Blutorks 3 - Blutorks 3
laut genug, dass es für Urok zu verstehen war. »Das würde auch ihre Verbitterung erklären.« Seine Stimme schwankte plötzlich vor Entsetzen. »Das … das habe ich nicht gewusst …«
Urok konnte sich nicht helfen, aber die Bestürzung dieses zu schmal geratenen Zwergs wirkte echt auf ihn. In der Käfigmitte angelangt, sackte Benir in sich zusammen. Eine Weile kauerte er einfach nur da, den Kopf gesenkt, mit gekrümmtem Rücken und untergeschlagenen Beinen, und haderte mit sich selbst.
»Das habe ich nicht gewusst«, wiederholte er immer wieder, bevor er unvermittelt fragte: »Was mag nur mit ihrem Kind passiert sein?«
Aus diesem merkwürdigen Elfenpack wurde Urok einfach nicht schlau. Benir hatte doch behauptet, das Weib wäre seine Feindin. Warum empfand er dann auf einmal ein solches Mitleid mit ihr?
Urok dämmerte eine Weile erschöpft vor sich hin. An erholsamen Schlaf war nicht zu denken, denn nun, da aller Kampfesrausch von ihm abgefallen war, verspürte er den Schmerz immer deutlicher. Je stärker die Schwellungen auf seiner Haut anwuchsen, umso quälender wurden sie für ihn.
»Ich bin nicht so wie Feene«, brachte sich Benir wieder in Erinnerung. »Mögen wir auch beide von Hass erfüllt sein, so will ich doch niemandem rauben, was sein ist, sondern nur zurückhaben, was zu mir gehört. Dazu bin ich sogar bereit, mich mit einem störrischen Lindwurmschädel, wie du einer bist, zu verbünden.«
Urok war zu sehr damit beschäftigt, seine Schmerzen zu ertragen, um dieses Angebot mit der ihm zustehenden Verachtung zu strafen.
»Lass dir gefälligst helfen«, forderte Benir ungeduldig, »oder du wirst an deinen Verletzungen zugrunde gehen. Greif auf die Kraft zurück, die in dir steckt!«
Urok glaubte nicht an das Geschwätz des Elfen, konnte seine Ohren aber auch nicht davor versperren.
»Dieser Ort birgt seit einigen Tagen große Kraft«, faselte Benir weiter rätselhaft daher. »Es ist nicht die, die mir vertraut ist, und ihr dennoch sehr ähnlich. Ich kann es selbst nicht genau erklären, aber …« Er verstummte.
Wo das Blut wieder zirkuliert, pocht es gegen das nächste Hinder nis , kam Urok unwillkürlich die gewisperte Botschaft in den Sinn, die er in Rabensang vernommen hatte.
Konnte es denn sein, dass auch ein so widerliches Geschöpf wie dieser Schattenelf das zuvor abgeschnürte Blut der Erde, das nun wieder bis Sangor pulsierte, bemerkte? Der Krieger versuchte sich sofort gegen diesen widernatürlichen Gedanken zu sperren, doch in seinem geschwächten Zustand fehlte ihm die Kraft dazu.
»Es ist keine Sache des Verstandes«, beschwor ihn Benir mit durchdringender Stimme, »sondern des Herzens. Du hast die Gabe, nach den unsichtbaren Kräften zu greifen, die unsere Welt gestalten, das hat deine Flammenhand bewiesen. Also nutze diese Kräfte jetzt zu deinem Vorteil!«
Urok wusste beim besten Willen nicht, was der Kerl von ihm wollte.
»Wirf die Ketten des Unglaubens ab, die deinen Geist in schwere Eisen geschlagen haben«, forderte der Elf mit noch größerer Inbrunst. »Nur wer sich dem Atem des Himmels ohne Vorbehalt hingibt, kann ihn ganz und gar erfahren.«
Allein bei der Erwähnung des fremden Glaubens sträubten sich Urok die Nackenhaare, doch die Stimme des Schattenelfen hatte inzwischen einen einlullenden Klang angenommen, dem er sich nicht mehr zu entziehen vermochte.
Menschen und Schattenelfen waren ein Übel, das ausgemerzt gehörte. Nur Hüter des heiligen Horts verstanden es, den Willen des Bluts zu verstehen! Das und noch viel mehr gehörte zu den grundsätzlichen Weisheiten, die ihn normalerweise davon abgehalten hätten, sich von den Worten eines Schattenelfen in einen Zustand der geistigen Entrückung treiben zu lassen. Aber zerschunden und ausgelaugt, wie er war, befand er sich ohnehin auf halbem Weg dorthin. Außerdem fehlte ihm ganz einfach die Kraft zum Widerstand.
»Richte deinen Blick nach innen!«, forderte Benir mit eindringlicher Stimme. Den Blick nach innen richten? Was war das wieder für ein Unsinn? »Konzentriere dich auf das Rauschen in deiner Lunge, und spüre dem Atem nach, der sie kühl und angenehm durchströmt.«
Ohne dass er es wollte, versank Urok tatsächlich in sich selbst, bis der Schlag seines Herzens in seinen Ohren zu dröhnen begann. Immer lauter und lauter erklang das Pochen, dessen Rhythmus sich auf den ganzen Körper übertrug. Ein heißes Prickeln durchströmte jeden einzelnen Muskel und breitete sich aus, bis in die letzte Faser
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