Blutorks 3 - Blutorks 3
Ufer aus gesehen musste ihre Einfärbung wie ein Wunder anmuten, doch von der Tribüne aus waren unter der Wasseroberfläche die Schatten der speziell gezüchteten Raubkraken zu sehen, die die Springfluten mit dichten Wolken aus ihren Tintendrüsen speisten.
Nachdem alle Gespräche verstummt waren, fielen die Wassersäulen wieder in sich zusammen. Nun traten die höchste aller hiesigen Elfen und die Königin von Ragon auf einem extra am Ufer für sie freigehaltenen Streifen zusammen. Sabu und Monea versicherten sich ihrer gegenseitigen Hochachtung und tauschten noch weitere Artigkeiten aus, bevor sie das große Schauspiel zu Ehren des Leibes für eröffnet erklärten.
Als sie danach zu ihren Plätzen gingen, sah Monea zu Vuran auf und schenkte ihm ein kurzes, nur für ihn bestimmtes Lächeln, das er nicht zu erwidern wagte.
Von einer dunklen Vorahnung heimgesucht, warf er Raam einen kurzen Seitenblick zu. Der Hohepriester und seine Vasallen wirkten vollkommen entspannt, doch in ihren Augen lag ein erwartungsvolles Glitzern, das Vuran fröstelnd ließ.
Die Fontänen auf dem See schossen unterdessen erneut empor, noch viel höher als beim ersten Mal. Dazu gesellten sich unzählige schäumende Wasserpilze, die sich wie in großen Wellen hoben und senkten und die gesamte Oberfläche zum Wabern brachten.
Mehrere von Elfenpriestern gebildete Beschwörungskreise waren für dieses einzigartige Schauspiel verantwortlich. Ihre miteinander vereinten Kräfte sorgten für immer neue Formationen und Bewegungen, die das Auge erfreuten, insbesondere wegen der häufig wechselnden und ineinanderfließenden Farben, die sich zu immer neuen Schattierungen mischten und wieder voneinander trennten.
Anfangs war dabei nur ein gleichmäßiges Rauschen zu hören, doch je stärker die Fontänen in Bewegung gerieten, desto höhere Töne erfüllten die Luft. Die Klänge verwoben sich zu einer sphärische Melodie, einem Lied von überirdischer Schönheit, das alle Zuschauer – zumindest alle warmblütigen – tief im Herzen berührte.
Selbst Vuran erschauerte, als die ersten Tänzer das Ufer verließen. Elfen waren allgemein als Wasserläufer bekannt, doch jene, die sich auf die sprudelnden Fluten wagten, verfügten über ein besonderes Geschick. Scheinbar schwerelos sprangen sie die ansteigenden Säulen hinauf und herab, jeder für sich allein, aber doch im gemeinsamen Tanz vereint.
Der Geschickteste von ihnen war zweifellos Sevak, der Kommandant der Elfengarde, darum sprang er auch in der Mitte umher und erklomm dabei die höchsten Höhen.
Inzwischen stiegen auch die Tentakel der Raubkraken aus dem Wasser empor, um sich in exakt aufeinander abgestimmten Bewegungen hin und her zu wiegen.
Mit angehaltenem Atem verfolgten die Zuschauer das Spektakel, so wie in jedem Frühling, doch diesmal bekamen sie mehr denn je geboten. Unter immer helleren und feiner miteinander versponnenen Klängen sprang Sevak auf die höchste der fünf Fontänen zu und glitt ohne sichtliche Anstrengung an ihr empor. Lautes Fußstampfen belohnte diesen ansatzlosen Sprung, der ihn tatsächlich auf die gewölbte Haube der pilzförmig auseinanderfließenden Fontäne katapultierte.
Doch wer geglaubt hatte, dass dies schon die angekündigte Sensation wäre, wurde gleich darauf eines Besseren belehrt.
Eben noch auf der Wassersäule balancierend, schwebte Sevak plötzlich noch viel höher empor. Scheinbar schwerelos und wie an unsichtbaren Schnüren gezogen stieg er gen Himmel. Erst weit über ihren Köpfen, mindestens zwanzig Speerlängen oberhalb der hohen Fontäne, verharrte er in der Luft und ließ sich von der begeisterten Menge für dieses Kunststück feiern.
Diese elenden Elfen! , durchfuhr es Vuran mit eisiger Kälte. Wie können sie nur in Gegenwart der Schlangenpriester den Atem des Himmels nutzen?
Mit einem raschen Seitenblick versuchte er zu ergründen, wie Raam auf diesen Affront reagierte, doch zum Glück blieb der Hohepriester ebenso gelassen wie seine Vasallen. Was hätten sie auch tun sollen? Erbost aufzuspringen und das Fest zu verlassen hätte nur all die Vorbehalte geschürt, die ohnehin schon gegen die Reptilien bestanden. Indem sie ruhig sitzen blieben, legitimierten sie allerdings Sevaks Bestrebungen, sich auch der Kräfte des Himmelsatems zu bedienen.
Abgesehen von Raam wirkte die gesamte Delegation aus der Himmelsfeste wie in Trance versunken. »Glaubst du nun, dass meine Nebelbilder die Wahrheit zeigen?«, fragte der Hohepriester mit einem
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