Blutorks 3 - Blutorks 3
wohnten dem Zeremoniell natürlich nicht nur aus Höflichkeit und Respekt bei, sondern auch, weil sie sich Neuigkeiten über seine Nachforschungen erhofften.
Am Rande des großen Sees, der sich nahe der Stadtmauern erstreckte, hatten die Wasserelfen alles für ihr höchstes Fest, den Tag der Quelle, aufgebaut, und wie es schien, stand selbst die Sonne auf ihrer Seite. Nach vielen Tagen des peitschenden kalten Regens zeigte sie sich in ihrem vollen Rund am wolkenlosen Himmel, und die Menschen, Orks und Elfen, die aus Rabensang, Dunkeltann und den umliegenden Dörfern hergepilgert waren, dankten es durch ihr zahlreiches Erscheinen und das fröhliche Gelächter, mit dem sie sich am Ufer drängten. Die hohe Erwartung der Zuschauer war mit Händen zu greifen, denn es hieß, dass die Elfen diesmal ein ganz besonderes Schauspiel vorbereitet hätten.
»Was gibt es Neues über den Mord an unserem Priester?«, wollte Raam unvermittelt wissen, halblaut, den Blick weiterhin auf die um sie herum drängende Menge gerichtet. Das Misstrauen, das ihm dabei aus vielen Gesichtern entgegenschlug, war nicht zu übersehen. Die üblen Gerüchte über die blutigen Rituale der Kaltblüter wollten einfach nicht verstummen.
Vuran hatte Raams Frage natürlich erwartet, wenn auch nicht so früh, mitten unter aller Augen. Aber vielleicht war es ganz gut, dass der Hohepriester schon jetzt das unangenehme Thema ansprach. Hier in der Öffentlichkeit war er gezwungen, die Form zu wahren.
»Ich wünschte, ich könnte dir etwas Zufriedenstellendes mitteilen«, erklärte Vuran wahrheitsgemäß. »Aber leider liegt für mich weiterhin im Dunkeln, wie unser Novize und dein Priester ums Leben kamen.« Er wollte noch hinzufügen, dass es niemanden in der Stadt gab, der die beiden Toten zusammen gesehen hatte, aber Raam kam ihm zuvor.
»Tatsächlich?«, fragte der Hohepriester lauernd, das Gesicht nun doch Vuran zugewandt. »So hast du also auch keine Beweise dafür gefunden, dass dieser Andro von meinem Mann geopfert wurde, um dem Blut der Erde zu schaden, wie überall in Ragon behauptet wird?«
Vuran hätte beinahe den Blick unter den stechenden Schlangenaugen gesenkt, doch obwohl eine eisige Klaue nach seinem aufgeregt pochenden Herzen zu greifen schien, sah er Raam weiterhin an. »Assra und unser Novize kamen im selben Raum zu Tode«, erklärte er, »das ist weiterhin der einzige Beweis für die Schuld eures Mannes.«
»Und das Wort Sevaks«, fügte Raam, wie immer bestens unterrichtet, leise zischelnd hinzu.
»Auch der Kommandant der Elfengarde hat nicht mit eigenen Augen gesehen, wie unser Novize getötet wurde«, wehrte Vuran ab, »sondern nur Schlüsse gezogen. Aus den Umständen, die er vorgefunden hat, und aus der Flucht des Schlangenpriesters. Es besteht aber die Möglichkeit, dass euer Mann die Färberei erst kurz zuvor betreten und nur befürchtet hat, genau dessen beschuldigt zu werden, für was ihn die Elfen nun tatsächlich anklagen.«
»So glaubst du also, dass Sevak selbst ein Mörder ist, der den Tod verdient?« Die Stimme des Schlangenpriesters schwankte zwischen Hohn und Verachtung. Ehe Vuran hastig verneinen konnte, fuhr Raam schon voller Empörung fort: »Aber nein, Erster Streiter von Rabensang, natürlich glaubst du selbst nicht daran, dass Assra vor einem dieser elenden Elfen in Angst davongelaufen wäre! Vielmehr vertraust du den Trugbildern, die die Elfen euch Orks und den Menschen zeigen, um aller Welt ein Komplott der Schlangenpriester vorzugaukeln!«
Vuran spürte Ärger in sich aufsteigen. »Nein«, antwortete er so scharf, dass einige tiefer unter ihm sitzende Orkbrüder die Köpfe wandten; auch Ulke war unter ihnen. Trotzdem fuhr Vuran unnachgiebig fort: »Ich glaube grundsätzlich nicht an Trugbilder, weder an die deinen noch an die der Elfen.«
Raams Mundwinkel zuckten zufrieden in die Höhe. »So freut es mich zu hören, dass es noch einen Ork gibt, der unvoreingenommen nach der Wahrheit sucht. Vielleicht erkennst du eines Tages, was wirklich gespielt wird, wenn du einsiehst, dass meine Nebelbilder die Wahrheit zeigen.«
Ehe Vuran etwas darauf erwidern konnte, erfüllte ein lautes Raunen die Luft und richtete seine Aufmerksamkeit auf die fünf Fontänen, die unvermittelt dem See entstiegen. Die mittlere von ihnen war purpurfarben und am höchsten von allen, die beiden sie flankierenden waren ein wenig herabgestuft und blutrot und die zwei golden schimmernden an Anfang und Ende dieser Reihe am niedrigsten. Vom
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