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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mit Moas Rückkehr gerechnet, doch sein ohnehin grimmiges Gesicht verfinsterte sich noch mehr, als er Ulke erkannte.
    Der höchste unter den Fünf Hohen, der einen blutroten Kapuzenmantel über seinem Lederharnisch trug, machte ein ebenso abweisendes Gesicht. Die beiden Dolche in seiner Hand bewiesen jedoch, dass er Urok ganz bewusst aufsuchte.
    Gemessenen Schrittes kam er näher. Das Alter hatte ihn schlimmer zerfurcht, als es der Klinge eines feindlichen Hellhäuters möglich gewesen wäre. Tiefe, wie mit Blutstahl geschnittene Falten durchzogen sein Gesicht von der Stirn bis zu den Wangen. Auf seinem mit dunklen Flecken übersäten Schädel sprossen nur noch vereinzelt Haarbüschel, die längst nicht mehr zu einem gebundenen Schopf taugten. Er trug sie daher kurz geschoren, ließ dafür aber das bis zur Kinnlinie wachsende Schläfenhaar umso wilder wuchern.
    Ursa wusste nicht, wie lange der Hohepriester schon auf der Treppe gestanden hatte. Das missbilligende Funkeln in seinen grauen Augen ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er ihre Vorführung mit angesehen hatte.
    »Ulke!« Ihr Bruder sprach den Namen aus, als hätte er einen
schlechten Geschmack auf der Zunge. »Sei gegrüßt, Hoher Hüter dieses Hortes.«
    Das Oberhaupt des Hohen Rates begegnete dieser Begrüßung mit der einzigen Möglichkeit, die noch respektloser daherkam: Er sprach Urok überhaupt nicht mit Namen an, sondern blieb einfach in angemessenem Abstand stehen, hielt die beiden Dolche in die Höhe und sagte: »Ich habe hier etwas, das auf deinen Wunsch hin geschmiedet wurde.«
    Selbst unter den Priestern des Horts war Ulkes Alter ein Geheimnis. Er war alt, aber noch bei guter Gesundheit und bei wachem Verstand. Mehr brauchte niemand zu wissen. Und obwohl er Urok sicherlich an Kraft unterlegen war, verfügte er über die Erfahrungen eines langen Lebens, die ihn jedem Jungkrieger überlegen machten.
    In weiser Voraussicht hatte er eine Distanz gewählt, die Urok zum Vortreten zwang, wenn er die beiden Dolche entgegennehmen wollte. Den des Hellhäuters, der als Vorlage gedient hatte, und den aus Blutstahl, der extra für ihn angefertigt worden war.
    Hätte Ursa gesunde Beine gehabt, wäre sie sofort zwischen die beiden Männer getreten, um die Waffen zu überreichen. Angesichts ihrer Verkrüppelung wäre das aber eine Schmach für Urok gewesen. Deshalb blieb ihrem Bruder nichts anderes übrig, als Ulke entgegenzukommen.
    »Danke!«, bellte er den Priester an, doch statt die Dolche entgegenzunehmen, beugte er sich über den Fellsack, um Ramoks Rüstung so umständlich wie nur irgend möglich einzupacken. Lediglich die eiserne Schutzmanschette für den Waffenarm behielt er zurück.
    Ulke zuckte die ganze Zeit über kein einziges Mal mit der Wimper. Seine erhobene Hand begann auch nicht – wie erhofft – zu zittern. Doch als sich Urok anschickte, auch noch den Unterarmschutz anzulegen, überspannte er damit den Bogen.
    »Ich bin ein Greis«, herrschte ihn Ulke scharf an. »Und der Stahl in meiner Hand wird mit jedem Atemzug schwerer.«
    Daraufhin bequemte sich Urok endlich, einen Schritt nach vorn zu machen. Zuerst nahm er das kleine Messer entgegen und verstaute
es hinter seinem Gürtel. Dann griff er nach der Klinge aus Blutstahl. Sie war mitsamt dem Griff aus einem Stück geschmiedet und passte perfekt in seine Hand. Zwei ringförmige Wülste zu beiden Seiten des Hefts verhinderten ein Abrutschen der Finger.
    Als er die Hand zur Faust schloss, ragte nur noch die dünne, beinahe nadelspitz zulaufende Klinge daraus hervor. Ohne die blank polierte Oberfläche, auf der sich der eine oder andere Lichtschein spiegelte, wäre sie leicht zu übersehen gewesen.
    Urok betrachtete die Waffe von allen Seiten. Obwohl sie in ungewöhnlich kurzer Zeit entstanden war, wirkte sie nahezu perfekt. So wie jede Klinge, die im Heiligen Hort geschmiedet wurde.
    »Danke«, wiederholte er, und diesmal klang es, als wäre es ehrlich gemeint.
    Der Hohepriester antwortete nicht darauf, sondern verfolgte mit kühler Miene, wie Urok zuerst die Unterarmmanschette umschnallte und dann einen Weg suchte, wie sich der neue Dolch darunter verbergen ließ.
    »Du wirst eine Lederscheide anbringen müssen«, riet ihm Ursa.
    Er nickte, obwohl die Waffe auch so feststeckte. Prüfend schüttelte er den Arm nach unten, ohne dass der Dolch hervorrutschte. Zufrieden nahm er den Fellsack auf und trat auf seine Schwester zu.
    »Es ist Zeit für mich weiterzuziehen«, verabschiedete er sich,

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