Blutorks 3 - Blutorks 3
würde den Wundarzt hoffentlich davon überzeugen, dass alles mit rechten Dingen zuging.
»Im Blutrausch bin ich unbezwingbar«, behauptete Urok, schon wieder reichlich kampfeslustig. »Ich schlage alle Türen ein und bahne uns einen Weg hinaus aus dieser grässlichen Stadt.«
»Unsinn!«, wies ihn Benir zurecht. »Auch du kannst es nicht allein mit ganz Sangor aufnehmen. Wir müssen mit Verstand vorgehen, selbst wenn das einem wie dir schwerfällt.« Die kränkenden Worte taten ihm schon leid, bevor er sie ganz ausgesprochen hatte, doch es war zu spät. Uroks Miene verfinsterte sich.
Ich muss selbst noch eine Menge lernen , dachte der Schattenelf, der doch auf den Ork mindestens ebenso angewiesen war wie dieser auf ihn. Darum hatte sich Benir auch fest vorgenommen, ihm ohne Vorbehalte zu begegnen, aber das war gar nicht so einfach wie gedacht. Sich etwas vorzunehmen und es wirklich auszuführen, waren nun mal zwei verschiedene Dinge.
Statt sich zu entschuldigen, schnitt Benir lieber ein anderes Thema an. »Es gibt noch einen Grund, warum wir – oder zumindest ich – nicht einfach wild um uns schlagen können«, erklärte er. »Feene hat meinen Sohn verschleppt. Ich muss wissen, wo er ist, und ihn mit mir nehmen, sonst werde ich ihn wohlmöglich nie wiedersehen.«
Dafür hatte Urok Verständnis, das war ihm deutlich anzumerken. Das wuchtige Kinn auf die rechte Hand gestützt, nahm sein Gesicht einen grübelnden Ausdruck an. »Wir brauchen Verbündete, die sich draußen für uns umsehen«, murmelte er. »Mit mir wurden auch noch andere Krieger aus Arakia gefangen genommen. Aber die sind mir nicht unbedingt wohl gesinnt.«
»Ich habe dafür schon jemand anderen im Auge«, eröffnete ihm Benir und erzählte von Tarren, der regelmäßig Besuch von vertrauten Frauen bekam, die für ihn in Sangor spionierten.
Ehe er dies jedoch genauer ausführen konnte, hörten beide mit ihren scharfen Ohren – in diesem Punkt standen sie sich in nichts nach – leise Schritte auf dem Gang. Es war der übliche Rundgang der Wache, die feststellen wollte, ob noch alles in Ordnung war.
Urok stellte sich sofort wieder schlafend, Benir lümmelte hingegen auf dem Boden herum, als hätte er fürchterliche Langeweile. Kurze Zeit später sah der Wächter durch die vergitterte Sichtluke zu ihnen herein. Da ihm Benir keine Beachtung schenkte, entfernte er sich bald wieder, kehrte aber nach genau dreiundzwanzig Schritten leise zurück und verharrte eine ganze Weile nahe der Tür, um abzuwarten, ob sich nicht doch noch etwas erlauschen ließ. Da aber alles still blieb und nur der Kampflärm aus der Arena zu hören war, wurde ihm bald langweilig, und er zog wieder ab.
Sobald der lästige Kerl verschwunden war, setzte sich Urok wieder aufrecht hin, schlug aber diesmal die Beine untereinander, so wie Benir es die ganze Zeit über machte. Besser hätte der Ork gar nicht zeigen können, dass er auf eine neue Übung brannte, die ihm das Blut der Erde näherbrachte.
»Konzentriere dich auf dein Innerstes«, forderte der Schattenelf von ihm. »Versuch die Flamme zu finden, die du schon gestern gesehen hast.«
Und Urok tat, wie geheißen.
Im Palast des Herzogs
Wie aus dem Nichts heraus stand der Schattenelf plötzlich vor ihr. Eben noch ein flirrender Schemen, der zum Fenster hereinschwebte, nahm sein Körper übergangslos fest umrissene Formen an. Er trug einen der hässlichsten Mäntel, die Inome je gesehen hatte, ein wahrer Fusselteppich aus krausen Fäden in den unterschiedlichsten Farben, die ihn aussehen ließen wie ein verschmutztes Langhaarfell.
Was auf den ersten Blick wie die Kleidung eines umherziehenden Bettlers wirkte, war in Wirklichkeit von kundigen Meisterhänden geknüpft. Dazu hatten sie in unendlicher Geduld Myriaden von dünnen Garnen zu offen auseinanderfallenden Bündeln verwebt, die alle Grundfarben dieser Welt wiedergaben. Schlaff in die Tiefe hängend, mischte sich diese Vielfalt zu einem die Augen beleidigenden Farbengemisch, doch vom Atem des Himmels beseelt, richteten sich die dicht an dicht geknüpften Bündel so aus, dass genau die Fäden, die dem Farbton der Umgebung am besten entsprachen, die übrigen Fasern überdeckten, oder sie verdrehten sich mit anderen zu der entsprechenden Nuance. Dadurch verschwammen der Mantel und sein Träger umgehend vor dem gerade gegenwärtigen Hintergrund.
Ein wahrhaft magischer Vorgang, der den Schattenelfen viele Vorteile verschaffte, aber unter Sangors Einwohnern für
Weitere Kostenlose Bücher