Blutorks 3 - Blutorks 3
begreifen.
Inzwischen war Inome bis auf zwei Schritte an ihn heran. Ihr Anblick ließ seinen Adamsapfel mehrmals hektisch auf und nieder hüpfen. Alles andere hätte sie auch furchtbar enttäuscht.
»Wie bist du an den Wachen im Hof vorbeigekommen?«, wollte er wissen.
»Indem ich nach dir gefragt habe.« Sie bewegte noch einmal die Hüften, weil ihm das offensichtlich am besten gefiel. »Sie hatten großes Verständnis für mein Anliegen.«
»Was für ein Anliegen?« Sein bronzefarbenes Gesicht färbte sich noch eine Spur dunkler, weil ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Was meinst du damit?«
»Jetzt hör aber auf, nun stellst du dich aber absichtlich dumm, oder?« Die Lippen zu einem perfekten Schmollmund geformt, überwand sie die zwischen ihnen verbliebene Entfernung mit einem langen Schritt und drängte sich ganz dicht an seinen kräftigen Körper. »Dich wiederzusehen, natürlich. Kannst du dir denn gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich nach deiner Gegenwart verzehre?«
Er zuckte zusammen, als sie sich mit ihrem ganze Leib an den seinen drängte, und wich sogar einen halben Schritt zurück, blieb dann aber doch stehen, um den festen Druck ihrer weichen Brüste an seinem Wams zu genießen.
»Tat-tatsächlich?« Seine spitz zulaufenden Ohren, die den Halbling verrieten, glühten förmlich.
»Was bist du denn so abweisend?«, fragte sie in spielerischem Tadel, während sie mit dem Zeigefinger unter seinem Kinn entlangstrich. »Hast du etwa schon eine Schattenelfin, die dir das Lager wärmt?«
Er räusperte sich verlegen und wagte nicht, mit seinen Händen nach ihr zu greifen. Sie nutzte die Zeit, um einen Blick auf die Taube zu werfen, deren Kopf herumgeruckt war, sodass sie nun in ihre Richtung sah, doch sie erkannte weiterhin keine Bedrohung in Inome. Fragen der Moral oder Pflichtauffassung spielten für das kleine Gehirn der magisch erschaffenen Kreatur keine Rolle, darum wanderte der Blick der schwarzen Knopfaugen wieder zurück in den Gang.
Genau in dem Augenblick, in dem sich Grindels Pfeil in den Kehlsack des Vogels bohrte!
Das goldene Gefieder war widerstandfähiger als normale Vogelfedern, trotzdem durchschlug der Schaft den ganzen Hals mit einem leisen metallischen Schaben. Das Geräusch klang überlaut in Inomes Ohren, aber Morn war viel zu abgelenkt, um es zu bemerken oder ihm irgendeine Bedeutung zuzuordnen.
»Auf Arnurs Wehrhof gab es ein paar Mädchen, die ich mochte«, erklärte er gerade, verlegen zur Decke schauend, während die Taube vom Sims verschwand und lautlos in die Tiefe stürzte. »Aber die wollten nie etwas mit mir zu tun haben. Wegen … na ja, wegen meiner Orkmutter, die mich eines Sommers vor dem Tor abgelegt hat.«
»Diese dummen Dinger«, empörte sich Inome und strich dabei mit beiden Händen über seine Brust. Das gab ihr die Möglichkeit, den eigenen Oberkörper so weit zurückzulehnen, dass sie hoffentlich nicht mit Blut bespritzt wurde, wenn der nächste Pfeil Morns Hals durchbohrte.
Doch der gefiederte Tod blieb aus.
Warum dauert das so lange? , fragte sich die Barbarin, während sie der Halbling bei den Schultern fasste und auf sich zuzog. Seine großen Lippen senkten sich langsam auf sie herab und suchten die ihren zu küssen, als plötzlich Schritte neben ihnen erklangen.
Erstaunt sah der Halbling zur Seite – und bekam statt Inomes Mund Tabors geballte Faust zu schmecken!
Der Schlag traf ihn so heftig, dass ihm der Kopf in den Nacken flog. Blutperlen spritzten durch die Luft, während er mit dem Rücken gegen die von ihm bewachte Tür knallte und an ihr herab zu Boden rutschte.
»Uäähh«, äffte ihn Tabor mit übertrieben weinerlicher Stimme nach, »die Mädchen auf Arnurs Wehrhof wollten nie etwas mit mir zu tun haben!« Dann setzte er grollend nach: »Du würdelose Memme bist ja nicht mal ein Stück Stahl zwischen den Rippen wert! Sei froh, dass sich keiner von uns mit deinem Tod besudeln möchte! Aber, Vorsicht: Wir haben ein paar Menschen an unserer Seite, die es nicht so genau nehmen.«
Tatsächlich war es Namihl, die ihm die blanke Schwertspitze an den Hals setzte, ohne jedoch zuzustechen. Dabei wäre diese Drohung gar nicht nötig gewesen.
Morns Augen füllten sich mit Tränen. Reglos blieb er einfach am Boden sitzen, von einer Wunde gelähmt, wie sie keine noch so scharfe Klinge zu schlagen vermochte.
In der Schwebenden Festung
Der Maar glaubte sich endlich am Ziel seiner langen Reise, als der heilige Hort von Arakia unter den Wolken
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