Blutorks 3 - Blutorks 3
führte sie an.
»Inome! Namihl!«, rief er, wild mit der rechten Hand winkend, als gäbe es keine Stadtmauer mit Wehrgängen in der Nähe.
»Zavos!«, antwortete Namihl nicht gerade leiser und lief ihm entgegen.
Kurz bevor sie unter die langen Läufe der Kreaturen geraten wäre, warfen diese ihre unteren Köpfe zurück und stemmten sich so abrupt in den Untergrund, dass Staub aufwallte.
Was als Nächstes geschah, verblüffte Grindel zutiefst: Auf einmal platzte Zavos in der Mitte auseinander. Ganz leise, ohne auch nur einen Tropfen Blut zu vergießen, stand er plötzlich zweigeteilt vor Namihl.
Während der untere Teil mit dem lang gezogenen Kopf nach den spärlichen Grashalmen auf dem Boden zu suchen begann, lief der andere, der auf einmal zwei Beine aufwies und auch sonst wie ein ganz normaler Hellhäuter aussah, auf Namihl zu, packte sie an den Schultern und küsste sie wild.
Erst als Grindel den Ledersattel auf dem Rücken des Unterteils im Mondlicht ausmachte, dämmerte ihr, dass sie einem Irrtum erlegen war. Die Barbarenkrieger waren ganz normale Hellhäuter, sie ritten nur auf ungewöhnlichen Tieren, wie sie die Ork noch nie zuvor gesehen hatte.
Vorsichtig ging sie auf das von Zavos zu und streckte ihre Hand aus, um es am Kopf zu streicheln. Lindwürmer ließen sich das gern gefallen, doch dieses wich sofort ängstlich zurück und stieß dabei einen lang gezogenen, schrillen Laut aus.
»Das sind wohl die ersten Pferde, die du zu sehen bekommst«, sagte Inome, die an ihrer Seite geblieben war.
»Pferde?«, wiederholte Grindel überrascht. »Die gibt es wirklich? Ich dachte, das wären nur Legenden, so wie Trolle oder Zwerge.«
Staunend ließ sie den Blick über das hellbraune Kurzhaar der verletzlich, aber sehr beweglich wirkenden Tiere schweifen, während Inome die übrigen Barbaren begrüßte.
»Was gibt es für Neuigkeiten?«, wollte Zavos wissen. »Wir alle halten die Ungewissheit nicht mehr aus. Als Gladiator ist Tarren seines Lebens nicht mehr sicher. Wir müssen endlich handeln, bevor es zu spät ist und …«
»Es geht meinem Bruder gut!«, unterbrach Namihl seinen Redeschwall. »Außerdem haben wir Verbündete gewonnen, die Gothar ebenso hassen wie wir. Auch einige von ihnen müssen in der Arena um ihr Leben kämpfen. Mit ihrer Hilfe wird es uns gelingen, Tarren zu befreien, ohne dass jemand gegen die Stadtmauern anrennen muss.«
Geduld war nicht Zavos' Stärke. Die Aussicht auf eine noch längere Zeit untätigen Wartens verübelte ihm die Laune.
»Verbündete?«, stieß er verächtlich hervor. »So wie die Fette da? Was sollen uns die schon helfen?«
Grindel drehte sich zu ihm um, schlug die Kapuze zurück und machte: »Hihihi!«
Ihr Anblick raubte dem Barbaren mit der Klauenkette die Fassung. Entsetzt stolperte er zurück und langte nach dem Schwert an seiner Seite.
Namihl sprang ihm sofort hinterher und umklammerte seine Hand. »Lass das!«, fuhr sie ihn scharf an. »Grindel ist eine verlässliche Gefährtin, die uns schon oft geholfen hat.« So überzeugend, wie sie das vorbrachte, klang es so, als würde sie es auch so meinen.
Eine verlässliche Gefährtin! In der Sprache dieser Barbarin war das wohl eine Kriegerin, die anderen treu zur Seite stand. In Grindels Ohren hörte sich das gut an.
Nachdem Namihl eine Zeit lang auf ihn eingeredet hatte, gelang es Zavos, den Gedanken zu akzeptieren, dass es offenbar auch Orks gab, denen man nicht gleich die Klinge durchs Auge jagen musste.
»Morgen gibt es einen kleinen Schaukampf für den Herzog«, wusste Inome anschließend zu berichten. »Er will prüfen, ob Urok schon für einen Kampf gegen Benir bereit ist. Ich werde Gothar begleiten und mit etwas Glück Tarren endlich einmal wiedersehen.«
Auch Namihl setzte alles ein, um Zavos zu überzeugen. Die versammelten Krieger aus Bersk, die sich in den umliegenden Hügeln versteckt hielten, mussten noch eine Weile ausharren, während sie mit Inome einen Plan zu Tarrens Befreiung ausheckte. Nicht nur mit klugen Worten überredete sie ihn, sondern auch mit vertraulichen Gesten und Liebkosungen, denen er sich auf Dauer nicht zu widersetzen wusste.
»Orks und sogar ein Schattenelf!« Zavos schüttelte den Kopf. »Ihr lasst euch wirklich was einfallen, das muss ich euch lassen. Deshalb will ich euch noch ein letztes Mal Zeit einräumen. Aber nicht mehr als drei Tage, versteht ihr?« Dabei hob er die rechte Hand, deren Daumen auf dem gekrümmten kleinen Finger lag, während die anderen drei
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