Blutorks 2 - Blutorks 2
hatte sie ihren persönlichen Stolz über den von Tabor beschworenen Gemeinschaftssinn gestellt und damit ihr Gesicht gewahrt. Nicht nur viele der Orks, sondern auch Thannos musste über diesen Trick schmunzeln. Auf seinen Wink hin ließ Meusel den Kristall wieder in der Halterung verschwinden.
»Da hätten wir ja schon zwei willige Helfer, vor denen sich der Eisvogt nicht zu fürchten braucht«, sagte der Großgardist zufrieden. »Da werden sich doch wohl noch zwei weitere finden.«
»Legionär Morn und ich kommen ebenfalls mit«, bot der blinde Falu an. »Der Halbling ist so stark wie ein Ork und schwere Arbeit gewöhnt. Außerdem können wir dabei helfen, die grünhäutigen Dämonen im Zaum zu halten.«
Morn wirkte mehr als nur überrascht, und Urok hätte auf diese Begleitung gut verzichten können. Doch der Schattenelf, der ihm Angst einjagte, musste erst noch geboren werden.
Tabor, der ihn wieder mal für einen Feigling hielt, funkelte ihn noch eine Weile böse an, bis sie losgekettet und zu drei Lindwürmern geführt wurden, die sie nach Rabensang bringen sollten.
Der Lichtbringer, der die Probleme des Eisvogts als gelöst ansah, schwebte hingegen durch die Luft davon, um seinen angestammten Platz im höchsten Turm der Stadt einzunehmen.
19
m heiligen Hort Arakias Boden stöhnte bereits unter dem Marschtritt der feindlichen Truppen, als Ursa und ihre Getreuen den heiligen Hort erreichten, trotzdem wurden sie von einer geradezu schmerzlichen Stille empfangen.
Ursa vermisste das laute Flattern der aufgepflanzten Banner, die normalerweise rund um das große Eingangsportal aus den Felsen ragten. Kein einziger Clan hatte sich bis hierher durchgeschlagen. Alle verbargen sich lieber in den Wäldern, den Sümpfen oder ihren heimischen Gründen.
Der kahle Anblick bedrückte Ursa stärker als erwartet, doch nach einem leisen Seufzen gewann die Priesterin in ihr wieder die Oberhand. Rasch drängte sie die Schwermut beiseite, die von ihr Besitz ergreifen wollte, und kündigte sich durch laute Rufe an, wie es das Ritual erforderte.
Daraufhin trat aus dem Schatten des Durchgangs eine Gestalt im roten Gewand hervor, das Gesicht unter der tief herabgezogenen Kapuze verborgen. Ursa erkannte den Ork trotzdem an seiner Körperhaltung.
Es war Finske, einer von Ulkes engsten Vertrauten.
War ihr der Hohepriester etwa zuvorgekommen? Und wenn schon! Kam es zum Streit, hatte er sicher mehr zu fürchten als sie.
Entschlossen trieb sie Hatra an, die stufenförmig ansteigende Felsterrasse zu erklimmen. Die unmittelbare Gegenwart des Horts stärkte Ursas ermattete Kräfte. Mit jeder Lindwurmlänge, die sie ihm näher kam, blühte sie weiter auf, frische Energien durchströmten ihre Glieder.
Erst an der natürlich geformten Mauer, die den Eingangstunnel umgab, hielt sie an. Die steilen Stufen, die zu diesem Vorsprung führten, wäre der Lindwurm vielleicht noch hinaufgekommen, aber spätestens oben angelangt, wäre es für ihn eng geworden.
Ursa blieb nichts anderes übrig, als abzusteigen und von nun an auf ihren Knien weiterzukriechen. Verlegen strich sie sich über das kupferfarbene Haar. Sich auf diese Weise fortzubewegen gehörte von klein auf zu ihrem Leben. Es hatte ihr nie etwas ausgemacht, doch in diesem Moment empfand sie ein unbestimmtes Gefühl der Erniedrigung, sich vor einem der Hohen so weit herabzulassen.
Moa, der ihr Zögern bemerkte, sprang rasch in die Tiefe und bot ihr seinen Rücken an. »Lass mich dich tragen«, bat er, »so wie Urok dich schon tragen durfte.«
Was für ein treuer Knappe er doch war.
»Du sorgst wirklich fast so gut für mich wie ein richtiger Bruder«, sagte sie und schüttelte doch den Kopf. »Aber eine Priesterin muss ihren Weg aus eigener Kraft zurücklegen.«
Und so raffte sie ihre rote Kutte, die in den letzten Tagen beträchtlich gelitten hatte, so weit in die Höhe, dass die Lederschürze bis zu den Oberschenkeln freilag. Danach ließ sie sich an Hatras schuppigem Leib herab in die Tiefe rutschen. Sie war darin geübt, trotzdem dauerte es länger als gewöhnlich. Während sie auf den Moment wartete, da die verkümmerten Waden unter ihrem Gewicht einknickten, blitzte in ihr plötzlich die Erinnerung an Felsnest auf, an den Moment, in dem sie aufrecht auf den Steilhang zugeschwebt war, um die Lichtbringer zu bekämpfen.
Instinktiv hielt sie das Gefühl fest, das sie dort oben durchströmt hatte – und bemerkte im gleichen Moment, dass sie nicht mehr tiefer rutschte, weil das
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