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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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anzuhalten.
    »Geh nicht zu nahe heran«, warnte sie. »Von hier aus kannst du auch alles überblicken.«
    »Was?« Er zuckte leicht zusammen, als ob ihn Ursas Anwesenheit
völlig überraschen würde, hatte sich aber sofort wieder im Griff. Sein leicht entrücktes Gesicht straffte sich wie bei einem Träumer, der aus tiefem Schlaf emporgeschreckt war. Es beruhigte sie ungemein, dass er genauso auf das pulsierende Blut der Erde ansprach wie jeder andere Ork.
    Auf ihren Wink hin trat Moa aus dem Schatten. Beim Anheben des Fellsacks erklang ein leises Klappern. Kaum hörbar, aber doch laut genug, um einen grimmigen Ausdruck auf Uroks Gesicht zu zaubern. Es wühlte natürlich in ihm, dass ihn der Junge ein zweites Mal derart übertölpelt hatte.
    Ursa gestattete sich ein leises Lachen, um ihren Bruder zu necken.
    Moa zeigte keinerlei Anzeichen von Furcht, als er seine Last vor dem Sitzstein abstellte, doch sie konnte spüren, wie sehr ihn Uroks Anwesenheit einschüchterte. Verständlich. Schließlich galt ihr Bruder als Verrückter, der sich der eigenen Schar im Blutrausch entgegengestellt hatte. Das machte sogar einige der Hohen Hüter nervös.
    Sie zollte Moa ein anerkennendes Nicken, weil er sich so gut in der Gewalt hatte. Ein Ork, der Ängste verspürte, doch sie zu kontrollieren verstand, war stets den Dummköpfen vorzuziehen, die nur deshalb mutig schienen, weil sie die Gefahr nicht erkannten.
    Moa blieb noch einen Moment stehen, bemerkte dann aber von allein, dass er nicht mehr gebraucht wurde. Urok sah dem Knappen mürrisch nach, bis er über die Treppe verschwunden war, dann wanderte sein Blick zu dem Fellsack vor ihren Füßen.
    »Was ist damit?«, fragte er barsch.
    »Warum siehst du nicht einfach hinein?«, blaffte sie ebenso ungehalten zurück.
    Irgendetwas in ihrer Stimme bewog ihn, sich auf keinen langen Disput einzulassen. Lieber beugte er sich hinab und schnürte den Sack mit energischen Bewegungen auf. Das Klappern im Inneren heizte seine Neugier so stark an, dass er den letzten Knoten mit einem harten Ruck sprengte, um endlich hineinsehen zu können. Im gleichen Moment, da das erste Lindwurmhorn zwischen dem gegerbten Leder hervorschimmerte, erfroren seine Bewegungen zu Eis.
    »Das ist doch …«, brach es aus ihm heraus, bevor er so wild zu zerren begann, dass der ganze Sack zu zerreißen drohte, »… Ramoks Harnisch!«
    Schließlich war es doch um zwei der Nähte geschehen. Laut knirschend gaben sie nach, während er die Panzerung gänzlich freilegte. Obwohl er den Blick gesenkt hielt, glaubte sie ein begeistertes Funkeln in seinen Augen zu entdecken. Andächtig strich Urok über die gewölbten Brust- und Rückenplatten aus dünnem, aber äußerst widerstandsfähigem Blutstahl. Ursa wartete ab, bis ihr Bruder das zweifach gehörnte Schulterteil in Händen hielt, bevor sie sagte: »Ich dachte, du könntest ihn brauchen. Jetzt, da du deine eigene Schar bist.«
    Ein, zwei Herzschläge lang starrte er auf das Symbol, das den Träger als einen Ersten Streiter auswies, dann sah er wieder zu ihr auf. »Du willst ihn mir wirklich geben?«, fragte er ungläubig. »Vaters Harnisch? Obwohl er dir zusteht?«
    »Sicher, ich bin die Erstgeborene«, gab sie zu. »Aber auch eine Priesterin, die keine Rüstung braucht.« Auf ihre Beine ging sie ebenso wenig ein wie er. So hatten sie es schon immer gehalten. Stattdessen fuhr sie fort: »Er wollte, dass ich dir den Harnisch übergebe, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Ich denke, hier und heute ist es so weit.«
    Urok wollte etwas antworten, doch ihm versagte die Stimme. Peinlich berührt sah er wieder auf die Panzerung hinab. Vielleicht auch, um das feuchte Glitzern zu verbergen, das in seine Augen zu treten drohte.
    Ursa war froh, dass er sich so aufgewühlt zeigte. Genau das hatte sie mit der Übergabe bezwecken wollten. An diesem Ort, inmitten der Blutkammer. Wenn es denn überhaupt ein Mittel gab, das Gift der Zauberschrift zurückzudrängen, dann lag es sicher in dieser Rüstung, die schon so vielen Generationen ihrer Familie vererbt worden war.
    Um ihren Bruder nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, wandte sich Ursa der Glutsäule zu, die sich zwischen See und Gewölbedecke erstreckte. In einer fordernden Geste hob sie den Arm so an, dass sie
das obere Drittel über ihre Hand hinweg anvisieren konnte. Diese Bewegung wäre nicht nötig gewesen, doch sie half dabei, ihre Kräfte in die richtigen Bahnen zu lenken.
    Was folgte, erforderte weder Beschwörungen

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