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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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den Abtritt aufzusuchen, und da viele zu undiszipliniert waren, um den eigenen Körper entsprechend unter Kontrolle zu halten, füllten sich allenthalben offene Schüsseln und Krüge mit übel riechenden Inhalten. Manchmal, wenn einer an den Anstrengungen oder Verletzungen des Tages verstarb, mischte sich noch der Hauch des Todes unter die Ausdünstungen. Die lautstarken Blähungen, die unter den Felldecken der Schlafenden erklangen, fielen da kaum noch ins Gewicht.
    In den Nächten vor den Kämpfen fanden viele Gladiatoren allerdings gar keinen Schlaf. Dann klirrten ihre durch eiserne Wandringe führenden Ketten, weil sie sich unruhig von einer Seite auf die andere warfen.
    Auch sonst wurde es niemals richtig leise. Eigentlich gab es immer ein paar Unentwegte, die in irgendeiner Ecke des verwinkelten Gewölbes miteinander flüsterten oder lachten, und wenn doch endlich alle in bleiernen Schlaf verfielen, war da immer noch das niemals versiegende Ächzen und Stöhnen, das viele beharrlich durch die Nacht begleitete, so wie andere dauerhaft schnarchten oder leise vor sich hin wimmerten.
    All das störte Benir in seiner Konzentration, aber am meisten zerrten die Schmähungen an seinen Nerven, die immer wieder auf ihn einprasselten.
    »He, Einohr!«, rief Kappok, der es besonders auf ihn abgesehen hatte, leise zu ihm herüber. »Alle wollen dich morgen Mittag sterben sehen!«
    Benir saß, weitab von allen anderen, ganz allein in einem rundum abgeschlossenen Käfig, inmitten des Hauptgewölbes. Das Stroh zu seinen Füßen war in der nun schon dreiundzwanzig Tage währenden Gefangenschaft kein einziges Mal gewechselt worden. Die widerwärtigen Speisen, die die anderen mit großem Appetit in sich hineinschlangen, rührte er nur selten an. Auch das abgestandene Wasser, das sie ihm in Tonkrügen hinstellten, trank er nur widerwillig, denn es schmeckte, als hätten die Wachen zuvor hineinuriniert. Aber was blieb ihm anderes übrig? Auch ein Schattenelf konnte seinen Durst nicht unbegrenzt bezwingen, und er musste unbedingt bei Kräften bleiben und alle Martern ertragen, die sie ihm auferlegten. Wenn nicht um seiner selbst, dann doch um Nerks willen. Nerk, das war der Name, den er seinem kleinen Sohn in Erinnerung an dessen Mutter Nera gegeben hatte.
    »Sie kommen mit Schiffen aus Leru und Nokbok«, stichelte Kappok weiter. »Sogar zu Fuß aus Vandor, Bersk und Pathan. Nur um mit eigenen Augen zu sehen, wie einer aus der Legion der Toten in Stücke gehauen wird. Sie wollen dich bluten sehen, hörst du? Sie wollen sehen, wie du vor ihnen im Staub verreckst.«
    Nach außen hin zeigte sich Benir völlig ungerührt. Mit gekreuzten Beinen saß er reglos da, beide Hände locker auf den Knien abgelegt und den Rücken aufrecht durchgedrückt. Doch sosehr er sich auch von allen äußeren Einflüssen abzuschotten versuchte, die quäkende Stimme des ragonischen Diebes drang immer wieder in sein Bewusstsein vor. Langsam, aber sicher half auch keine Meditation mehr – dieser Kerl raubte ihm wirklich den letzten Nerv.
    Natürlich wurde Benir von allen Gefangenen gehasst, die das Gewölbe mit ihm teilten, das war ihm bewusst. Die meisten hätten sicher auch ohne zu zögern Alarm geschlagen, falls er einen Fluchtversuch wagte.
    Die ersten beiden Tage war Benir von allen Seiten beschimpft und mit halbvollem Essgeschirr beworfen worden. An den stählernen Streben klebten immer noch getrocknete Reste der Wassergrütze, die bis in seinen Käfig gespritzt war und an der sich immer noch Fliegenschwärme gütlich taten.
    Wegen der Ketten, die sie an die Wände fesselten, konnten ihm die Gladiatoren allerdings nie richtig gefährlich werden, und irgendwann hatte selbst der Dümmste von ihnen begriffen, dass er sich nur selbst schadete, wenn er in Richtung des Stahlkäfigs urinierte, weil er damit den Gestank in dem Verlies, den er selbst ertragen musste, nur verschlimmerte. Dass Benir auf keine Provokation reagierte, hatte auch bald allen die Lust genommen, sich weiter die Kehle aus dem Leib zu schreien. Inzwischen hatten sich die meisten sogar an seine stille Anwesenheit gewöhnt. Es scherte sie ganz einfach nicht mehr, ob er da war oder nicht. Nur Kappok brachte es noch immer zur Weißglut, dass der Elf alle Schmähungen von sich abprallen ließ.
    »Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!«, schrie er unbeherrscht und zerrte dabei wild an der Kette, die in dem fest in der Wand verankerten Eisenring rasselte. »Ich steche dir morgen die

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