Blutorks 2 - Blutorks 2
Gestalt.
Urok schmeckte Blut auf seinen Lippen und hörte eine Stimme, die ihm wohlvertraut vorkam. »Gut gemacht«, lobte sie.
Als das Sonnenlicht endlich wieder zurückkehrte, sah er seine Vermutung bestätigt. »Feene!«
Der überraschte Ausruf klang erfreuter als eigentlich beabsichtigt. Beinahe hätte er noch gefragt, ob es ihr gutginge, doch da war sie schon an ihn heran und zog den unter seinem stählernen Armschutz verborgenen Dolch hervor.
»Mit diesem hier müsst ihr ganz besonders vorsichtig sein!«, rief sie den Elfen an ihrer Seite triumphierend zu. »Er ist etwas schlauer als die übrigen, das macht ihn doppelt gefährlich!«
»Oheim Orgurs alter Trick!«, fluchte Morn im Hintergrund, mit großen Augen auf den Runddolch starrend. »Den hast du Sohn eines Trolls also auch umgebracht.«
Urok verstand nicht, warum ihm Feene mit so viel Häme begegnete, doch er dachte auch nicht weiter darüber nach. Sie war nun mal eine von Gothars Vasallen, mehr brauchte er nicht zu wissen. Dass sie ihm zwischendurch die Abtrünnige vorgespielt hatte, war eben doch nur eine List gewesen.
Tiefe Müdigkeit machte seine Lider schwer wie Blei. Womit auch immer sie den Metalldorn bestrichen hatten, es konnte sich um kein vernünftiges Gift handeln, dazu wirkte es viel zu langsam.
Vermutlich haben sie dich nur betäubt! , jubelte eine leise Stimme in den Tiefen seines Bewusstseins. Sobald du wieder bei klarem Verstand bist, machst du sie alle nieder!
Feene sah das allerdings ganz anders. Mit einem kalten Funkeln in den Augen beugte sie sich herab und prophezeite ihm: »Du wirst dir noch wünschen, in der Schlacht gefallen zu sein.«
»Das wünsche ich mir jetzt schon.« In einem letzten Aufbäumen seines freien Willens bohrte er den Blick seiner dunklen Augen in die ihren. »Aber es ist nun einmal Vurans Wunsch, dass ich dich sterben sehe.«
Eiskalte Schattenelfin oder nicht, er konnte deutlich sehen, dass seine Worte mitten ins Ziel trafen.
Doch schon einen Herzschlag später sank er endgültig betäubt zurück …
Als Urok wieder erwachte, war die Nacht längst über das Grenzland hereingebrochen. Ein Feuer, das in der Nähe brannte, schälte knapp zwei Dutzend weitere Gefangene aus der kalten Dunkelheit. Rowan war zum Glück nicht dabei.
Den Harnisch und seine Waffen hatten sie ihm abgenommen, nur die stählerne Manschette umschloss weiterhin den rechten Unterarm. An ihrem komplizierten Mechanismus waren schon ganz andere gescheitert. Statt seiner Rüstung trug er nun einen schweren Halsring und Schellen um seine Handgelenke, alles mit dicken Ketten miteinander verbunden. Die Fußschellen zwängten nicht nur seine Knöchel dicht aneinander, sondern fesselten ihn auch an die Gefangenen zu seinen Seiten, so wie es auch bei den anderen Orks der Fall war.
Urok langte sofort nach einem der Kettenglieder und versuchte es mit bloßen Händen zu zerbrechen. Vergeblich. Auch die Schmiede der Menschen verstanden etwas von ihrem Handwerk. Außerdem schwächte ihn weiterhin das Gift, das ihn betäubt hatte.
»Sie wollen uns nach Sangor verschleppen«, flüsterte ihm eine überraschend helle Stimme zu, die einer Kriegerin gehören musste. Sein Blick war noch getrübt, doch er glaubte, Grindel zu erkennen.
Urok würgte einen Schleimbrocken hervor und spuckte ihn neben sich in den körnigen Sand. Mit allem hatte er vor dieser Schlacht gerechnet, aber nicht mit seiner eigenen Gefangenschaft.
Sangor. Also dorthin sollte die Reise gehen. Uroks brennender Wunsch, einmal die Welt außerhalb von Arakia kennenzulernen, würde sich damit endlich erfüllen. Allerdings ganz anders, als er es sich immer ausgemalt hatte.
DIE ARENA
9
n dem aus schweren Steinquadern gemauerten Gewölbe war es Tag und Nacht gleichermaßen kühl wie trocken, aber das war auch schon das Beste, das sich über den Kerker der Gladiatoren sagen ließ. Hier unten lebten und schliefen zu viele Männer auf zu engem Raum, darum roch es penetrant nach Blut, Schweiß, Fieber und Exkrementen. Selbst tagsüber, wenn die meisten im Freien trainierten, verschafften die wenigen schmalen Luftschächte, die in der hohen Decke klafften, Benirs empfindlicher Nase kaum Linderung. Der laue Durchzug reichte einfach nicht aus, um den längst in allen Wänden festsitzenden Gestank zu vertreiben.
Nachts, wenn sich die Angeketteten dicht an dicht im Stroh oder auf dem nackten Boden drängen, war es natürlich noch viel schlimmer. Bis zum Wecken gab es keine Möglichkeit mehr,
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