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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Augen aus und werfe sie dir ins Gesicht, hörst du? Dann können alle darüber lachen, wie du blind umherstolperst und um Gnade winselst!«
    Seine Worte hallten so laut von der Deckenwölbung wider, dass einige Männer aus ihrem leichten Schlaf erwachten.
    »Mach, was du willst, aber halt endlich die Fresse!«, erklang es, von beifälligem Gemurmel unterstützt, aus irgendeiner Ecke.
    »Bei allen Frostriesen!«, knurrte ein anderer. »Gegen euch geschwätzige Ragoner ist selbst der Schattenelf eine angenehme Gesellschaft!«
    Kappok ließ sich davon nicht beirren, sondern malte weiterhin lautstark aus, auf welche Weise er seinen verhassten Gegner verstümmeln wollte, um den tosenden Applaus des Publikums zu erringen.
    Benir beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, ohne den Kopf zu wenden.
    Die unflätigen Beschimpfungen verstummten erst, als einige Wachen heranmarschierten, die schwere Kerkertür entriegelten und zu ihnen eintraten. Sie hatten es auf einen kräftigen Nordmann abgesehen, der bereits seelenruhig vor sich hin schnarchte. Nachdem sie ihn unsanft geweckt und eine Weile mit ihm geflüstert hatten, ließ er sich bereitwillig die Ketten lösen und hinausführen.
    Anzügliche Bemerkungen begleiteten seinen Weg, denn es war offensichtlich, dass er in den rückwärtigen Trakt geschafft wurde. Dorthin, wo sich des Öfteren Damen der obersten Schicht einfanden. Denen verschaffte es eine ganz besondere Form der Erregung, sich einem Mann hinzugeben, den bereits der Hauch des Todes umwehte. Es war ein teures Vergnügen, denn man musste über die nötigen finanziellen Mittel zur Bestechung verfügen, und nicht nur die Wachen wollten an diesem Geschäft verdienen, auch Herzog Garske, der in Abwesenheit des Königs über ganz Sangor herrschte.
    Eine angenehme, aber viel zu kurze Zeitspanne lang war nur das Knurren und Bellen der Wachhunde zu hören, die nachts in den Kerkergängen frei umherliefen. Dann meldete sich wieder Kappoks heisere Stimme.
    »Derjenige, der dir morgen den Todesstoß versetzt, erhält dafür die Freiheit«, verkündete er mit großem Pathos, als gäbe er damit ein wohlbehütetes Geheimnis preis. »Deshalb kannst du dir sicher sein, dass mein Grinsen das Letzte sein wird, was du vor deiner Reise in die Schattenwelt zu sehen bekommst.«
    Der schmalbrüstige Dieb, der kaum einen Kopf größer war als Benir, redete sich schon wieder in Rage. Unter lautem Ketten-rasseln sprang er in die Höhe, sodass sein hassverzerrtes Gesicht von einer der wenigen Pechfackeln beleuchtet wurde, die hier unten brannten, damit die Wachen auf ihren Kontrollgängen sehen konnten, ob noch alle an ihrem Platz lagen.
    »Und weißt du auch, warum ich und niemand sonst über dich triumphieren werde?«, wollte er wissen. Ohne eine Reaktion abzuwarten, fügte er die Antwort selbst hinzu: »Weil ich endlich nach Hause will, um mein Kind zu sehen, das mir meine Frau inzwischen geboren hat!«
    »Ein Junge oder ein Mädchen?« Die Frage ließ alle Geräusche im Kerker schlagartig verstummen. Sogar die Schlafenden schienen zu spüren, dass etwas Besonderes im Gange war, denn sie stellten ihr Schnarchen ein. Fassungslos starrten alle, die noch wach waren, auf den Käfig in ihrer Mitte.
    Der verdammte Schattenelf, der schon so lange unter ihnen weilte, hatte gerade seine ersten Worte gesprochen.
    Den Atem des Himmels zu einem blitzartigen Sprung nutzend, war Benir direkt ans Gitter geschnellt. Sein Gesicht fest gegen die stabilen Stäbe gepresst, die selbst für ihn zu stark waren, um sie mit bloßen Händen zu sprengen, stand er einfach nur da und starrte zu Kappok hinüber, für den es im Halbdunkel wirken musste, als hätte er durch Zauberkraft seinen Platz gewechselt.
    »Hat dir dein Weib einen Jungen oder ein Mädchen geboren?«, wiederholte Benir, weil ihn der Dieb nur mit weit aufgerissenen Augen anglotzte.
    Die folgende Stille dehnte sich zu einer halben Ewigkeit.
    »Ein … ein Mädchen«, würgte der Angesprochene hervor.
    »Tatsächlich?« Unbewusst langte Benir nach der pochenden Wunde an seinem Kopf, dorthin, wo einmal sein linkes Ohr gewesen war; man hatte es ihm ebenso geraubt wie den eigenen Sohn. »Dann tut es mir doppelt leid für deine Kleine, dass sie dich niemals zu sehen bekommt. Aber du verstehst sicherlich, dass mir mein eigener Sohn weitaus mehr am Herzen liegt als das Familienglück eines verschissenen Großmauls wie dir!«
    Mit der gleichen Leichtigkeit, mit der er aufgesprungen war, kehrte Benir in seine

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