an Tabor weitergereicht wurde.
Der Erste Streiter konnte sein Glück kaum fassen, doch der feierliche Augenblick wurde durch einen unerwarteten Zwischenruf gestört.
»Vuran ist nur ein machtloser Götze, dem es an wahrer Kraft mangelt!«
Natürlich ruckten alle Köpfe sofort in die Richtung, aus der diese unfassbaren Worte gerufen worden waren. Mit allem hatten sie gerechnet, aber nicht damit, dass der Magister noch einmal aus seiner Apathie erwachte. Beide Augen so weit nach oben verdreht, dass nur noch das Weiße in den Höhlen glänzte, zerrte Garske wie besessen an seinen Fesseln und schrie: »Das Blut der Erde ist ein widerlicher Aberglaube, der es niemals mit dem Atem des Himmels aufnehmen kann! Schon bald wird König Gothar über euch erscheinen und euch alle wie wimmelnde Maden unter seinem mächtigen Fuß zertreten!«
Andere Frevler hatten schon aus weitaus geringerem Anlass den Tod gefunden. Einem Moment lang fletschte Bava mit den Zähnen, doch er beherrschte sich und winkte einen seiner Orkkrieger heran, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
Der nickte, trat dann auf den keifenden und schimpfenden Menschen zu, packte mit einer Klaue dessen Kiefer, zwängte sie auseinander und rammte ihm die andere Hand tief in den Schlund.
Dann tat er genau das, was Urok dem Magister schon mehrmals angedroht hatte. Er langte nach seiner Zunge!
Garske brachte nur noch gurgelnde Laute hervor. Die Augen drohten ihm aus dem Kopf zu quellen, und als der Ork die geschlossene Hand ruckartig wieder aus dem Mund hervorriss, hielt er etwas Fleischiges in der Faust.
Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.
Garske kreischte vor Schmerz und Entsetzen, die Augen immer noch weit aufgerissen, während es dunkelrot und dickflüssig über seine Unterlippe schwappte.
Mit einem zufriedenen Grinsen, das seinen Unterkiefer bis auf den letzten Zahn entblößte, ließ Bava das Feuer an seiner Hand erlöschen. »Ich freue mich, dass du auch ohne Zunge so gut bei Stimme bist«, wandte er sich höhnisch an Garske. »Aber du solltest dich schonen. Damit du auch noch laut genug schreien kannst, wenn dir die Flammen das Fleisch von den Knochen zehren.«
11
E inerseits verlief die Zeit des Wartens so quälend langsam, dass sich Urok immer wieder wünschte, die Scheiterhaufen mögen endlich brennen, damit bloß alles bald vorbei sei. Andererseits hätte er sich liebend gern jeder erdenklichen Qual unterworfen, nur um das Unvermeidliche noch weiter hinauszuschieben.
Sie warteten, bis der Mond als bleiche Sichel über den Eichenwipfeln
erschien, dann rief Grimpe alle Späher zurück und versammelte sie innerhalb des geweihten Kreises. Jenseits der Baumgrenze, rund um das Dorf der Madak, war es ruhig geblieben. Sie durften also annehmen, dass bisher alles nach Plan verlief.
»Es ist so weit!«, verkündete Tabor und hob dabei die tief herabgebrannte Fackel empor. »Lasst uns diesen Platz in heiligen Grund verwandeln!«
Als Erstes ging er zu dem Magister und zündete den Scheiterhaufen zu dessen Füßen an. Das trockene, mit Baumharz behaftete Holz fing rasch Feuer. Knisternd breiteten sich die Flammen aus, während Tabor einen Schritt zur Seite trat und den Vorgang bei Ragmar wiederholte.
Garske begann verzweifelt an den Fesseln zu zerren, als die Wärme seine nackten Beine emporkroch. Der von unten heraufflackernde Schein verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen. Deutlich hervortretende Schatten entstellten sein ohnehin schon verzerrtes Gesicht. Das Blut, das ihm aus dem Mund gelaufen war, hatte sein Kinn verschmiert, und seine Tunika hatte sich über der Brust damit vollgesogen. Von dem eifernden Zorn, mit dem er über den Atem des Himmels gesprochen hatte, war nichts mehr geblieben. Stattdessen schrie er auf, als die ersten roten und gelben Flammen über seine Haut züngelten.
Ragmar presste dagegen die Lippen aufeinander. Allerdings wurden seine Beine auch durch die lederne Hose geschützt. Eine kalte Bö fachte das Feuer rasch an, bis es hell lodernd in die Höhe schlug. Es hatte seit dem letzten Doppelmond nicht mehr geregnet, das trockene Bruchholz brannte nahezu rauchlos ab. Mit einer allzu raschen Ohnmacht war daher nicht zu rechnen.
Tabor stopfte die Fackel tief in Ragmars Scheiterhaufen und trat zurück zu seiner wartenden Schar. Mit einer gewissen Neugier, aber ohne sichtbare Gefühlsregungen verfolgten alle, wie die Gefangenen an ihren Fesseln zerrten. Selbst Urok gab sich nach außen hin gelassen, in seinem
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