Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
im Guten zu bereinigen. Ein Anflug von Wahnsinn mochte vieles entschuldigen. Urok erkannte, dass ihm der Alte ein letztes Mal entgegenkommen wollte, obwohl das böse Funkeln in seinen Augen bewies, dass Uroks Tage in dieser Raubschar gezählt waren.
    Urok blieb weiterhin reglos stehen. Er zuckte nicht einmal mit einem Augenlid, während er überlegte, ob er sich wirklich als verrückt bezeichnen lassen sollte.
    »Ich weiß auch ganz genau, was deine Gedanken vergiftet«, fuhr Grimpe unverdrossen fort. »Es ist die lederne Menschenschrift, die du an dich genommen hast, obwohl dir kein Anteil an der Beute zustand. Ich weiß, dass du sie bei dir trägst. Wirf sie ins Feuer, damit du endlich wieder zu Sinnen kommst.« Fordernd deutete er auf die Flammensäulen in Uroks Rücken.
    »Nein.« Urok antwortete, ohne nachzudenken. Doch sein Entschluss geriet auch nicht ins Wanken, als er sich der Tragweite seiner
Worte bewusst wurde. »Nicht das Buch. Das gehört mir. Mir ganz allein.«
    Einige aus der Schar sogen laut hörbar die Luft ein, doch Grimpe tat, als ob er nichts gehört hätte. »Das Buch«, wiederholte er mit eindringlicher Stimme. »Nimm es aus deinem Waffenrock und übergib es dem Feuer.«
    Urok spürte eine heiße Woge durch seinen Brustkorb branden. Allein die Vorstellung, auch noch das Buch zu verlieren, versetzte sein Blut in Aufruhr. Nein, nicht die Zeichnungen , gleißte es durch seinen Kopf. Dann ist alles umsonst gewesen. Dann wäre es, als ob Ragmar niemals gelebt hätte.
    Grimpes Blick sprühte längst vor Hass, doch das nahm er nur seltsam gedämpft wie durch ein hohes Fieber wahr. Das Bild des brennenden Ragmar stand Urok dagegen überdeutlich vor Augen.
    »Das Buch bleibt, wo es ist«, bekräftigte er seine Weigerung. »Du musst es dir schon holen, wenn du es haben willst.« Er hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne. Beinahe so, als spräche ein Fremder. Trotzdem hob er die Axt und umfasste ihren Schaft mit beiden Händen.
    Seine Scharbrüder erwiderten diese Geste, indem sie ebenfalls zu ihren Waffen griffen, selbst Rowan, der als Einziger ein wenig traurig wirkte. Doch wer einen Rechten Arm auf diese Weise herausforderte, stellte sich gegen die gesamte Raubschar. Grimpe hielt seine bloße Hand noch einige Atemzüge lang ausgestreckt, dann griff er ebenfalls zu seinem Streithammer.
    Das war der Moment, in dem Urok mit allem abschloss.
    Von nun an galt es, dem Ende ins Auge zu blicken. Allein gegen die gesamte Schar anzutreten, bedeutete den sicheren Untergang. Trotzdem bereute er seine Entscheidung mit keiner Faser seines Herzens. Es war ein gutes Leben gewesen, das er geführt hatte, wenn auch leider viel zu kurz. Doch lieber wollte er sterben, als in dieser Angelegenheit nur einen Fußbreit zurückzuweichen.
    Der Widerschein der lodernden Scheiterhaufen ließ die Augen seiner Scharbrüder unheilvoll glänzen. Von einer unnatürlichen Ruhe
erfüllt, wartete Urok darauf, dass sie über ihn herfielen. Statt Furcht oder Bedauern füllte ihn eine angenehm prickelnde, geradezu berauschende Wärme aus. Der brennende Schlag seines Herzens heizte ihm immer stärker ein. Etwas glühend Heißes pumpte durch seine Adern, bis er dem Kampf geradezu entgegenlechzte.
    Die Welt um ihn herum schien hinter roten Schleiern zu versinken. Obwohl er seiner eigenen Schar gegenüberstand, freute er sich unbändig darauf, jedem einzelnen von ihnen und letzten Endes auch sich selbst das Leben zu nehmen.
    Grimpe und die anderen zögerten plötzlich, auf ihn loszugehen. Zunächst begriff Urok nicht, was sie so zur Vorsicht mahnte. Bis er die feinen Flammen sah, die über seine nackten Arme huschten. Kleine Vorboten eines Blutrausches, der von ihm Besitz zu ergreifen drohte.
    Das Wissen um den eigenen Tod hatte unbemerkt alle Hemmschwellen gesenkt. Nun stand er da, bereit – und fähig -, alle anderen mit sich in den Abgrund zu reißen. Selbst der Blick des alten Grimpe begann zu flackern, als er sah, dass die Flammen, die aus Uroks Körper drangen, immer größer und kräftiger wurden.
    »Damit brichst du auch die letzten Regeln!«, rief er empört.
    Urok antwortete nur mit einem dunklen Lachen. Er war längst vom Rausch erfasst und deshalb nicht mehr mit solchen Worten zu erreichen.
    Grimpes Gestalt durchlief ein Zittern, wenn auch nur sehr kurz. Gleich darauf wurde sein Blick kalt und entschlossen. Ihm war klar, dass es kein Zurück mehr gab. Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als seine Schar in den Kampf zu

Weitere Kostenlose Bücher