Blutorks 3 - Blutorks 3
rechtes Knie und die linke Hand befanden. Verblüfft beobachtete er, wie sich ein nach innen einfallender Trichter bildete, der sich schließlich zu einem schwarzen Loch auswuchs.
Bei Vuran! Konnte es denn wirklich sein? Befand sich da tatsächlich ein rettender Hohlraum, nur von einer armdicken Eisschicht bedeckt?
Seine steif gefrorenen Finger ließen sich nicht mehr krümmen, doch er konnte noch seinen Arm bewegen. Hastig schob er die Hand hin und her, bis er einen langen Spalt geschaffen hatte, der jedoch viel zu schmal war, um sich zwischen den massiven Schneeblöcken, die ihn einrahmten, hindurchzuzwängen, und Bava fehlte es einfach an Kraft, um einen größeren Zugang zu graben. Eine körnige Schnee- oder Hageldecke beiseiteschaufeln war alles, was er noch vermochte, zu mehr reichte es nicht mehr.
Wimmernd gab er die nutzlosen Versuche auf.
Konnte es denn wirklich sein, dass ihn das Blut der Erde so schrecklich strafte? Ihm nur Hoffnung machte, um sie ihm gleich darauf wieder mit aller Macht zu nehmen?
Lasst es endlich enden! , bat er im Stillen, während ihm zwei hervorquellende Tränen in den Augenwinkeln zu Eis erstarrten. Blut der Erde, ich gebe dir mein Leben hin. Verfüge darüber, wie du es für richtig hältst.
Ein warmes Gefühl, das er zuerst für Selbstmitleid hielt, stieg in ihm auf. Erst als er das helle Flackern hinter dem Spalt sah, wurde ihm klar, dass es dafür eine andere Erklärung gab. Verblüfft zog er seine Rechte wieder hervor und starrte auf die Flammen, die aus Handrücken und Fingern schlugen.
Seine Feuerhand, da war sie wieder! Er hatte gedacht, sie für immer verloren zu haben.
Bava hätte sie sich am liebsten fest ins Gesicht gedrückt, um die Kälte aus seinem Körper zu vertreiben, doch er durfte seine gepeinigte Haut nicht auch noch verbrennen.
Aber zumindest seine brennenden Finger tauten wieder auf, und so benutzte er sie, um den Spalt vor ihm zu erweitern.
Wieder und wieder grub er sie in den festen Schnee, der unter der starken Hitzeeinwirkung rasch nachgab. Von diesem Erfolg angetrieben, spürte Bava das Leben in sich zurückkehren. Unartikulierte Laute des Triumphs von sich gebend, kniete er sich hin und grub wie besessen weiter.
Der Flammenschub reichte gerade lange genug, um einen schmalen Durchschlupf zu schaffen, durch den er sich, mit dem Kopf voran, hindurchzuzwängen vermochte. Von tiefer Dunkelheit umgeben, kam er im Inneren der Höhle an.
Als er sich mit dem Rücken an der Wand entlangschob, merkte er, dass es sich um überfrorenen Fels und nicht um eine Schneewehe handelte. Gleichzeitig schlug ihm Kot- und Aasgeruch entgegen – und noch etwas anderes, Undefinierbares, das irgendwie nach nassem Fell roch.
Nach all dem Tosen und Brausen des draußen wütenden Hagelsturms brauchten seine Ohren eine Weile, um sich an die in der Höhle herrschende Stille zu gewöhnen. Aber schließlich drang doch das gleichmäßige Brummen an sein Ohr, das in einem tiefer im Dunkeln liegenden Bereich erklang.
Ein Tier! , schoss es ihm durch den Kopf. Ja, kein Zweifel. Er war tatsächlich in die Behausung eines schlafenden Tiers geraten. Auch als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er nicht erkennen, um was es sich genau handelte, doch dem laut rasselnden Atmung nach musste es sich um ein verdammt großes Raubtier handeln.
Nachsehen wollte er lieber nicht, sondern streckte sich einfach erschöpft auf dem kalten Boden aus. Der Einstiegspalt, den er freigelegt hatte, setzte sich bereits wieder mit neu herangewirbelten Hagelkörnern zu, und so schrumpfte auch der fahle Lichtstreifen, der durch die Öffnung zu Bava hereinfiel, immer mehr zusammen.
Bis er in völliger Dunkelheit lag und vor Erschöpfung einschlief.
Danke, Vuran , war sein letzter Gedanke. Lieber bei lebendigem Leib gefressen werden, als weiter so elendig zu frieren.
Am heiligen Hort
Auch über die große Entfernung hinweg war das Aufleuchten zwischen den weißen Wolken deutlich zu erkennen. Trotz des hellblauen Himmels sah es so aus, als würde am Horizont ein Gewitter toben.
Ursa wusste es besser. Fröstelnd schlang sie die Arme fester um den Leib, denn in Wirklichkeit verrichteten über der Schwarzen Marsch die Lichtbringer ihr blutiges Handwerk. Der bloße Gedanke verursachte ihr Übelkeit, trotzdem konnte sie sich nicht entschließen, ihren Beobachtungsplatz aufzugeben. Von hier oben, dem Rande des hoch über die Wälder aufragenden Horts aus, konnte sie sehen, wie tief die
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