Blutorks 3 - Blutorks 3
sichtbar wurde. Wie ein grauer Fleck in einem sattgrünen Teppich, so ragte er zwischen den Wäldern hervor: der einzige Hort, der nie unter der gemeinsamen Kontrolle des Atems, des Blutes und des Leibes gestanden hatte und dadurch dem Gegenzauber des Maar hatte trotzen können. Nur wegen dieses Horts hatte Arakia allen Feldzügen so lange widerstehen können, doch jetzt würde auch sein Feuer erlöschen und der Atem des Himmels für alle Zeiten über die konkurrierenden Kräfte triumphieren.
Siegesgewiss schaute der Maar in die Tiefe.
Erste Lichtsphären lösten sich aus dem Grund der Festung. Rasend schnell jagten sie in die Wälder hinab und wuchsen dort zu großen, alles zerstörenden Energiekugeln heran. Selbst die größten Baumriesen zerstoben unter ihrer Gewalt in Myriaden kleinster Splitter. Erde, Holz und Getier verwirbelten auf diese Weise zu einer gemeinsamen Masse, die sich nie wieder voneinander trennen ließ.
Ein Band aus tiefen Kratern zurücklassend, rückte die Schwebende Festung dem Vulkan immer näher. Nicht mehr lange und alles Leben in und um den Hort würde ausgelöscht sein. Dann konnten sie die Festung auf dem Hort absetzen und …
Ein durchdringendes Geräusch, das aus weiten Fernen an seine Ohren drang, ließ all seine Pläne auf einen Schlag zerplatzen. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, der Maar wusste genau, was er da hörte: einen Schrei größter Verzweifelung, den Schrei eines Sterbenden.
In der Arena
In Windeseile hatten Urok und Benir die Hälfte der Gepanzerten bezwungen. Der Lichtbringer wurde bereits nervös, weil er als Einziger spürte, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Und die Zuschauer? Sie applaudierten vor Freude über die in Scharen hingeschlachteten Schergen des Tyrannen. Woher die Überlegenheit der ungleichen Waffenbrüder rührte, war ihnen augenscheinlich herzlich egal.
Herzog Garske war längst auf dem Marmorsitz in seiner Loge zusammengesunken, weil er das nahende Unheil kommen sah, während sich die Zuschauer auf den Rängen immer ungenierter freuten. Doch schon im nächsten Moment zuckten sie wie unter einem heftigen Schlag zusammen, und gleich darauf erklang ein lautes Rumoren, das alle erschaudern ließ. Erst, als auch die Gepanzerten um ihn herum haltlos zurücktaumelten, wurde Urok bewusst, was geschehen war.
Die Erde unter ihren Füßen – sie hatte gebebt!
Das Zittern, das sich durch den Sand bis in seine Fußsohlen fortsetzte, ließ ihn alle Strapazen vergessen. Endlich! Das Blut der Erde kehrte in seine alten Bahnen zurück! Ja, mehr noch, es schickte sich an, Sangor für seinen Hochmut zu strafen.
Nur umso wütender rannten zwei Gepanzerte gegen Urok an, in dem gemeinsamen Versuch, ihn mit der puren Wucht ihrer massiven Körper umzureißen. Doch die beiden kamen nicht weit. Ein neues Beben spaltete den Sand zu ihren Füßen und formte einen breiten Riss, genau dort, wo sie gerade hatten auftreten wollen. Knietief versanken sie im dunklen Nichts und blieben in dem nach unten hin schmaler werdenden Schlund stecken.
Urok brauchte ihnen nur noch die Köpfe abzuschlagen, um sich ihrer zu entledigen, was er beim ersten auch tat. Beim zweiten begnügte er sich jedoch damit, ihn mit einem kräftigen Tritt gänzlich in den frischen Spalt zu befördern. Mitsamt den nach innen brechenden Sandmassen rutschte der Gepanzerte tiefer hinab und wurde schon bei der nächsten Erdbewegung zwischen den wieder dichter zusammenrückenden Schollen zerquetscht.
Es knackte und knirschte, und weiße Gallertmasse quoll zwischen den Fugen der Hornrüstung hervor, doch Urok sah sich schon längst nach neuen Gegnern um.
Rücken an Rücken mit Benir stand er bereit, weitere Wellenschwerter abzuwehren, doch statt nachzurücken taumelten die Gepanzerten verstört und orientierungslos umher.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte ihn der Schattenelf über die Schulter hinweg.
»Das ist das Blut der Erde!«, rief Urok und lachte schallend. »Spüre seine Macht! Und vertraue darauf, das es die Richtigen straft!«
Links von ihnen, am schmalen Ende des Arenenovals, zischte eine Dampfsäule zwischen den Zuschauern empor und nebelte die Ränge mit einer alles verbrühenden Wolke ein. Die Unglücklichen, die sich im Zentrum des Wasseraustritts befanden, wurden auf der Stelle bei lebendigem Leibe gegart, jenen, die mehr am Rande standen und noch zu flüchten versuchten, platzte die Haut überall am Körper auf. Halb blind und mit entstellten Gesichtern
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