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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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einer Hand in die andere gleiten.
    Er trug lange Wildlederhosen, wie sie für sein Volk typisch waren, dazu wadenhohe Außenfellstiefel, die hier unten, im kühlen Gewölbe, durchaus ihren Zweck erfüllten, aber oben in der Mittagshitze mörderisch warm sein mussten.
    An seinem Hals hing ein ledernes Band mit fünf Bärenklauen, das ihm die Wachen seltsamerweise gelassen hatten. Vermutlich stammten sie von einem Tier, das er selbst erlegt hatte. Etwas anderes ließ die primitive Ehre solcher Barbarenvölker für gewöhnlich nicht zu.
    Nur sein ärmelloses Leinenhemd, das vor Schmutz starrte, wies darauf hin, dass er sich im zivilisierten Sangor aufhielt.
    »Benir, richtig?« Tarren war es wohl selbst leid geworden, mit der Kette rumzuspielen. Den Rücken fest gegen die Mauer gedrückt, saß er auf seinem mit schimmligem Stroh ausgestreuten Platz, ein Bein quer zu sich herangezogen, das andere so angewinkelt, dass er seinen rechten Arm darauf ablegen konnte. Sein Gesicht wirkte furchtlos, doch sein auf und ab wippender Fuß verriet, wie nervös er in Wirklichkeit war.
    »Stimmt es, dass du mal etwas mit dem neuen Todbringer hattest?«, begann er erneut.
    Benir rührte nicht den kleinsten Muskel. Es überraschte ihn zwar, was der Barbar alles über ihn wusste, doch er hatte damit gerechnet, dass der Kerl etwas von ihm wollte, und zwar schon, seit er das Stück Siebenwurz gesehen hatte, auf dem Tarren am Morgen heimlich herumgekaut hatte. Die Wundärzte des Stadions waren gute Chirurgen, die sich auf das Nähen von Wunden und das Schienen von Knochenbrüchen verstanden, aber ansonsten taugten sie nicht viel. Jede Kräuterfrau hätte den Grund für Tarrens Beschwerden sofort am Schweißgeruch erkannt und ihn mit einem Tritt in den Hintern nach draußen befördert.
    »Wenn du auf Dauer in der Arena überleben willst, musst du das Publikum begeistern«, versuchte der Barbar erneut ein Gespräch anzufangen. »Ihr Urteil entscheidet über Leben und Tod – wenn nicht gerade so ein Verrückter wie du durch die Reihen seiner Feinde stürmt und alle in Windeseile niedermacht.«
    Was wollte der Kerl von ihm?
    Um sein Leben betteln?
    »Du bist nicht der Einzige, der in Ungnade gefallen ist«, fuhr der Barbar ein wenig lauter fort. »Hörst du? Du bist nichts Besonderes! Viele von uns wurden in Gothars Heere gepresst. Ich war Hauptgardist bei den Nordmännern, und ich habe an vielen Strafexpeditionen teilgenommen. Doch als wir eines Tages eine Scheune anzünden sollten, in der zuvor Frauen und Kinder zusammengetrieben worden waren, ist es mir zu viel geworden.«
    Weil sie aus deinem Tal stammten , dachte Benir, dem das Schicksal des degradierten Hauptgardisten längst bekannt war. Weil dein eigen Fleisch und Blut unter ihnen war. In dem Feldzug davor, in dem es gegen Sambe ging, hattest du weniger Skrupel. Des halb haben sie dich zum Hauptgardisten gemacht.
    »Ordon, unser Ausbilder, war sogar Hauptmann, bevor er alle Rechte verlor«, redete der Barbar einfach weiter. »Aber er hat sich als bewährter Gladiator die Freiheit zurückerkämpft. Nun hat er eine neue Profession gefunden, aber im Herzen ist er immer noch einer von uns. Denn alle, die in der Arena um ihr Leben kämpfen, sind wie Brüder. Uns verbindet ein unsichtbares Band, verstehst du? Uns verbindet der Wunsch, hier wieder rauszukommen. Hinaus in die Freiheit.«
    Es gab zweifellos dümmere Barbaren als Tarren, doch von einem großen Redner war er weit entfernt. Aber um in Bersk Häuptling zu werden, brauchte man vermutlich nicht mehr zu tun, als dem zweitstärksten Kerl im Dorf das Maul einzuschlagen.
    »In einem Kerker denken alle nur an Flucht, das ist vollkommen normal.« In die Stimme des Barbaren schlich sich ein lauernder Unterton. »Aber hier unten liegen wir stets in Ketten, und in der Arena sind die Wände zu glatt und zu hoch, um sie ohne Seil zu überwinden. Und so ein Seil anzubringen ist nicht möglich. Es sei denn, es gäbe jemanden, der zuvor mit dem Atem des Himmels die Wände emporgestiegen ist.«
    Benir hätte beinahe aufgelacht. Darum ging es also.
    Weiterhin stur an Tarren vorbeistarrend, legte er die Hände vor der Brust zusammen, presste sie flach aneinander und dachte an einen glühenden Ball, der langsam vor seinen Augen anwuchs, um die Stimme des Schwätzers zu verdrängen.
    »Tu bloß nicht so, als ob du mich nicht hörst«, knurrte Tarren entnervt. »Ich weiß, dass du hier genauso hinauswillst wie jeder andere. Sogar noch mehr, denn dir

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