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Blutorks 2 - Blutorks 2

Blutorks 2 - Blutorks 2

Titel: Blutorks 2 - Blutorks 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Blut der Erde sie stützte. Es trug sie auf eine Weise, wie es nicht mal ihr Bruder oder ihr treuer Knappe vermocht hätten: aufrecht und die schlaff herabhängenden und ein wenig nach innen gedrehten Stiefelspitzen zwei Fingerbreit über dem Boden schwebend.
    Finske stieß einen überraschten Laut aus, als sie sich von Hatra löste, ohne zusammenzubrechen. Ergriffen kniete er nieder, schlug die Kapuze zurück und beugte demütig das Haupt. Da wurden die silbernen Fäden sichtbar, die sein einst pechschwarzes Haar durchzogen. Die Ereignisse auf Felsnest und die anschließende Flucht hatten ihren Tribut gefordert.
    Sichtlich gealtert und ergraut sah er zu ihr auf. »Gelobt sei Vuran.« Unvergossene Tränen brannten in seinen rot geränderten Augen. »Die vom Blut der Erde Auserwählte lebt und ist in den heiligen Hort zurückgekehrt.«
    Ursa glitt die Stufen empor, ohne darüber nachzudenken, wie sie das vermochte. Sie folgte einfach einem natürlichen Reflex, ganz so, als ob sie sich nie im Leben anders bewegt hätte. Ein angenehmes Prickeln durchlief ihren Körper. Das Blut der Erde hieß sie auf seine eigene Weise im Hort willkommen.
    Bei Finske angelangt, fasste sie ihn am Oberarm und zog ihn zu sich in die Höhe. »Steh auf«, bat sie. »In Zeiten wie diesen ist selbst der Stärkste allein nichts wert. Wir müssen zusammenstehen, gleichgültig, was einmal war.«
    Der Hohe atmete erfreut auf.
    Das war gut.
    Finske war ein Mitläufer, natürlich. Doch zumindest glaubte er an die, denen er folgte. Und jetzt glaubte er an Ursa, das war ihm deutlich anzusehen.
    »Wo sind Ulke und die anderen?«, fragte sie.
    Finskes Miene verdunkelte sich augenblicklich wieder. »Ulke hat sich noch nicht wieder hierhergewagt. Wahrscheinlich, weil er Vurans Urteil fürchtet. Doch er streift durch die umliegenden Wälder und versucht die Hohen auf seine Seite zu ziehen.« Auf einmal sah er ihr fest in die Augen. »Aber ich habe mich geweigert, seinem Ruf zu folgen. Soll er doch kommen, wenn er sich traut. Er hat stets versucht, das Blut der Erde zu bezähmen und nach seinem Willen zu lenken. Das erschien mir lange richtig, doch diesmal hätte es fast all unsere Krieger das Leben gekostet.«
    Ursa nickte bestätigend, konnte Finskes Fragen, wie es von nun an weitergehen sollte, aber nicht beantworten.
    »Ruf alle zusammen, die noch da sind«, bat sie ihn. »Sie sollen sich hier vor dem Hort versammeln. Ich werde inzwischen in die Blutkammer gehen, um mehr zu erfahren.«
    Sie machte sich zusammen mit Moa auf den Weg ins Innere des Horts, während Rowan ihren Lindwurm an den Zügeln nahm und ihn zu einem Futterplatz in den Wäldern brachte.
    Rabensang
    Vor langer Zeit einmal musste die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Selbst Urok, der in einer strohgedeckten Rundhütte aufgewachsen war, fiel auf, dass die Fundamente, auf denen die Häuser ruhten, wesentlich älter als der Rest der Stadt waren. Auch ihre Bauweise war eine komplett andere. Die Mauern, die sich überall erhoben, bestanden vornehmlich aus ebenmäßigen Sandsteinquadern, manche auch aus gebrannten Ziegeln, die so abgenutzt wirkten, als wären sie zuvor aus einer halb zerfallenen Ruine herausgebrochen worden.
    Die Fundamente hingegen schienen dort, wo sie eine Handbreit aus dem Boden ragten, aus einem Stück gegossen zu sein. Und nicht nur das: Auch ihre raue Oberfläche ähnelte verdächtig dem geronnenen Blut, aus dem der heilige Hort bestand.
    »Rabensang wurde tatsächlich auf einem erloschenen Vulkan erbaut«, erklärte der Eisvogt mit einigem Erstaunen auf seine entsprechende Frage. »Ihr werdet es gleich sehen, wenn wir die Frostgewölbe erreichen.«
    Uroks augenscheinliche Neugier schien dem Hellhäuter ein wenig von der Angst zu nehmen, die er bisher gezeigt hatte. Vielleicht halfen dabei aber auch die vielen bewundernden Blicke, die er von den Einwohnern der Stadt erhielt. Ehrfürchtig wichen sie vor den drei Lindwürmern zurück, auf denen nicht nur zwei der allseits gefürchteten Orks, sondern auch ein Halbling und ein Schattenelf mit Augenbinde ritten. Da Urok und Grindel immer noch ihr Kettengeschirr trugen, mochte es für viele Passanten so wirken, als hätte der Eisvogt sie persönlich gefangen genommen.
    Sichtlich entspannt, drehte er sich zu Urok um und sagte: »Aus der Nähe betrachtet, wirkt ihr gar nicht so schrecklich, wie man sich immer von euch erzählt.« Als Grindel daraufhin böse knurrte, kehrte die gerade erst verlorene Furcht

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